BREMEN/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die ARD-Anstalten haben sich unter dem Druck der Politik auf ein gemeinsames Vorgehen beim Streichen von Radiowellen verständigt. Wegfallen sollen gemäß dem vereinbarten Szenario vor allem über DAB+ zu empfangende Programme, wie der öffentlich-rechtliche Senderverbund mitteilte.
Betroffen ist den bisherigen Plänen zufolge etwa das Maus-Radio des Westdeutschen Rundfunks (WDR). Die ARD-Anstalt kündigte an, das Maus-Radio weiterzuentwickeln und als Web-Stream zum "Herzstück" in einem neuen Kinderbereich der ARD-Audiothek zu machen. Zum Einsparen sollen auch weitere Kooperationen von Wellen beitragen, wie die ARD ankündigte.
Noch weitere Schritte nötig
Die Anzahl der regionalen Hörfunkprogramme in der ARD soll nach dem Willen der Bundesländer von rund 70 Wellen auf 53 sinken. Das soll bis spätestens zum 1. Januar 2027 geschehen.
Bis zu endgültigen Entscheidungen über einzelne Wellen sind aber noch weitere Schritte in den jeweiligen ARD-Häusern und in der Politik nötig. Welche Programme konkret wegfallen werden, wurde von der Politik nicht festgelegt.
Deshalb ringen die Anstalten derzeit intensiv, wen es trifft. Am ehesten sind allein via DAB+ verbreitete Wellen auf dem Prüfstand, die nicht auch klassisch via UKW gesendet werden. Das ist zum Beispiel auch beim Jugend-Angebot Tweens (Mitteldeutscher Rundfunk) der Fall.
Der WDR plant zudem, auch seinen digitalen Kanal WDR Event einzustellen. Für das interkulturelle Radioprogramm Cosmo des WDR gilt dagegen, was der Sender bereits mitgeteilt hatte: Es soll nicht abgeschaltet werden.
ARD-Audiothek soll als gemeinsame Plattform gestärkt werden
Offen ist auch, was bei einem Wellen-Aus vom Programm teilweise im Netz weiterleben kann - vor allem in der ARD-Audiothek. Sie soll deshalb als gemeinsame Plattform gestärkt werden, wie die ARD erneut betonte.
Als Richtlinie vorgegeben ist: Eine ARD-Anstalt soll als Grundwert maximal vier terrestrisch verbreitete Programme anbieten. Aber es können mancherorts doch mehr sein: Zusätzlich kann das Landesrecht vorsehen, dass ein ARD-Haus ein weiteres Hörfunkprogramm pro volle sechs Millionen Einwohner im Sendegebiet anbietet. Das ist vor allem für Bundesländer mit hoher Bevölkerung interessant und für ARD-Häuser mit Sendegebiet in mehreren Bundesländern.
Zudem gibt es bereits gemeinsame Programme unter anderem am Abend und in der Nacht, wenn Wellen verschiedener ARD-Häuser ihr Angebot bündeln. Gemeinsam gesendet wird etwa von Pop-Wellen und in Info-Programmen.
All das ist Teil der ARD-Reformen, um Doppelstrukturen abzubauen und Geld zu sparen. Das geschieht besonders in Zeiten mit im Vergleich weniger Hörerinnen und Hörern. Primetime für das Radio ist dagegen der Morgen. Allerdings sind Einsparungen beim Radio pro Sendeminute deutlich niedriger als im Fernsehen. Die TV-Produktion ist im Schnitt um ein Vielfaches teurer./fd/rin/DP/zb