SEVILLA/MADRID (dpa-AFX) - Die Weltgemeinschaft hat in offenem Widerspruch zur Position von US-Präsident Donald Trump verstärkte Bemühungen bei der Armutsbekämpfung vereinbart. Die US-Regierung steht multilateraler Kooperation und den UN-Zielen für eine nachhaltige Entwicklung skeptisch gegenüber. Die USA billigten deshalb auch nicht die "Verpflichtung von Sevilla", die bei der UN-Konferenz für Entwicklungsfinanzierung in der südspanischen Metropole von 192 Ländern angenommen worden war.
Vier Billionen Dollar dringend gesucht
Trump hatte nach dem Beginn seiner zweiten Amtszeit die US-Hilfen um rund 80 Prozent zusammenstreichen lassen, was etwa einem Viertel aller weltweiten Entwicklungshilfe entspricht. Die Finanzierungslücke ist nach UN-Schätzungen mittlerweile auf mindestens 4 Billionen Dollar (3,4 Billionen Euro) jährlich angewachsen.
Diese Lücke wurde bei der Konferenz in Sevilla nicht annähernd geschlossen, was nach Worten des Finanzexperten Bodo Ellmers von der Nichtregierungsorganisation Global Policy Forum Europe aber auch nicht vorrangiges Ziel gewesen sei. Stattdessen sollten nach seinen Worten Strukturreformen in den Bereichen Steuerkooperation, Schuldenkrisenmanagement oder Reform internationaler Finanzinstitutionen vereinbart werden. Derzeit leben 3,4 Milliarden Menschen in Ländern, die mehr für Schuldzinsen ausgeben müssen, als für Bildung und Gesundheit übrigbleibt.
Finanzexperte: Reformprojekt nur "mittelmäßig gelungen"
Dieses Reformprojekt sei in Sevilla aber "nur mittelmäßig gut gelungen", kritisierte Ellmers. "Es sind kaum konkrete Maßnahmen oder auch konkrete Mengenziele oder Zeitziele enthalten." Ob die Finanzierungslücke nun weiter anwachsen werde, hänge von der konkreten Umsetzung der Vereinbarungen ab.
Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD) hatte die Vereinbarung dennoch als "kraftvollen Schub für eine gerechtere Welt" gelobt. "Trotz der schwierigen Weltlage, der Konflikte und nationalistischer Tendenzen ziehen hier beinahe alle Staaten an einem Strang", betonte sie am ersten Konferenztag.
Rund 12.000 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Finanzinstitutionen hatten von Montag bis Donnerstag darüber beraten, wie die 2015 von den Vereinten Nationen beschlossenen Nachhaltigkeitsziele bis 2030 trotz aller Schwierigkeiten doch noch erreicht werden könnten. Es geht dabei um die Beendigung der Armut, die Gleichstellung der Geschlechter, die Verringerung der Ungleichheiten oder den Klimaschutz./ro/DP/jha