DJ MORNING BRIEFING - Deutschland/Europa
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
TAGESTHEMA
US-Präsident Donald Trump will die Frist für die Aussetzung seiner reziproken Zölle bis zum 1. August verlängern. Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, sagte am Montag, Trump werde eine entsprechende Durchführungsverordnung erlassen. Eigentlich sollte die Frist am Mittwoch auslaufen. Die USA werden nach Aussage von Finanzminister Scott Bessent in den nächsten 48 Stunden "mehrere" Handelsabkommen ankündigen. "Was Präsident Trump interessiert, ist die Qualität der Abkommen, nicht die Quantität", so Bessent in einem Interview mit CNBC. US-Präsident Trump hat derweil Japan und Südkorea mitgeteilt, dass die USA Zölle von 25 Prozent auf ihre Waren erheben werden. Dies ist die erste von mehreren Handelsmaßnahmen, die in den nächsten 48 Stunden angekündigt werden sollen. In Briefen, die auf seinem Social-Media-Konto gepostet wurden, erklärte die Trump-Administration, dass sie die Zölle ab dem 1. August einführen werde und die Zölle für "alle" Einfuhren aus Japan und Südkorea gelten sollen, unabhängig von den Zöllen auf bestimmte Sektoren. Sollten Japan und Korea ihre Zölle auf US-Waren erhöhen, würden diese zu den US-Zöllen hinzukommen, heißt es in den Schreiben weiter. Neben Japan und Südkorea müssen auch Malaysia und Kasachstan 25 Prozent US-Importzölle zahlen, auf Südafrika entfallen 30 Prozent und auf Laos sowie Myanmar 40 Prozent.
AUSBLICK UNTERNEHMEN
07:30 AT/OMV AG, Zwischenbericht 2Q
13:30 DE/Daimler Truck Holding AG, Kapitalmarkttag
AUSBLICK KONJUNKTUR
- DE 08:00 Handelsbilanz Mai Handelsbilanz kalender- und saisonbereinigt PROGNOSE: +18,8 Mrd Euro zuvor: +14,6 Mrd Euro Exporte PROGNOSE: -0,1% gg Vm zuvor: -1,7% gg Vm Importe PROGNOSE: +0,5% gg Vm zuvor: +3,9% gg Vm
ÜBERSICHT FUTURES / INDIZES
Aktuell: Index zuletzt +/- % DAX Futures 24.118,00 +0,2% E-Mini-Future S&P-500 6.233,10 +0,1% E-Mini-Future Nasdaq-100 22.725,50 +0,2% Nikkei-225 (Tokio) 39.700,85 +0,3% Hang-Seng (Hongk.) 24.067,25 +0,8% Schanghai-Comp. 3.494,69 +0,6% Montag: DAX 24.073,67 +1,2% DAX-Future 24.080,00 +0,8% XDAX 23.976,85 -0,4% MDAX 30.746,88 +1,5% TecDAX 3.897,13 +0,6% SDAX 17.610,95 +0,7% Euro-Stoxx-50 5.341,54 +1,0% Stoxx-50 4.479,75 +0,3% Dow-Jones 44.406,36 -0,9% S&P-500 6.229,98 -0,8% Nasdaq Composite 20.412,52 -0,9%
FINANZMÄRKTE
EUROPA
Ausblick: Mit einem verhaltenen Start rechnen Händler am Dienstag an Europas Börsen. Vor allem die Aktienmärkte haben es weiter schwer, die widersprüchlichen Informationen zum Handelskrieg von US-Präsident Donald Trump gegen den Rest der Welt einzupreisen. Positiv wird gewertet, dass das Ultimatum vom morgigen Mittwoch auf den 1. August erweitert wurde und die Gespräche mit der EU angeblich gut verliefen. Auch seien Tarife wie die 25 Prozent gegen Japan, Südkorea und Malaysia noch nicht das letzte Wort. Entsprechend notieren Asiens Börsen zumeist mit leichten Kursaufschlägen, obwohl es an der Wall Street deutlicher nach unten ging. Jenseits der Zoll-Entwicklungen ist der Datenkalender relativ leer. Aus Europa kommen weiter Verbraucherpreise, so wie aus den Niederlanden. Dort stiegen die Preise im Juni um 3,1 Prozent an.
Rückblick: Allenfalls die dünnen Umsätze mahnten zur Vorsicht. Weiterhin waren die drohenden Zollschranken das bestimmende Thema unter den Anlegern. Mut machte Anlegern ein offenbar positiv verlaufenes Telefonat zwischen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit US-Präsident Donald Trump. Zudem hieß es von Handelsminister Howard Lutnick, dass die Strafzölle erst am 1. August in Kraft gesetzt werden sollten. Dies entsprach de facto einer Verlängerung der Frist. Der Ölsektor gab um 1,1 Prozent nach. Einerseits drückte die beschlossene weitere Fördererhöhung auf die Stimmung durch die Opec+. Zudem sprachen Händler mit Blick auf Shell von einem schwachen Zwischenbericht. Shell verloren 2,5 Prozent. Reise- und Freizeitaktien zogen dagegen an, der Branchenindex gewann 1 Prozent. Der Markt setze darauf, dass die Ölpreise weiter fielen, so Marktteilnehmer. Positiv sei auch die Entwicklung im Nahen Osten, die Zeichen deuteten auf einen Waffenstillstand im Gaza-Krieg hin. Capgemini gaben um 5,6 Prozent nach. Der angekündigte Kauf des US-Unternehmens WNS für 3,3 Milliarden Dollar sei ein großer Brocken, hieß es.
DAX/MDAX/SDAX/TECDAX
Fest - Weder Daimler Truck noch Mercedes-Benz konnten mit den Absatzzahlen für das zweite Quartal überzeugen, allerdings waren die Erwartungen an der Börse nicht hoch gesteckt. Daimler Truck verloren 1,8 Prozent, Mercedes-Benz 0,4 Prozent. Gegen den Trend gaben Medizintechnikaktien wie Siemens Healthineers, Merck KGaA und Carl Zeiss Meditec bis zu 2,2 Prozent nach. China hatte angekündigt, den Import von Medizintechnik aus der EU einzuschränken. Aktien mit Reisebezug waren gefragt, Tui stiegen um 0,9 Prozent und Lufthansa um 1,5 Prozent. Berenberg hatte die Kaufempfehlung für Allianz bekräftigt und das Kursziel erhöht - der Kurs stieg um 2,3 Prozent. Bilfinger zogen um 9 Prozent an, nachdem Metzler das Ziel auf 100 Euro erhöht hatte. Krones geben dagegen mit einer Abstufung um 1,6 Prozent nach.
XETRA-NACHBÖRSE
Daimler Truck wurden gegen den schwächeren Gesamtmarkt bei Lang & Schwarz 0,2 Prozent höher getaxt, der Nutzfahrzeughersteller hatte ein neues Aktienrückkaufprogramm aufgelegt. Nach ihrer Hausse von über 81 Prozent im Xetra-Handel legten Nakiki anschließend um weitere 7 Prozent zu. Die Gesellschaft will das erste deutsche börsennotierte Unternehmen werden, das seinen Anlagefokus auf Investitionen in Bitcoin legt.
USA - AKTIEN
Leichter - Als Belastungsfaktur nannten Händler die Mitteilung von US-Präsident Donald Trump, wonach Japan und Südkorea US-Importzölle von 25 Prozent entrichten müssten. Für Malaysia und Kasachstan galt die gleiche Höhe, für Südafrika wurden 30 Prozent fällig - 40 Prozent für Laos und Myanmar. Auch weitere Staaten sollen ab Montag Post mit entsprechenden Zollhöhen erhalten. Trump bezifferte die Zölle für Staaten ohne Abkommen mit den USA auf bis zu 70 Prozent ab August. Daneben kündigte er zusätzliche Zölle von 10 Prozent auf Importe aus Ländern an, deren Regierungen die Schwellenländergruppe Brics unterstützen. Dass die Frist für die Aussetzung der reziproken Zölle bis zum 1. August verlängert wurde, verbesserte die Stimmung nicht. Tesla verloren 6,8 Prozent. Die Gründung einer neuen Partei durch CEO Elon Musk im Streit um das umstrittene Steuer- und Ausgabengesetz der Trump-Regierung hat den Zorn des US-Präsidenten geweckt. WNS zogen um 14,3 Prozent an, Capgemini übernimmt den Technologiekonzern. CoreWeave büßten 3,2 Prozent ein, die Cloud-Gesellschaft schluckt ihren Zulieferer Core Scientific (-17,6%). Deren Aktionäre erhielten aber nur kürzlich ausgegebene Anteilsscheine von CoreWeave, Anleger hatten sich offenbar mehr versprochen. Molina Healthcare ermäßigten sich nach einem gesenkten Ausblick auf das zweite Quartal um 2,9 Prozent.
USA - ANLEIHEN
Die Renditen legten zu - zumindest am langen Ende der Kurve. Händler sprachen mit Blick auf die anrollende Zollwelle von Inflationssorgen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen stieg um 7 Basispunkte auf 4,39 Prozent.
DEVISENMARKT
DEVISEN zuletzt +/- % 0:00 Vortag Mo, 17:55 Uhr % YTD EUR/USD 1,1737 +0,2% 1,1710 1,1733 +13,7% EUR/JPY 171,46 +0,3% 170,98 171,15 +4,4% EUR/CHF 0,9351 +0,1% 0,9346 0,9350 -0,3% EUR/GBP 0,8612 +0,1% 0,8606 0,8606 +4,2% USD/JPY 146,09 +0,0% 146,02 145,87 -8,2% GBP/USD 1,3628 +0,2% 1,3605 1,3634 +9,2% USD/CNY 7,1530 -0,1% 7,1597 7,1539 -0,8% USD/CNH 7,1735 -0,1% 7,1792 7,1743 -2,3% AUS/USD 0,6539 +0,7% 0,6491 0,6511 +5,9% Bitcoin/USD 108.066,50 -0,1% 108.183,55 108.321,50 +15,4% YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags
Der Dollar-Index legte mit anziehenden Marktzinsen um 0,3 Prozent zu. Die Möglichkeit höherer US-Zölle auf Importe aus der EU ließen den Euro parallel zurückfallen. Im asiatischen Handel am Dienstag gibt der Greenback seine Gewinne fast vollständig wieder ab.
ROHSTOFFE
ÖL
ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 67,54 67,93 -0,6% -0,39 -7,3% Brent/ICE 67,63 67,61 +0,0% 0,02 -8,4% YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags
Die Ölpreise zogen um rund 2 Prozent an. Sie hatten nur vorübergehend negativ auf die geplante Fördermengenausweitung der Gruppe Opec+ reagiert. "Die schnelle und einfache Erklärung für diese minimale Reaktion ist ein viel engerer physischer Markt als nach den US-Zollschlagzeilen von vor drei Monaten allgemein erwartet", urteilten die Ritterbusch-Analysten.
METALLE
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold 3.334,10 3.336,48 -0,1% -2,38 +27,2% Silber 31,35 31,41 -0,2% -0,06 +12,4% Platin 1.170,12 1174,11 -0,3% -3,99 +35,3% Kupfer 4,97 4,98 -0,3% -0,02 +25,2% YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags
Trotz steigender Rentenrenditen und Dollarkursen erholte sich der Goldpreis im Verlauf. Die Feinunze schloss unverändert nach zuvor höheren Abgaben - Händler sprachen von Käufen des Edelmetalls als vermeintlich sicherer Hafen.
MELDUNGEN SEIT VORTAG 17.30 UHR
GELDPOLITIK AUSTRALIEN
Die Reserve Bank of Australia hat den Leitzins überraschend unverändert bei 3,85 Prozent gelassen. Das neunköpfige Direktorium stimmte mit sechs Stimmen für die Entscheidung, drei waren dagegen. Beobachter hatten eine Senkung auf 3,60 Prozent erwartet. Zur Begründung hieß es von der australischen Notenbank, dass sie sich mehr Zeit nehmen könnte, um die Wirtschaftsaussichten zu bewerten.
DAIMLER TRUCK
legt ein neues Aktienrückkaufprogramm auf. Mit Beginn in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 sollen eigene Aktien im Wert von bis zu 2 Milliarden Euro (ohne Erwerbsnebenkosten) über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren erworben werden, teilte der Konzern mit. Das Aktienrückkaufprogramm basiere auf der Ermächtigung der Hauptversammlung der Daimler Truck vom 27. Mai 2025.
DEUTSCHE LUFTHANSA
Fitch hat das langfristige Emittentenausfallrating mit "BBB-" und stabilem Ausblick bestätigt. Als Grund nannte Fitch die starke Position von Lufthansa in der globalen Luftfahrtindustrie als größte europäische Airline-Gruppe nach Flotte und Umsatz.
BRANICKS
bündelt das Geschäft mit institutionellen Investoren konzernintern bei der VIB Vermögen. Das Volumen der Übertragung liegt bei rund 360 Millionen Euro. Für das Commercial Portfolio bei Branicks gibt es keine Veränderungen.
SAMSUNG ELECTRONICS
befürchtet im zweiten Quartal einen erheblichen Rückgang des Gewinns. Wie das Unternehmen mitteilte, dürfte sich das Betriebsergebnis im Vergleich zum Vorjahr mehr als halbieren. Grund seien Auswirkungen der US-Handelsbeschränkungen gegenüber China und verzögerte Verkäufe von fortschrittlichen Chips für Künstliche Intelligenz an Nvidia. Analysten haben im Konsens bisher einen nicht so starken Rückgang des Gewinns erwartet.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/flf/ros
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July 08, 2025 01:31 ET (05:31 GMT)
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