FRANKFURT (dpa-AFX) - Die deutsche Wirtschaft hat im Frühjahr nach Einschätzung der Bundesbank wieder an Fahrt verloren. Im zweiten Quartal dürfte die Wirtschaftsleistung stagniert haben, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Monatsbericht der Zentralbank. In den ersten drei Monaten des Jahres hatten eine stärkere Industrieproduktion und steigende Exporte in Erwartung höherer US-Zölle dafür gesorgt, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,4 Prozent gestiegen war.
Für das zweite Quartal ist wieder mit einem Abflauen der Konjunktur zu rechnen. "Die konjunkturelle Grundtendenz ist insgesamt weiter schwach", heißt es im Monatsbericht. Zwar hätten sich Stimmungsindikatoren aus der Wirtschaft, wie das Ifo-Geschäftsklima, zuletzt aufgehellt, räumten die Experten der Bundesbank ein. Dies sei mit der Aussicht auf milliardenschwere Investitionen der neuen Bundesregierung zu erklären. Der konjunkturelle Schub für die deutsche Wirtschaft werde aber erst mit Verzögerung eintreten.
Kurzfristig drohe der deutschen Exportwirtschaft "zusätzlicher Gegenwind durch die US-Zollpolitik", heißt es im Monatsbericht. US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, dass ab dem 1. August Zusatzzölle von 30 Prozent auf importierte Waren aus Ländern der EU in Kraft treten, falls es nicht zu einer Einigung im Zollstreit kommt. Sollten die Zölle wie angedroht in Kraft treten, wäre dies ein "beachtliches konjunkturelles Abwärtsrisiko" für die deutsche Wirtschaft, warnt die Bundesbank.
Zuvor hatte Bundesbankpräsident Joachim Nagel bereits gesagt, dass die Zollunsicherheit der wirtschaftlichen Entwicklung schade. Eine "zügige" Einigung mit den USA müsse das Ziel der EU sein, sagte er dem "Handelsblatt". Allerdings schränkte er ein, dass dies "nicht um jeden Preis" geschehen solle.
Die Bundesbank weist im Monatsbericht zudem auf die niedrige Auslastung in den Industriebetrieben hin, die weiterhin die Investitionsneigung der Unternehmen bremse. Außerdem sind vom privaten Konsum im zweiten Quartal wenig Impulse gekommen. Ein Problem sehen die Experten der Bundesbank weiter in der deutschen Bauwirtschaft./jkr/jsl/jha/