KERRVILLE (dpa-AFX) - Nach der Flutkatastrophe mit rund 80 Toten und 40 Vermissten im US-Bundesstaat Texas drohen dort neue gefährliche Unwetter. Der Wetterdienst warnte vor weiteren Sturzfluten. Es sei schwierig, die genauen Orte dafür zu bestimmen, aber jeder starke Regen sei jetzt potenziell gefährlich. Das erschwerte es für Retter, nach Vermissten zu suchen und zu evakuieren. In Medien und sozialen Netzwerken wurde zugleich Kritik an dem Krisenmanagement laut. Die Flutwarnungen seien zu spät gekommen, hieß es.
Seit Freitagmorgen war es in einem Urlaubsgebiet im Süden der USA binnen kurzer Zeit zu heftigen Überschwemmungen gekommen. Viele Kinder und Erwachsene hatten an Flussufern gecampt und sind nun tot. Im Netz kursierten Zeitraffer-Videoaufnahmen, die zeigen sollen, wie schnell das Wasser binnen kürzester Zeit anschwoll und über die Ufer trat.
"Unsere Herzen sind gebrochen"
Besonders schlimm hatte es ein christliches Mädchencamp getroffen. Das "Camp Mystic" trauert um 27 tote Camper und Betreuer. "Unsere Herzen sind an der Seite der Familien gebrochen, die diese unvorstellbare Tragödie ertragen müssen. Wir beten ständig für sie", teilte das Camp zusammen mit der Zahl der Todesfälle mit. Laut Camp, das verwüstet wurde, wird weiter nach vermissten Mädchen gesucht. Bislang sind nach Behördenangaben insgesamt etwa 80 Todesfälle bestätigt. Ob die Zahlen des Camps inbegriffen sind oder nicht, war unklar. Die Region wollte am Vormittag (Ortszeit) wieder über den aktuellen Stand informieren.
Trump-Kürzungen in der Kritik
Auch die Kürzungen der Regierung von Präsident Donald Trump beim Wetterdienst (NWS) unter seinem damaligen Berater Elon Musk gerieten in den Fokus. Medienberichten zufolge wurden seit Trumps Amtsantritt mehrere Hundert Meteorologen entlassen. Der Präsident verneinte aber am Sonntag die Frage, ob er diese wieder einstellen würde. Die Katastrophe sei unvorhersehbar gewesen. "Dies geschah innerhalb von Sekunden, niemand hat das erwartet", sagte er vor Journalisten. Trump hatte für die betroffene Region den Katastrophenfall erklärt und damit weitere Bundeshilfen freigegeben.
Auf seine Pläne angesprochen, die Katastrophenschutzbehörde (Fema) abzuschaffen oder drastisch zu verkleinern, sagte Trump, darüber könne später gesprochen werden. Nun sei diese mit der Lage in Texas beschäftigt.
Trump: "Jahrhundertkatastrophe"
Die Fema-Behörde sei zudem eine Angelegenheit seines demokratischen Vorgängers Joe Biden gewesen. Allerdings mache er diesen nicht für die Situation verantwortlich: "Das ist eine Jahrhundertkatastrophe, und es ist so schrecklich, das mit anzusehen", ergänzte er. Voraussichtlich am Freitag werde er das Flutgebiet besuchen.
Pläne für bessere Warnsysteme scheiterten
Da die Gefahr von Sturzfluten in dem betroffenen Gebiet bekannt sei, habe es schon vor Jahren Pläne für ein besseres Warnsystem gegeben, hieß es in Medienberichten. So hätten örtliche Behörden darüber diskutiert, Sirenen und Pegelanzeigen zu installieren. Aus Kostengründen sei dies aber verworfen worden, schrieb die "New York Times". Stattdessen seien die Menschen nun über Textnachrichten gewarnt worden, die für einige zu spät gekommen oder übersehen worden seien.
Erst vor wenigen Monaten sei zudem im texanischen Kongress ein Gesetzentwurf zur Verbesserung der Katastrophenhilfe gescheitert, meldete die Zeitung "The Texas Tribune". Der Stadtverwalter von Kerrville, Dalton Rice, sagte, die Behörden würden die Notfallmaßnahmen nun überprüfen./rin/jv/DP/men