DJ MARKT-AUSBLICK/Börsenampel steht auf Grün
Von Herbert Rude
DOW JONES--Die Aussichten an den Aktienmärkten bleiben günstig. In den USA sind die Technologiewerte auf Rallykurs zurückgekehrt. Da sich das Wachstum weiter abschwächt, nimmt die Zinssenkungsfantasie in den USA zu. Davon profitieren solche Titel, bei denen auch bei schwacher Konjunktur noch Wachstum erwartet wird, und das sind eben in erster Linie die Titel aus dem Technologiesektor. Zyklische inlandsorientierte Aktien sind dagegen kaum gefragt, wie die anhaltende relative Schwäche des Russell-2000 zeigt.
Nun kommt für Anleger aus der Eurozone von der guten Entwicklung der US-Börsen aufgrund der Dollarschwäche nicht viel an. Während der S&P-500 in Dollar seit Jahresbeginn 4,4 Prozent im Plus liegt, notiert er in Euro umgerechnet 7,9 Prozent im Minus. Ein umgekehrtes Bild ergibt sich für Anleger aus dem Dollarraum bei europäischen Aktien. Während der DAX in Euro gut 19 Prozent vorn liegt, sind es in Dollar gerechnet fast 30 Prozent. Die großen globalen Anleger haben also sozusagen einen doppelten Ertragshebel: Aktien und Währung.
An dem Bild dürfte sich erst einmal nichts ändern. Die bestehende Zinssenkungsfantasie in den USA sorgt dafür, dass die Renditedifferenz am langen Ende abnimmt. Damit dürfte der Druck auf den Dollar weitergehen. Da der Euro aber als unterbewertet gilt, sollte das bei den europäischen Aktien noch nicht für Gegenwind sorgen. Das wäre erst bei einer Überbewertung der Fall. Der faire Wert wird irgendwo zwischen 1,20 und gut 1,25 Dollar je Euro gesehen, heißt es mit Blick auf die Kaufkraftparität.
Zudem profitieren die europäischen Aktien und besonders der DAX nach wie vor von den deutschen Konjunkturpaketen und den damit verbundenen Anzeichen für einen Wirtschaftsaufschwung. Da die Renditen in der Eurozone trotzdem absolut betrachtet nach wie vor sehr niedrig sind, machen Anleihen Aktien keine wirkliche Konkurrenz. Störfeuer könnte in erster Linie von den Zollverhandlungen kommen, da die Trump'sche Deadline 9. Juli für die Abkommen näher rückt. Dabei sind aber auch positive Impulse über die Zollverhandlungen möglich.
Aus technischer Sicht stehen die Ampeln laut HSBC Trinkaus auf Grün: Im Verlauf des nun ablaufenden zweiten Quartals hat der DAX vom Jahrestief bis zum Jahreshoch nahezu 6.000 Punkte durchgehandelt. Im Vergleich zum ersten Quartal ergab sich ein tieferes Tief und ein höheres Hoch. In den vergangenen 35 Jahren habe der DAX auf Quartalsbasis 18-mal eine ähnliche Formation erzeugt wie jetzt. Im darauf folgenden Quartal habe es in 89 Prozent der Fälle steigende Kurse gegeben, und das bei einer durchschnittlichen Performance von 8,2 Prozent, heißt es weiter.
In der kommenden Woche stehen zunächst die deutschen Verbraucherpreise im Blick. Im Laufe der Woche werden dann die überarbeiteten Einkaufsmanager-Indizes veröffentlicht und am Freitag der deutsche Auftragseingang. In den USA kommt am Montag der neue Einkaufsmanager-Index aus Chicago und am Mittwoch der ADP-Arbeitsmarktbericht. Mit dem großen Juni-Arbeitsmarktbericht müssen sich die Marktteilnehmer nur bis Donnerstag gedulden, denn am nächsten Freitag bleibt die Wall Street wegen des US-Nationalfeiertags geschlossen. Erwartet wird, dass die Dynamik des Beschäftigungsaufbaus in den USA im Juni weiter abgenommen hat.
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June 27, 2025 06:15 ET (10:15 GMT)
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