
© Foto: Symbolbild von Nick Herasimenka auf Unsplash
Die Lufthansa-Aktie befindet sich in turbulenten Zeiten. Während die Eskalation im Nahen Osten für massive Kursverluste sorgte, brachten fallende Ölpreise zuletzt wieder Hoffnung. Doch JP Morgan sieht die Kranich-Airline weiterhin kritisch und stuft das Papier auf "Underweight" herab. Die US-Nachfrage bei der Lufthansa schwächelt. Und ob die aktuell noch niedrigen Treibstoffkosten die operativen Herausforderungen kompensieren können, steht in den Sternen. Anleger stehen jetzt vor einer schwierigen Entscheidung. Vor allem das Kursziel von JPM klingt nicht gut.
Flüge gestrichen
Die jüngste Eskalation zwischen Israel, den USA und dem Iran trifft auch natürlich die Lufthansa. Nach den US-Luftschlägen gegen iranische Atomanlagen strich die Airline sämtliche Verbindungen nach Tel Aviv und Teheran bis Ende Juli. Auch Flüge nach Amman, Beirut und Erbil fallen aus. Diese Routen gehören zu den gewinnträchtigsten im Streckennetz der Kranich-Airline. Die finanziellen Auswirkungen sind beachtlich. Jeder Tag mit Umleitungen kostet das Unternehmen bis zu einer halben Million Euro zusätzlich. Hinzu kommen entgangene Einnahmen in Millionenhöhe und der Wegfall wichtiger Umsteigepassagiere aus dem Nahen Osten. Das profitable Cargo-Geschäft leidet ebenfalls unter den eingeschränkten Frachtkorridoren. Erschwerend kommt hinzu, dass die Buchungen auf der wichtigen Transatlantik-Route um sechs Prozent unter dem Vorjahr liegen. Sparsame US-Urlauber und weniger Geschäftsreisen machen der Airline ebenso zu schaffen. Die Planungsunsicherheit für die kommenden Monate wächst.
Charttechnik
Charttechnisch gesehen präsentiert sich die Lufthansa-Aktie in einer schwierigen Verfassung. Nach dem letzten Rutsch unter die psychologisch wichtige Marke von 7 Euro bildete sich bei 6,80 Euro zwar ein Doppelboden und die Aktie konnte wieder über die 7 Euro klettern. Jedoch ist bei den Kerzenkörpern auf Wochensicht zuletzt zu sehen, dass viele von Ihnen einen langen Docht haben. Das bedeutet, dass von den erreichten Höchstkursen immer wieder Verkäufer die Kurse bis zum Wochenschluss nach unten drückten. Dies ist wenn es so häufig auftritt sicherlich nicht zu vernachlässigen und beachtenswert. Der Widerstand bei 7,42 Euro, dem Juni-Hoch, ist erstmal nicht mehr in greifbarer Nähe, obwohl es auch nicht so fern ist, aber der Verkaufsdruck ist immer wieder spürbar. Erst ein nachhaltiger Ausbruch über diese Marke könnte den Weg in Richtung 8,15 Euro ebnen. Danach sieht es allerdings zur Zeit nicht aus. Nach unten bleibt die Unterstützung bei 6,80 Euro entscheidend. Ein Bruch dieser Zone würde das Setup nochmals erheblich schwächen und zunächst Kurse im Bereich 6 Euro ermöglichen. Lässt der Druck auch danach nicht nach, kann es schon tatsächlich in Richtung 5 Euro gehen. Jedenfalls ist der seit April laufende Aufwärtstrend vorerst Geschichte. Die Aktie bewegt sich übergeordnet noch in einer Seitwärtsrange, nachdem sie zwischenzeitlich schon deutlich von ihrem Hoch im März 2023 bei 11,16 Euro verloren hat. Der RSI liegt mit einem Wert von 56 im neutralen Bereich.
Was tun?
Trotz der optisch niedrigen Bewertung mit einem KGVe von nur um die 7 überwiegen die Risiken deutlich. Auch die operative EBIT-Marge von unter 4 Prozent liegt weit unter dem Branchenschnitt. Dies ist nicht gut und zeigt strukturelle Probleme auf. Konkurrenten wie z. B. Ryanair haben deutlich über 10 Prozent Marge. JP Morgan jedenfalls bestätigt diese Einschätzung mit der Herabstufung auf "Underweight" und einem Kursziel von nur 5 Euro. Das entspricht einem fetten Abschlag zum aktuellen Niveau. Wir würden die Aktie derzeit aufgrund der erhöhten Risiken meiden.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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