
© Foto: fn Symbolbild
Ein europäischer Außenseiter könnte sich über Nacht zum strategischen Schwergewicht mit zwei mächtigen Staaten im Rücken verwandeln. Genau das passiert so oder so ähnlich gerade bei Eutelsat. Während andere Satellitenfirmen um Privatkunden buhlen, holt sich der Konzern Frankreich und Großbritannien als Aktionäre ins Boot. Plötzlich geht es nicht mehr nur um Internet aus dem All, sondern um Europas Souveränität im Weltraum. Kann dieser Coup den bisherigen Underdog zum Global Player machen? Und was bedeutet das für Anleger? Hier finden sie Antworten darauf.
Ein strategisches Bündnis entsteht
Frankreich legt vor. Großbritannien zieht nach. Mit insgesamt 1,5 Milliarden Euro frischem Kapital positionieren die beiden Länder Eutelsat als europäische Antwort auf SpaceX und Starlink. Das ist mehr als nur eine Kapitalspritze. Es ist eine politische Kampfansage. Emmanuel Macron und die britische Regierung machen damit deutlich, dass Europa im Orbit unabhängig werden möchte. Kein Zufall, dass Macron den Deal persönlich während eines Staatsbesuchs in London verkündete. Hinter den Kulissen geht es um harte Interessen, denn Satelliten steuern heute militärische Systeme, sichern Wirtschaftsdaten und bilden das Rückgrat digitaler Infrastrukturen. Wer sie kontrolliert, hat Macht. Eutelsat wandelt sich damit vom Dienstleister zum Instrument geopolitischer Strategie. Die Folgen sind konkret, denn Frankreich hält nach der Kapitalerhöhung fast 30 Prozent der Anteile, Großbritannien rund 11Prozent. Der Konzern erhält Zugang zu milliardenschweren Verteidigungsaufträgen und langfristigen Regierungsprojekten. Das reduziert das operative Risiko erheblich. Gleichzeitig wächst der Druck: Aus dem "Satellitenbetreiber" soll ein "StarlinkKiller" werden.
Chancen und offene Baustellen
Die Zahlen zeigen ein zwiespältiges Bild. Einerseits katapultierte die Nachricht vom Staats-Einstieg vor einigen Tagen die Aktie deutlich nach oben. Andererseits bleibt Eutelsat operativ "angeschlagen". Das Russland-Geschäft liegt nach Sanktionen brach, der Umsatz stagniert, und die Konkurrenz aus den USA ist technologisch (noch) überlegen. Analysten mahnen, dass Staatsgeld allein keine Probleme löst, doch die Neuausrichtung hat Substanz. Seit der Fusion mit OneWeb vereint Eutelsat zwei Schlüsseltechnologien: 34 geostationäre Satelliten für stabile Breitbandverbindungen und über 600 Low-Earth-Orbit-Satelliten für schnelles Internet in entlegenen Regionen. Für Anleger ist entscheidend, dass die frischen Mittel ab 2026 in neue Projekte fließen sollen. Der Plan klingt ambitioniert, aber möglich. Europa will bis 2030 eigene, lückenlose Satellitennetze aufbauen.
Charttechnik
Nach dem starken Anstieg Ende Februar, Anfang März dieses Jahres von 1,15 Euro im Tief bis auf über 9 Euro setzte eine notwendige und ausreichende Konsolidierungsbewegung ein, die die Aktie im Juni noch bis auf 2,20 Euro führte. Dies scheint jetzt ausreichend bereinigt zu sein und die Aktie steigt wieder bis auf aktuell 3,43 Euro. Zuletzt wurde wieder jede Korrektur genutzt, um neue Höhen zu erklimmen. Das Momentum ist wiedererstarkt. Kurzfristig könnte die Aktie bei 6 Euro auf Widerstand stoßen. Aber bis dahin ist ja noch einiges an Luft. Weiter oben sind sogar noch Kurslücken bei über 8 Euro, die längerfristig wieder geschlossen werden könnten. Dies ergibt großes Potenzial nach oben, bezogen auf den aktuellen Kurs. Positiv zu werden ist, dass die beiden wichtigen SMAs (50er und 200er) unterhalb des aktuellen Kurses verlaufen und somit mittel- und langfristig den Trend nach oben anzeigen. Auch der RSI lässt mit einem derzeit neutralen Wert bei 50 Platz nach oben. Bricht der Kurs nach oben über 4 Euro aus und hält sich dort bis zum Wochenschluss über dieser Marke, so dürfte es danach in Richtung 6 und danach in Richtung 8-8,50 Euro gehen
Was tun?
Die Mischung aus Fundamentaldaten, Chart und Nachrichten liefert ein klares Signal: Eutelsat ist ein Zukunftsplay, aber mit Risiko. Die Staatsbeteiligung sichert Einnahmen und senkt Insolvenzrisiken. Langfristig profitiert der Konzern von milliardenschweren EU-Infrastrukturprogrammen. Aber die operativen Schwächen (Technologierückstand, Sanktionen) könnten die Kursexplosion ein wenig bremsen. Wer jetzt einsteigt oder abwartet, ob die 4 Euro nach oben durchbrochen wird, wettet auf Europas Comeback im All und sollte etwas Geduld mitbringen. Hochspannend!
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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