Wien (www.anleihencheck.de) - Der Markt hat immer recht - diese Binsenweisheit drängt sich im Rückblick auf, wenn man die Kapitalmarktentwicklungen in den letzten Wochen Revue passieren lässt, so Karin Kunrath, CIO von Raiffeisen Capital Management.Mit dem Erreichen neuer Allzeithochs im amerikanischen S&P 500 Aktienindex sei eindrucksvoll dokumentiert, dass von einer Mehrheit am Markt das Glas zum Halbjahr als "halb voll" angesehen werde und somit der Optimismus trotz aller Unsicherheiten deutlich überwiege. Getragen worden sei die Kursrally einmal mehr von den großen US-Wachstumswerten an der Technologiebörse NASDAQ. Es seien nicht nur die Kursverluste aus der volatilen Phase zwischen Mitte Februar und Mitte April aufgeholt worden, sondern diese Erholung sei sogar eine der stärksten, die es nach einer derartigen Marktkorrektur je gegeben habe. Dies sei umso bemerkenswerter, als sich in den USA im Vergleich zu den Aussichten zu Jahresbeginn infolge der verschärften Zollthematik einige makroökonomischen Prognosen eingetrübt und manche Frühindikatoren merklich abgeschwächt hätten, die FED infolge gestiegener Inflationsrisiken im Wait-and-see-Modus geblieben sei, das Gewinnwachstum für 2025 nun deutlich niedriger erwartet werde und das geopolitische Umfeld mit den Eskalationen in Nahost noch mehr angespannt sei. Erklärt werde die im Ausmaß unerwartet positive Tendenz am Aktienmarkt insbesondere mit der Hoffnung auf entsprechende Einigungen im Handelsstreit - wenngleich die Zölle voraussichtlich höher sein würden als vor dem Liberation Day. Das Ausbleiben eines Ölpreisschocks trotz der weiteren Eskalation im Nahen Osten habe nachvollziehbar für Erleichterung gesorgt. Auch defensive Positionierungen von Marktteilnehmern und das psychologische Phänomen FOMO (Fear of missing out) dürften Teil der Erklärung sein. Beim Blick nach vorn werde wohl die Deadline, bis zu der die zunächst unrealistisch hoch angekündigten US-Handelszölle ausgesetzt seien, um Abkommen mit den wichtigsten Ländern abzuschließen, in den Fokus der Anleger rücken. Ebenso würden die geopolitischen Konflikte auf dem Radar bleiben, die jederzeit das Potenzial hätten, die Weltwirtschaft empfindlich zu treffen. Bei der kommenden Berichtssaison würden die jüngst wieder etwas verbesserten Gewinnrevisionen auf die Probe gestellt. Des Weiteren würden die hohe Staatsverschuldung, die Fiskal- und Notenbankpolitik sowie die Bewertungsrelationen am Kapitalmarkt im Fokus verbleiben. ...Den vollständigen Artikel lesen ...
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