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Die neue Chefin von Daimler Truck packt an. Karin Radstrom krempelt den größten Lkw-Konzern der Welt radikal um. Bis zu 5.000 Jobs in Deutschland stehen auf der Kippe. Gleichzeitig fusioniert das Unternehmen in Japan und zieht sich aus China zurück. Das Ziel ist ehrgeizig. So soll aus einem müden Konzern ein Margen-Weltmeister werden. Die Investoren hoffen auf zweistellige Renditen, während die aktuellen Zahlen noch im Mittelmaß stecken. Der Umbau ist zwar riskant, aber notwendig. Denn der Konkurrenzdruck wächst und die Zeit drängt. Am 8. Juli will Radstrom ihre Strategie vorstellen.
Radikaler Schnitt, Umbau, Neuerfindung
Radstrom setzt den Rotstift an. Das Sparprogramm trägt intern den Namen "Cost Down Europe". Dahinter verbirgt sich ein knallharter Plan. Deutsche Werke wie Wörth und Gaggenau wackeln. Die Anlagen sind veraltet, die Prozesse ineffizient. Die Kosten liegen zu hoch im internationalen Vergleich. Die neue Konzernchefin schaut neidisch nach Nordamerika. Dort erwirtschaften Marken wie Freightliner bereits die gewünschten 15 Prozent Marge. In Europa dümpelt man bei mageren 5,4 Prozent herum. Das soll sich ändern. Mary Aufdemberg, bisher Produktstrategin in den USA, kommt als Chefsaniererin nach Europa. Sie soll zusammen mit Achim Puchert das Truck-Geschäft auf Vordermann bringen. Der Umbau hat seinen Preis. Ganze Produktionsbereiche wandern ins Ausland ab. Busrohbau nach Tschechien, Services in die Türkei. Was in Deutschland bleibt, ist noch offen. Die Beschäftigten sind zwar verunsichert und auch die Betriebsräte schlagen Alarm.
Doch Radstrom bleibt hart, denn sie will komplett verwandeln, nicht nur sanieren. Eine Neuerfindung quasi. Parallel dazu läuft die Neuordnung in Asien. Daimler Truck zieht sich aus China zurück. Die Kooperation mit dem Staatskonzern Foton steht vor dem Aus. Politisch heikel, aber wirtschaftlich überfällig, denn Foton beliefert auch Russland. Das könnte Daimler in den USA teuer zu stehen kommen. In Japan hingegen geht man andere Wege. Die Fusion mit Toyotas Lkw-Tochter Hino steht kurz bevor. Ein neues Unternehmen mit 40.000 Mitarbeitern entsteht. Karl Deppen, ein Daimler-Manager, soll es führen. Beide Konzerne halten jeweils 25 Prozent an dem Joint Venture. Es ist ein historischer Schritt, wie Radstrom betont.
Charttechnik
Die Daimler Truck-Aktie zeigt noch kein eindeutiges Bild, wenn aber eins gezeichnet wird, dann sieht es positiv aus, denn der Aufwärtstrend, sowohl mittel- als auch langfristig ist nach oben gerichtet. Beide SMAs (50er und 200er) notieren unterhalb des aktuellen Kursniveaus und geben daher den Weg gen Norden frei. Aktuell notiert die Aktie bei 40,50 Euro und damit über der wichtigen 40 Euro-Marke. Jetzt gilt es zunächst das Hoch bei 45,03 Euro aus dem März als erste Zielmarke anzupeilen und auch zu übertreffen. Danach wird dann wohl das Hoch aus März 2024 bei 47,89 Euro ins Visier genommen. Das wäre vom aktuellen Kurs gerechnet knapp 20 Prozent Potenzial. Aber auch da muss noch nicht Schluss sein, denn die Aktie kann durchaus, getragen von weiterem Momentum, in Richtung 55 Euro marschieren. Vieles hängt davon ab, ob der Umbau gelingt und die hohen Margen tatsächlich erzielt werden können. Einiges spricht aber dafür, dass dies gelingt. Die Analystengemeinde sieht das Papier aber eher gemischt und durchwachsen. Einige von den Experten raten zum Kauf, andere bleiben skeptisch. Die Investoren warten auf klare Signale. Radströms baldiger Auftritt mit der weiteren Richtungsankündigung und -strategie könnte Impulse setzen. Der RSI jedenfalls bestätigt mit einem Wert von 65 den aktuellen Trend und lässt auch noch Spielraum nach oben.
Was tun?
Daimler Truck steht derzeit in den Startlöchern. Die Zahlen zuletzt waren zwar noch nicht zufriedenstellend, aber der Umbau läuft ja auch erst an. Die Quartalszahlen zeigen die Herausforderung deutlich. Der Umsatz ging auf 12,45 Milliarden Euro zurück. Der Gewinn je Aktie sank minimal. Die Fundamentaldaten sind dennoch solide, aber nicht überragend. Gehandelt wird aber die Zukunft nicht das hier und jetzt. Der radikale Umbau soll die Margen deutlich steigern. Gelingt das, winken satte Gewinne. Scheitert der Plan, drohen weitere Enttäuschungen. Für risikofreudige Anleger bietet sich aber bei der Aktie die Chance auf Gewinne. Die nächsten Quartale werden zeigen, ob Radströms harter Kurs aufgeht. Mutige Anleger eröffnen bereits auf dem aktuellen Niveau eine erste Longposition.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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