
© Foto: Zentrale // Simon Bierwald // Vonovia
Die Vonovia-Aktie steckt in ziemlichen Schwierigkeiten. 7 Milliarden Euro Verlust im letzten Jahr, aber ein Kursziel von 41 Euro von Top-Analysten. Berlin kauft marode Wohnungen zurück. Kann der Immobilienriese den Turnaround schaffen? Wir schauen hinter die Zahlen, prüfen den Chart und die Strategie. Hier erfahren Sie, warum die einen von "Strong Buy" sprechen und andere raten, die Finger von der Aktie zu lassen.
Vonovia ist mehr als nur Deutschlands größter Vermieter
Vonovia ist kein simpler Wohnungskonzern. Mit Sitz in Bochum verwaltet der Gigant über 540.000 Wohnungen in Deutschland, Österreich und Schweden. Das Geschäftsmodell ist vielfältig. Von klassischer Vermietung über Modernisierungen bis hin zu eigenentwickelten Neubauprojekten. Trotz Kritik an Mietpolitik und Image kämpft das Unternehmen um seinen Wandel. Es senkte jüngst CO2-Emissionen, startete Sozialkampagnen gegen häusliche Gewalt und setzt auf "grüne" Sanierungen. Interessant ist, dass 35,5 Prozent der Aktionäre in 2025 die Dividende in Aktien wählten und kein "Bargeld", sondern neues Kapital für Vonovia. Ein Vertrauensvotum in Höhe von 356 Millionen Euro.
Die Bilanz ist schmerzhaft
Die Bilanz für 2024 schmerzt, teilweise noch immer. 7 Milliarden Euro Verlust durch Wertminderungen im Immobilienportfolio. Doch aktuell gibt es Lichtblicke. Das erste Quartal 2025 zeigte mit 515 Millionen Euro einen operativen Gewinn. Die Schuldenlast sinkt langsam, und der Berliner Rückkauf von Wohnungen bringt Liquidität, wenn auch zu fragwürdigen Preisen. Analysten bleiben, bzw. werden erstaunlich optimistisch. 18 von 28 Experten raten zu "Kaufen" oder "Stark Kaufen". Das ist sogar mehr als die Mehrheit. Ihr 12-Monats-Ziel liegt im Schnitt bei 35,19 Euro, rund 25 Prozent über dem aktuellen Kurs von 28,54 Euro. Große Investoren halten weiter die Treue, was auch als Signal für langfristiges Potenzial gewertet wird.
Charttechnik
Der Chart zeigt eine längere Seitwärtsbewegung. Zwar kletterte die Aktie Anfang Juli kurz im Verlauf auf ein Mehrwochen-Hoch, jedoch konnte dies nicht gehalten werden. Bei 30 und knapp darüber gibt es immer wieder stärkeren Verkaufsdruck - auch schon in der Vergangenheit. Aktuell verlaufen die wichtigen SMAs (50er und 200er) oberhalb des Kurses. Beide SMAs liegen ganz eng beisammen im Bereich 29,02 und 29,05 Euro. Nach der Definition befindet sich die Aktie im mittel- und langfristigen Abwärtstrend. Jedoch genügt ein Anstieg um 2-3 Prozent und die Aktie dreht in den Aufwärtstrend in beiden Zeitebenen. Das ist quasi ja nur ein Katzensprung. Der RSI liegt bei neutralen 47 Punkten und lässt nach oben noch deutlich Potenzial zu - aber quasi auch nach unten. Dennoch könnte ein nachhaltiger Ausbruch über die 30,50 Euro die Wende zum Guten für Vonovia bedeuten. Bis dahin dominiert Geduld. Nach unten gibt es eine stärkere Unterstützung im Bereich 27-29 Euro.
Was tun?
Die Vonovia-Aktie ist ein Spiel von gegenläufigen Meinungen. Fundamental überzeugen die Schuldenreduktion, die Projektentwicklung als Marktführer in Deutschland und das Vertrauen grosser Investoren. Auch die jüngste Dividenden-Wahl zeigt Aktionärs-Rückhalt. Nachrichten wie der Berlin-Deal bringen kurzfristig Cash, könnten aber auch die bilanzielle Situation belasten. Mit ESG-Initiativen versucht Vonovia das Image aufzupolieren. Dennoch löst dies nicht die Milliardenverluste. Charttechnisch fehlt noch der entscheidende Schwung. Der Gesamttrend braucht mehr Kraft.
Neu-Anleger warten besser auf zwei Signale:
1. Einen klaren Chart-Ausbruch über 30,50 Euro für eine Trendbestätigung und
2. Den nächsten Quartalsbericht (Herbst 2025), der zeigen muss, ob die Sanierungsstrategie wirkt.
Das Potenzial ist zweifelsfrei da, doch der Zug fährt nicht weit weg, bevor die Kurve nicht nachhaltig gedreht hat.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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