DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Schuldenquote im Euroraum steigt im ersten Quartal
Die Staatsschulden in der Eurozone sind im ersten Quartal 2025 leicht gestiegen. Der öffentliche Schuldenstand erhöhte sich gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf 88,0 von 87,4 Prozent im Vorquartal, wie die Statistikbehörde Eurostat meldete. In absoluten Zahlen kletterte der Schuldenberg auf 13,475 von 13,257 Billionen Euro. In der EU-27 stieg die Staatsschuldenquote auf 81,8 von 81,0 Prozent entsprechend 14,823 nach 14,540 Billionen Euro.
EZB senkt Leitzins bis auf 1,50 Prozent - aber Risiken
Analysten der Deutschen Bank weisen darauf hin, dass die Inflationsprognose der EZB-Volkswirte vom Juni eine inhärente Tendenz zur Lockerung aufwies. "Es wird erwartet, dass die Inflation in den nächsten 18 Monaten das Ziel von 2 Prozent unterschreiten wird, und die Annahme einer Rückkehr zum Ziel im Jahr 2027 beruhte auf den Marktpreisen, die ein bis zwei weitere Zinssenkungen umfassten", schreiben sie in ihrem Ausblick auf die Zinsentscheidung am Donnerstag. Die Analysten selbst rechnen für Donnerstag mit unveränderten Zinsen, wobei ihr Basisszenario für dieses Jahr noch zwei Senkungen des Einlagensatzes auf 1,50 Prozent vorsieht.
EZB-Senkung für September erwartet - Abwärtsrisiken im Fokus
Rothschild & Co Wealth Management erwartet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen im September senken und dann eine Pause einlegen wird. Damit würde der Einlagensatz von derzeit 2,00 Prozent auf 1,75 Prozent sinken. Ein schwaches Wachstum und eine niedrige Inflation könnten jedoch zu Zinssenkungen sowohl im September als auch im Dezember führen, wodurch der Einlagensatz auf 1,50 Prozent fallen würde, meint Bastian Freitag, Leiter des Bereichs Fixed Income Deutschland. "Auslöser hierfür könnte eine deutliche Verschlechterung der Konjunkturaussichten infolge einer weiteren Eskalation des Handelskonflikts mit den USA oder ein nachhaltiger Rückgang der Inflation sein", sagt er.
EZB dürfte Zinssenkung auf September vertagen
Volkswirte der Bank of America (BoA) nehmen in ihrem Basisszenario an, dass der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) den Leitzins am Donnerstag beibehalten und seine Kommunikation feinjustieren wird. "Wir gehen davon aus, dass Präsidentin Lagarde an ihrer Linie festhalten wird, von Sitzung zu Sitzung zu entscheiden und keine Vorabfestlegungen zu treffen", schreiben sie in ihrem Ausblick.
Entlassung von Powell könnte nach hinten losgehen
Eine Entlassung des Chairmans der US-Notenbank, Jerome Powell, würde Zinssenkungen durch den Offenmarktausschuss (FOMC) wahrscheinlich nicht beschleunigen, schreiben die Zinsstrategen von Barclays in einem Kommentar. "Tatsächlich könnte es nach hinten losgehen, indem der FOMC die Zinsen länger beibehält oder den Leitzins sogar anhebt, falls der Markt die Unabhängigkeit der Fed in Frage stellen und die Inflationserwartungen sowie die längerfristigen Renditen in die Höhe treiben sollte", so die Strategen. Sie bezweifeln, dass es einem neuen Chairman gelingen würde, die geldpolitische Haltung wesentlich zu lockern, da er oder sie immer noch mit elf anderen stimmberechtigten Mitgliedern des FOMC zusammenarbeiten müsste.
BoJ dürfte bei Zinserhöhungen vorsichtiger agieren
Weitere Zinserhöhungen durch die Bank of Japan (BoJ) seien wahrscheinlich, aber mit zunehmender Vorsicht, schreiben zwei Mitglieder von UOB Global Economics & Markets Research in einem Kommentar. "In naher Zukunft wird die Aufmerksamkeit wahrscheinlich auf der Anfälligkeit von [Premierminister] Ishiba nach einem weiteren Wahl-Missgeschick liegen, während Japan weiterhin über ein Handelsabkommen mit den USA verhandelt", so die Mitglieder. Die BoJ werde bei ihrer Juli-Sitzung aufgrund der Unsicherheit über die US-Zölle wahrscheinlich stillhalten, aber voraussichtlich an ihrer Haltung zur Normalisierung der Geldpolitik festhalten.
Wahlniederlage in Japan deutet auf lockerere Fiskalpolitik
Die Wahlniederlage der japanischen Regierungskoalition deute auf eine lockerere Fiskalpolitik in den kommenden Monaten hin, schreibt Marcel Thieliant von Capital Economics in einem Kommentar. "Die großen Oppositionsparteien haben alle in irgendeiner Form für eine Senkung der Mehrwertsteuer geworben, einschließlich einer Senkung nur für Lebensmittel", meint der Leiter des Asien-Pazifik-Raums. Jedoch "wäre eine Senkung der Mehrwertsteuer ein umständlicher Weg, um die starke Inflation zu bekämpfen, da sie fast alle Unternehmen zwingen würde, ihre Preise zu ändern, mit allen damit verbundenen Kosten", so Thieliant.
Wahlergebnis in Japan könnte zu expansiver Fiskalpolitik führen
Der von Japans Regierungskoalition bei der Oberhauswahl erlittene Verlust deutet auf eine wahrscheinlich expansive Ausrichtung der Fiskalpolitik in der Zukunft hin, schreiben die Volkswirte von Goldman Sachs in einem Kommentar. "Da die Regierungskoalition weder im Ober- noch im Unterhaus über eine Mehrheit verfügt, dürfte die Zusammenarbeit mit den Oppositionsparteien von Gesetzentwurf zu Gesetzentwurf noch wichtiger werden, um Gesetze zu verabschieden", erklären die Ökonomen. Unterdessen hätten die Oppositionsparteien Senkungen der Verbrauchssteuer, Erhöhungen verschiedener Sozialversicherungsmaßnahmen sowie Unterstützung für Kinderbetreuung und Bildung vorgeschlagen, stellen sie fest.
Politische Lage in Japan dürfte Yen weiter unter Druck setzen
Die politische Lage in Japan dürfte den Yen wahrscheinlich weiter unter Abwärtsdruck setzen, schreibt Ryota Abe von SMBC in einer E-Mail. "Die derzeitige Regierungspartei hat unbestreitbar an Boden verloren, und die Erwartungen an eine expansive Fiskalpolitik, wie sie von der Opposition gefordert wird, bleiben bestehen", meint der Ökonom mit Blick auf das Ergebnis der Oberhauswahl. Als Risikoszenario komme hinzu, dass einige Kandidaten, die innerhalb der regierenden Liberaldemokratischen Partei als "Post-Ishiba" wahrgenommen würden, eine expansive Fiskalpolitik unterstützten, was den Abwertungsdruck auf den Yen wahrscheinlich mache, fügt Abe hinzu.
Wahlniederlage von Japans Koalition erhöht Instabilität
Die deutliche Niederlage der japanischen Regierungskoalition bei den Oberhauswahlen verschärft die angespannten Beziehungen zu den USA, schreibt Robert Bergqvist von SEB Research in einem Kommentar. "Dies erhöht die politische Instabilität in einer Situation mit angespannten US-Beziehungen weiter", erklärt der leitende Volkswirt. Nun müssten die japanischen Politiker ihre Wahlversprechen für mehr fiskalische Anreize einlösen, und das in einer Situation, in der die Staatsverschuldung laut IWF bis 2025 bei 235 Prozent des BIP liegen werde, fügt er hinzu.
DJG/DJN/apo
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July 21, 2025 07:30 ET (11:30 GMT)
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