BERLIN (dpa-AFX) - Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) schlagen einen "Boomer-Soli" vor, um die durch den Eintritt geburtenstarker Jahrgänge in den Ruhestand strapazierten Rentenkassen zu entlasten. Nach der Idee der Experten könnten die Renten so stabilisiert werden, ohne die Jüngeren direkt mehr zu belasten. Zuerst hatte der "Spiegel" über den Vorstoß berichtet. Der DIW-Wochenbericht zu dem Thema liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.
Die Baby-Boomer der 50er und 60er Jahre gehen jetzt nach und nach in den Ruhestand. Das umlagefinanzierte Rentensystem in Deutschland gerät dadurch zunehmend unter Druck, betonen die Experten des Berliner Instituts.
Sonderabgabe rasch umsetzbar
Das Institut macht in seinem Wochenbericht zwei Reformvorschläge, die zu einer Umverteilung innerhalb der älteren Generationen führen würden.
Der "Boomer-Soli", eine Sonderabgabe auf alle Alterseinkünfte ab einer gewissen Höhe, wäre unmittelbar umsetzbar. Die Einnahmen sollten nicht in den allgemeinen Bundeshaushalt fließen, "sondern in ein Sondervermögen, das für die Umverteilung der Alterseinkünfte geschaffen wird und nur für deren Zweck verwendet werden darf". Vorgeschlagen werden Freibeträge, vor allem das oberste Einkommensfünftel würde belastet.
Der andere Vorschlag: Rentenanwartschaften könnten umverteilt, also niedrige Renten auf- und höhere abgewertet werden. Das ließe sich aber nur langfristig realisieren.
Rentenkommission soll langfristige Vorschläge machen
"Die Politik wird in den kommenden Jahren bei der Rente mutige und weitreichende Reformen umsetzen müssen", schreiben die DIW-Fachleute. Die Sicherungsfunktion der Rente zu erhalten, den Lebensstandard im Alter zu garantieren und gleichzeitig die Finanzierung zu stemmen, bedeute große finanzielle Herausforderungen. Eine Sonderabgabe auf alle Alterseinkünfte könnte dabei ein wichtiger Baustein sein.
Union und SPD wollen in den nächsten Wochen unter anderem eine künftige Absicherung des Rentenniveaus für die kommenden Jahre auf den Weg bringen. Dann soll sich eine neuerliche Rentenkommission Gedanken über die Zukunft machen. Die Einsetzung einer solchen Kommission hatten die Koalitionspartner in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart./shy/DP/he