DJ MARKT-AUSBLICK/Zölle und US-Inflation könnten Stimmung belasten
Dow Jones--Nach der kurzen Rally auf neue Allzeithochs ist der DAX nun erst einmal auf Konsolidierungskurs eingeschwenkt. Diese macht zwar einen trendbestätigenden Eindruck. Der Aufwärtstrend ist auf allen wichtigen Zeitebenen intakt, auch der kurzfristige Aufwärtstrend, der bei 24.060 Punkten verläuft. Trotzdem könnte sich die Konsolidierung nun erst einmal ausweiten. Denn die Euphorie über mutmaßlich glimpfliche Zölle für US-Importe aus der EU hat sich erst einmal als verfrüht herausgestellt. "Es ist fraglich, ob die EU wie Großbritannien mit einem Zoll von 10 Prozent davonkommt", so Robert Rethfeld von Wellenreiter Invest. Sollte der Einfuhrzoll bei 15 bis 20 Prozent liegen, könnte der Euro unter Druck geraten, meint er. Gleichzeitig könnten sich die US-Renditen nach oben bewegen, weil die Inflationserwartungen zunehmen dürften.
Damit stehen auch die neuen Daten zur Entwicklung der US-Verbraucherpreise am kommenden Dienstag besonders im Blick. "Die Juni-Zahlen dürften zeigen, dass die US-Zölle zunehmend auf die Preise durchschlagen", so Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die Commerzbank rechnet wie andere Banken auch mit einer wieder zunehmenden Inflation. "Dies dürfte den Zinssenkungserwartungen etwas den Wind aus den Segeln nehmen", so Michael Pfister, Analyst des Hauses. Der Konsens erwartet, dass die Preise im Juni sowohl insgesamt als auch in der Kernrate um 0,3 Prozent gestiegen sind. Im Mai war der Anstieg mit jeweils 0,1 Prozent noch sehr gering gewesen.
Neben den Preisdaten aus den USA sowie auch aus Japan und Großbritannien stehen auf der Makro-Seite in der kommenden Woche besonders die deutschen ZEW-Konjunkturerwartungen und der Konjunkturindex der US-Notenbankfiliale in Philadelphia im Blick, der so genannte Philly-Fed. Sowohl der ZEW -Index als auch der Philly-Fed sollen beide weiter nach oben gerichtet sein.
Erwartungen an die Berichtssaison schon stark zurückgenommen
Zu einem weiteren bestimmenden Thema dürfte in der kommenden Woche die Berichtssaison werden. Sie geht am Dienstag in den USA mit den Zahlen von JP Morgan Chase, der Citigroup und Wells Fargo richtig los. Erwartet wird für den S&P-500 ein Gewinnplus von etwa 4 Prozent. Für den IT-Sektor wird laut Bankhaus Metzler ein Plus von 17,9 Prozent geschätzt, für den Finanzsektor ein Plus von 4 Prozent, dabei für die Banken lediglich 2 Prozent. Das Haus verweist darauf, dass Finanzdienstleister und Technologie zusammen mehr als die Hälfte der Gewinne des S&P-500 ausmachen. In den Bereichen Energie, zyklischer Konsum und Immobilien werde nach den jüngsten Revisionen nun kein Gewinnwachstum mehr erwartet.
Zwar seien die Gewinnerwartungen aufgrund eines breiten Rückgangs in allen Sektoren relativ niedrig, so die Metzler-Analysten. "Doch die Marktstimmung setzt voraus, dass das Schlimmste überstanden ist", ergänzen sie mit Blick auf die Rally am Aktienmarkt. Ein enttäuschender Ausblick oder erste Hinweise auf nachlassende Margen könnten ausreichen, um diese Annahme infrage zu stellen, so das Haus.
Auch in Europa sind die Gewinnerwartungen seit April deutlich zurückgenommen worden. Positiven Überraschungen in den Konjunkturdaten steht laut Bank of America der Gegenwind von der Währungsseite gegenüber. Im zweiten Quartal dürfte der akkumulierte Gewinn im Stoxx-600 laut dem Haus um 3 Prozent gesunken sein, für das Gesamtjahr werde nur noch ein Gewinnplus von 3 Prozent erwartet nach 6 Prozent noch im März.
Commerzbank-Analyst Andreas Hürkamp rechnet allerdings damit, dass der Trend der DAX-Gewinnerwartungen vor dem Hintergrund der deutlich verbesserten Konjunkturperspektiven für 2026 ab dem Herbst nachhaltig nach oben drehen wird. Schwächere Marktphasen in den kommenden Monaten sollten deshalb seiner Ansicht nach für einen Ausbau der DAX-Positionen genutzt werden.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/hru/ros
(END) Dow Jones Newswires
July 11, 2025 05:34 ET (09:34 GMT)
Copyright (c) 2025 Dow Jones & Company, Inc.