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Der Hannoveraner Reisekonzern TUI überrascht mit einer cleveren Strategie. Während andere Touristik-Unternehmen noch mit den Corona-Folgen kämpfen, startet TUI eine gezielte Offensive im Hochpreissegment. Mit exklusiven Event-Kreuzfahrten will das Unternehmen neue zahlungskräftige Kundengruppen erschließen. Gleichzeitig sorgen aber zwei Flugzeug-Zwischenfälle für Schlagzeilen und operative Herausforderungen. Die Aktie notiert aktuell bei 7,65 Euro und könnte bei einem Anstieg Richtung 8 Euro vor einem technischen Golden Cross stehen. Experten sehen ein durchschnittliches Kursziel von knapp über 10 Euro, doch rechtfertigen die aktuellen Entwicklungen diese Erwartungen? Ein genauer Blick auf Chancen und Risiken zeigt derzeit noch ein gemischtes Bild. Wir klären auf.
Sind die Event-Kreuzfahrten der neue Gewinnbringer?
TUI demonstriert mit seiner Event-Kreuzfahrt-Strategie Innovationskraft. Der Konzern startet den Verkauf für zwei exklusive Themenreisen 2026, die bereits vor dem offiziellen Launch für enormen Andrang sorgen. Eine Kreuzfahrt mit Star-Violinist David Garrett auf der Mein Schiff 1 im Frühjahr 2026 und eine "Schallwellen - 80's Classic Rock"-Themenreise im Mai desselben Jahres stehen im Fokus. Die Nachfrage ist so groß, dass TUI einen digitalen Warteraum einrichten musste, um faire Buchungschancen zu gewährleisten. Also scheint die Strategie aufzugehen. Dies zeigt, wie geschickt TUI die eigene Flotte vermarktet. Während normale Pauschalreisen unter enormem Preisdruck stehen, zahlen Kunden für exklusive Erlebnisse auf hoher See deutlich mehr. Der Konzern veruscht damit seine operative Stärke gezielt auszunutzen, um margenstarke Nischenmärkte zu erobern.
Probleme mit Flugzeugen
Doch nicht alles läuft rund bei TUI. Zwei Flugzeug-Zwischenfälle binnen weniger Tage verdeutlichen die operativen Risiken des Geschäfts. Ein TuiFly-Flug von Frankfurt nach Kreta musste wegen eines technischen Defekts ungeplant in Hannover landen. Die Urlauber saßen fest, die wichtige Ferienroute war unterbrochen. Noch dramatischer verlief ein zweiter Vorfall. Ein TUI Airways-Langstreckenflug von Cancún nach London musste nach Bangor im US-Bundesstaat Maine umgeleitet werden, nachdem Passagiere an Bord der Boeing 787 die Besatzung zum Handeln zwangen. Solche Zwischenfälle treffen TUI zur denkbar ungünstigsten Zeit, nämlich in der Hauptsaison. Während der Hauptsaison muss jeder Flug perfekt funktionieren, um die Jahresziele zu erreichen. Ungeplante Landungen verursachen sofortige Kosten für Gebühren, Treibstoff und Passagierbetreuung. Ebenso sorgt das für Unruhe und Unsicherheit bei den Buchenden und kratzt an der Reputation von Tui. Jede Störung kann das gesamte Netzwerk durcheinanderbringen und weitere Verspätungen auslösen.
Charttechnik
Aus charttechnischer Sicht präsentiert sich die TUI-Aktie derzeit durchaus interessant. Der Kurs notiert aktuell bei 7,65 Euro. Wichtig sind jetzt die beiden SMAs (50er und 200er). Diese notieren bei 7,18, bzw. 7,32 Euro. Positiv ist da schon zu werten, dass der Kurs darüber liegt und somit mittel- bzw. auch langfristig der Trend derzeit nach oben zeigt. Kommt es jetzt zum Schneiden des 50er SMA über den 200er SMA, entsteht ein sogenanntes "Golden Cross". Dieses Goldene Kreuz ist ein bullisches Zeichen und könnte der Aktie weiteren Auftrieb verleihen. Schätzungsweise müsste der Kurs Richtung 8 Euro und eventuell noch darüber, damit sich die Formation bildet. Der RSI liegt mit einem Wert von 60 in der oberen Zone, hat aber noch Platz bis zur Überkauftheit. Dadurch wird auch ein weiteres Ansteigen begünstigt. Sollte die Aktie die psychologisch wichtige 8-Euro-Marke nachhaltig überwinden, könnte als Kursziel die 10 Euro winken. Dann wäre sogar der Weg nach oben in Richtung Mehrmonatshoch bei 11,68 Euro frei. Eintrüben würde sich das Bild, wenn TUI unter die 7 Euro absackt.
Was tun?
Die Event-Kreuzfahrt-Strategie zeigt, dass TUI durchaus innovative Wege findet, um höhere Margen zu erzielen. Die operativen Zwischenfälle sind jedoch ein kleiner Makel, der kurzfristig belasten könnte. Anleger sollten die Aktie als spekulative Beimischung betrachten. Wer auf eine Erholung der Reisebranche und TUIs Fähigkeit zur Marktdifferenzierung setzt, kann bei der aktuellen Bewertung einsteigen. Ein Stopp-Loss unter 7 Euro empfiehlt sich jedoch, um das Verlustrisiko zu begrenzen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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