Köln (ots) -
Die Rahmedetal-Brücke im Sauerland musste offenbar wegen einer jahrelangen falschen Verkehrsführung gesperrt werden. WDR-Recherchen haben jetzt ergeben, dass die Behörden Fehler gemacht haben. Die hat die Autobahn GmbH auch eingeräumt.
Am 7. Mai 2023 wurde die Rahmedetalbrücke gesprengt. Ihr Ende wurde allerdings schon neun Jahre früher besiegelt: 2014 verwerfen die Experten beim Landesbetrieb Straßen NRW den Plan, die marode Brücke zu verstärken.
Stattdessen wollen sie die Lebensdauer des Bauwerks durch neue Vorgaben für LKW verlängern: Verbot für Schwertransporte, Tempolimit, Mindestabstand und veränderte Spurführungen. Wo genau die LKW künftig langfahren sollen, wird exakt von einem Ingenieurbüro berechnet.
Fehler passierte schon 2014
Doch dann passiert ein gravierender Fehler: In der Praxis wurde die LKW-Spur in beide Richtungen bis zur endgültigen Sperrung der Brücke 2021 nicht so über den Hauptträger geführt wie geplant. Sieben Jahre lang fiel das bei den zuständigen Behörden niemandem auf und sollte dann vertuscht werden. Das haben WDR-Recherchen aufgedeckt.
Nachhaltige Schädigung der Brücke
Jetzt muss die zuständige Autobahn GmbH des Bundes auf Anfrage des WDR-Magazins Westpol einräumen: Die LKW sind tatsächlich "nicht - wie geplant - ständig über den Hauptträgern gefahren." Die Verkehrsführung sei damit ein "Grund für die nachhaltige Schädigung der Brücke" gewesen, wenn auch nicht der alleinige.
Allerdings ist es bisher der einzige Grund, für den es Belege gibt. Bisher hatte die Regionaldirektorin der Behörde, Elfriede Sauerwein-Braksiek, gemutmaßt, die Schäden an der Brücke seien durch einen illegalen Schwertransport verursacht worden. Die Autobahn GmbH schreibt jetzt, dies sei "wahrscheinlich, aber nicht erwiesen."
Fehler fiel bei Brückenprüfungen nicht auf
Auf die Frage, warum die falsche Verkehrsführung auf der Brücke trotz zweier Brückenprüfungen 2017 und 2020 niemandem auffiel, antwortet die Autobahn GmbH nicht. Ob die Direktorin jemals über die falsche Verkehrsführung informiert wurde, bleibt ebenfalls offen.
Erst im Mai 2021 wurde der Fehler bemerkt. Korrigiert wurde er bis zur Sperrung im Dezember 2021 nicht. Dabei war die seit 2014 offiziell bescheinigte Standsicherheit der Brücke stets an eine korrekte Ausführung der LKW-Verkehrsführung gekoppelt.
Ausschussvorsitzender ist irritiert
Bei ihren Zeugenaussagen im Untersuchungsausschuss des Düsseldorfer Landtags, der versucht das Behördenhandeln in den Jahren vor der Brückensperrung zu rekonstruieren, lassen die beteiligten Behördenmitarbeiter die Abgeordneten über die Brisanz des Fehlers im Unklaren. Ein Vorgehen, das Stefan Engstfeld (Grüne), den Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses, "irritiert".
Wüst: Kein Anlass für Argwohn
Ministerpräsident Hendrik Wüst war von Mai 2017 bis Oktober 2021 Verkehrsminister in NRW. Als Zeuge vor dem Ausschuss hatte er am Montag betont, ihm gegenüber hätten die Fachleute die Rahmedetal-Brücke nie problematisiert. Er habe keinen Anlass für Argwohn gehabt. Als Hausspitze müsse man sich auf die Fachleute verlassen können.
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Die Rahmedetal-Brücke im Sauerland musste offenbar wegen einer jahrelangen falschen Verkehrsführung gesperrt werden. WDR-Recherchen haben jetzt ergeben, dass die Behörden Fehler gemacht haben. Die hat die Autobahn GmbH auch eingeräumt.
Am 7. Mai 2023 wurde die Rahmedetalbrücke gesprengt. Ihr Ende wurde allerdings schon neun Jahre früher besiegelt: 2014 verwerfen die Experten beim Landesbetrieb Straßen NRW den Plan, die marode Brücke zu verstärken.
Stattdessen wollen sie die Lebensdauer des Bauwerks durch neue Vorgaben für LKW verlängern: Verbot für Schwertransporte, Tempolimit, Mindestabstand und veränderte Spurführungen. Wo genau die LKW künftig langfahren sollen, wird exakt von einem Ingenieurbüro berechnet.
Fehler passierte schon 2014
Doch dann passiert ein gravierender Fehler: In der Praxis wurde die LKW-Spur in beide Richtungen bis zur endgültigen Sperrung der Brücke 2021 nicht so über den Hauptträger geführt wie geplant. Sieben Jahre lang fiel das bei den zuständigen Behörden niemandem auf und sollte dann vertuscht werden. Das haben WDR-Recherchen aufgedeckt.
Nachhaltige Schädigung der Brücke
Jetzt muss die zuständige Autobahn GmbH des Bundes auf Anfrage des WDR-Magazins Westpol einräumen: Die LKW sind tatsächlich "nicht - wie geplant - ständig über den Hauptträgern gefahren." Die Verkehrsführung sei damit ein "Grund für die nachhaltige Schädigung der Brücke" gewesen, wenn auch nicht der alleinige.
Allerdings ist es bisher der einzige Grund, für den es Belege gibt. Bisher hatte die Regionaldirektorin der Behörde, Elfriede Sauerwein-Braksiek, gemutmaßt, die Schäden an der Brücke seien durch einen illegalen Schwertransport verursacht worden. Die Autobahn GmbH schreibt jetzt, dies sei "wahrscheinlich, aber nicht erwiesen."
Fehler fiel bei Brückenprüfungen nicht auf
Auf die Frage, warum die falsche Verkehrsführung auf der Brücke trotz zweier Brückenprüfungen 2017 und 2020 niemandem auffiel, antwortet die Autobahn GmbH nicht. Ob die Direktorin jemals über die falsche Verkehrsführung informiert wurde, bleibt ebenfalls offen.
Erst im Mai 2021 wurde der Fehler bemerkt. Korrigiert wurde er bis zur Sperrung im Dezember 2021 nicht. Dabei war die seit 2014 offiziell bescheinigte Standsicherheit der Brücke stets an eine korrekte Ausführung der LKW-Verkehrsführung gekoppelt.
Ausschussvorsitzender ist irritiert
Bei ihren Zeugenaussagen im Untersuchungsausschuss des Düsseldorfer Landtags, der versucht das Behördenhandeln in den Jahren vor der Brückensperrung zu rekonstruieren, lassen die beteiligten Behördenmitarbeiter die Abgeordneten über die Brisanz des Fehlers im Unklaren. Ein Vorgehen, das Stefan Engstfeld (Grüne), den Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses, "irritiert".
Wüst: Kein Anlass für Argwohn
Ministerpräsident Hendrik Wüst war von Mai 2017 bis Oktober 2021 Verkehrsminister in NRW. Als Zeuge vor dem Ausschuss hatte er am Montag betont, ihm gegenüber hätten die Fachleute die Rahmedetal-Brücke nie problematisiert. Er habe keinen Anlass für Argwohn gehabt. Als Hausspitze müsse man sich auf die Fachleute verlassen können.
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