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Nel Asa zwiegespalten - 135 Millionen Euro Rückenwind aus Europa, aber die Quartalszahlen sprechen eine andere Sprache. Der norwegische Wasserstoff-Spezialist Nel ASA steckt zwischen großen Zukunftsvisionen und schwacher Gegenwart. Während die EU-Förderung für Euphorie sorgt, kämpft das Unternehmen mit dramatischen Umsatzeinbrüchen. Die Aktie zeigt erste Lebenszeichen nach monatelanger Funkstille, doch reicht das für eine Trendwende aus? Die anstehenden Quartalszahlen am 16. Juli könnten zum Wendepunkt werden. Analysten erwarten weitere Verluste, doch die Märkte spekulieren bereits auf US-Subventionen. Ein Blick hinter die Kulissen des Wasserstoff-Pioniers zeigt, dass die Weichen für die Zukunft gestellt sind, aber der Weg wird holprig. Knallt es bald dennoch?
Millionen-Spritze aus Europa
Der Europäische Innovationsfonds hat ein klares Signal gesendet. 135 Millionen Euro fließen direkt in die Industrialisierung von Nel ASAs neuer Druckalkaline-Elektrolysetechnologie. Das Geld ist keine Mitleidsfinanzierung, sondern eine Investition in die Zukunft der grünen Wasserstoffproduktion. Der Plan ist ambitioniert. Am norwegischen Standort Heroya soll zunächst eine Jahreskapazität von 1 bis 2 Gigawatt entstehen. Bei erfolgreichem Verlauf könnte sich diese sogar auf 4 Gigawatt verdoppeln. Diese Förderung kommt für Nel genau zum richtigen Zeitpunkt. Nel hat fünf Jahre lang an dieser Technologie gefeilt, um die Effizienz zu steigern und gleichzeitig die Kosten zu drücken. Die EU-Millionen validieren nicht nur die Technologie, sondern positionieren Nel als europäischen Champion im Wasserstoff-Rennen. Parallel dazu treibt das Unternehmen seine US-Expansion voran. Eine PEM-Elektrolyseur-Fabrik in Connecticut soll bis 2025 eine Kapazität von 500 Megawatt erreichen. Die Vision einer 4-Gigawatt-Gigafactory in den USA rundet die globalen Ambitionen ab.
Quartalszahlen ernüchternd
Die Realität sieht jedoch anders aus. Die ersten Quartalszahlen 2025 waren ein Schock für Investoren. Der Umsatz brach deutlich ein. Besonders das Alkaline-Elektrolyseur-Geschäft erwischte es hart mit einem deutlichen Minus von fast 70 Prozent. Nur wenige Projektmeilensteine wurden erreicht, was die schwache Performance erklärt. Für das zweite Quartal erwarten Analysten weitere Hiobsbotschaften. Der prognostizierte Verlust pro Aktie soll sich auf 0,065 norwegische Kronen verdoppeln. Beim Umsatz rechnen Experten mit einem weiteren großen Rückgang Diese Entwicklung dürfte dann auch die Jahresprognose weiter belasten. Für 2025 erwarten Analysten einen Verlust von 0,309 Norwegischen Kronen pro Aktie und einen Umsatzrückgang auf 941,6 Millionen Norwegischen Kronen. Die Zahlen zeigen deutlich, dass Nel operativ noch nicht in der Gewinnzone ist, sondern sich weit entfernt davon in einer Übergangsphase befindet.
Charttechnik
Nach monatelanger Funkstille und einem deutlichen Abwärtstrend, zeigt die Nel-Aktie wieder Lebenszeichen. Innerhalb von wenigen Tagen kletterte der Kurs deutlich nach oben. Die Aktie scheint einen stabilen Boden zwischen 19 und 20 Cent gefunden zu haben. Dieser Bereich fungiert als wichtige Unterstützung und verhinderte bisher einen weiteren Absturz. Der Abwärtstrend flachte in den vergangenen Monaten ab. Das ist ein deutlicher Fortschritt, nachdem die Aktie in der Vergangenheit beschleunigt an Wert verloren hat. Sollte die Aktie wieder deutlich über 25 Cent steigen, würde sie sogar einen formalen Aufwärtstrend erreichen, denn der 200er SMA liegt aktuell bei 0,25 Euro. Der aktuelle Kursanstieg dürfte auch mit Spekulationen über US-Steuersubventionen zusammenhängen. Diese wurden überraschend um zwei Jahre verlängert und könnten Nel über die amerikanische Tochtergesellschaft zugutekommen. Insgesamt ist auch zu beobachten, dass sich der Markt bereits für die Quartalszahlen am 16. Juli positioniert. Viele Shorts dürften daher zur Risikobegrenzung eingedeckt werden. Der RSI liegt bei 69, was kurzfristig noch auf eine Konsolidierung hindeuten könnte, oder aber als Trendumkehrbestätigung beim Durchbruch durch die 70er Marke.
Was tun?
Nel ASA befindet sich an einem möglichen wichtigen Wendepunkt. Die 135 Millionen Euro EU-Förderung und die geplanten Expansionen in den USA zeigen das langfristige Potenzial des Unternehmens. Mit einem Auftragsbestand von 1,46 Milliarden norwegischen Kronen und einer soliden Liquidität von über 2 Milliarden Norwegischen Kronen hat Nel durchaus Spielraum für seine künftigen Ambitionen. Die fundamentalen Herausforderungen bleiben jedoch bestehen. Die schwachen Quartalszahlen und die düsteren Analystenprognosen zeichnen ein realistisches Bild der aktuellen Lage. Aber: Der Boden bei 19-20 Cent hält bisher, und die jüngsten Kursgewinne deuten auf ein erwachendes Interesse hin. Es kann mit einer Überraschung bei den Quartalszahlen zu einem fulminanten Ausbruch nach oben kommen. Dies wäre der von vielen Investoren der langersehnte große Befreiungs-Knall.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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