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Palantir macht derzeit Schlagzeilen wie kaum ein anderes Tech-Unternehmen. Die einen feiern das Unternehmen als den "Messi der KI" und sehen noch goldenere Zeiten voraus. Die anderen warnen vor einer gefährlichen Überbewertung und sprechen von einer neuen Tech-Blase. Während die Aktie seit 2023 nach oben hin explodiert ist, verkaufen prominente Investoren wie Stanley Druckenmiller ihre kompletten Positionen. Gleichzeitig überrascht das Unternehmen mit spektakulären Wachstumszahlen und drängt nun sogar in den Wetterdaten-Markt vor. Was steckt wirklich hinter diesem Phänomen? Und wo führt die Reise hin?
Explosive Wachstumszahlen treffen auf heftige Kritik
Die Zahlen von Palantir lesen sich wie ein Märchen aus der Tech-Welt. Im ersten Quartal 2025 schoss der Umsatz um 39 Prozent in die Höhe. Das kommerzielle US-Geschäft legte sogar um unglaubliche 71 Prozent zu. Die operative Marge erreichte mit 44 Prozent Rekordwerte, die selbst erfahrene Marktbeobachter ins Staunen versetzen. Doch die Euphorie hat einen bitteren Beigeschmack. Kritiker monieren, dass rund 23 Prozent des Nettogewinns aus Zinserträgen stammen und nicht aus dem eigentlichen Geschäft. Das KGV liegt bei sehr hohen 180. Einige andere Bewertungsmaßstäbe übertreffen sogar die extremsten Ausschläge der Dotcom-Blase. Damals galt Amazon mit niedrigeren Werten als völlig überbewertet. Die Reaktionen der Analysten fallen entsprechend gespalten aus. Während Wedbush das Kursziel auf 160 US-Dollar anhebt, sind andere skeptischer. Einige Experten prognostizieren sogar Rückgänge von über 70 Prozent. Palantir spaltet eben.
Charttechnik
Charttechnisch betrachtet befindet sich die Palantir-Aktie noch immer in einer Aufwärtstrendphase. Nach dem spektakulären Anstieg seit 2023 mit einem nochmaligen Schub seit Ende 2024 bis heute, zeigen sich derzeit aber erste Ermüdungserscheinungen. Ende Juni und zuvor schon einmal im Februar/März erlebte die Aktie dramatische Einbrüche von zweistelligen Prozentzahlen in nur wenigen Tagen/Wochen. Dies zeigt die Nervosität und spiegelt sich in einer erhöhten Volatilität wider. Dies könnte auch ein Vorbote noch größerer Korrekturen sein. Aktuell kämpft Palantir-Aktie nun darum, die Aufwärtsdynamik zu behalten. Der RSI liegt bei 70 und damit schon im Bereich der Überkauftzone. Dort liegt er aber auch schon länger und die Aktie hat es nicht daran gehindert, weiter zu steigen. Dennoch kommt es sicherlich irgendwann auch zu einer "gesunden und notwendigen" Korrektur, um die fundamentale Bewertung auf ein "normales" Maß zu regulieren. Ein erstes Kursziel könnte hierbei die 100 US-Dollar-Marke sein.
Aggressive Expansion
Palantir versucht sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen. Das Unternehmen treibt die Expansion seiner KI-Plattform AIP aggressiv voran. Die sogenannten "Bootcamps" für potenzielle Kunden verkürzen die Verkaufszyklen erheblich. Allein im letzten Quartal konnte das Unternehmen 139 Großdeals über eine Million US-Dollar abschließen. Ein überraschender Schachzug ist der Einstieg in den Wetterdaten-Markt. Diese Diversifikation passt perfekt zum Kerngeschäft der Datenanalyse, könnte aber auch als Ablenkungsmanöver von der überhitzten Bewertung interpretiert werden. Politisch profitiert Palantir von der KI-freundlichen Haltung der Trump-Administration und konnte jüngst sogar einen prestigeträchtigen NATO-Auftrag an Land ziehen.
Was tun?
Palantir bleibt ein faszinierendes Phänomen an den Märkten. Die Geschäftszahlen sind zweifellos beeindruckend und die Positionierung im KI-Bereich scheint vielversprechend. Die Kombination aus starkem Wachstum und hoher Profitabilität ist selten zu finden. Dennoch sollten Anleger die extremen Bewertungen nicht ignorieren. Die charttechnische Situation zeigt erste Schwächen, und die fundamentale Überbewertung könnte sich bei nachlassender KI-Euphorie rächen. Wer investiert ist, könnte daran denken, die Gewinne mitnehmen oder passend abzusichern. Neue Anleger könnten auf deutlich niedrigere Kurse warten oder nur mit kleinen Positionen einsteigen. Die Geschichte lehrt uns, dass auch die besten Unternehmen nicht vor Korrekturen gefeit sind, wenn die Bewertung zu weit von der Realität abweicht.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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