DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Handelsabkommen mit USA eine Demütigung für die EU
Das Handelsabkommen der Europäischen Union mit den USA sei eine "Demütigung für die EU", urteilt Clemens Fuest, des Präsident des deutschen Ifo-Instituts, auf X. Es spiegele jedoch das Machtungleichgewicht zwischen den beiden Seiten wider, sagt er. "Die Europäer müssen aufwachen, sich stärker auf die wirtschaftliche Stärke konzentrieren und ihre militärische und technologische Abhängigkeit von den USA verringern", merkt er an. Dann werde man später Raum für Neuverhandlungen haben, fügte er hinzu. Beide Seiten hatten sich am Wochenende auf einen Importzoll von 15 Prozent für die meisten EU-Waren geeinigt.
Wifo-Chef Felbermayr kritisiert Zoll-Deal scharf
Der Präsident des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo), Gabriel Felbermayr, hat den zwischen US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen geschlossenen Zoll-Deal scharf kritisiert. Nach Aussage des Außenhandelsexperten macht die EU mit dem Deal nicht nur ein schlechtes Geschäft, sie verstößt auch gegen geltendes Recht.
VDA: US-EU-Deal kostet deutschen Automobilsektor Milliarden
Das US-EU-Handelsabkommen verhindere zwar eine weitere Eskalation, doch der 15-Prozent-Zoll werde die deutsche Automobilindustrie jährlich Milliarden kosten, meint Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). "Entscheidend wird nun sein, wie das Abkommen konkret ausgestaltet sein wird und wie verlässlich es ist." Angesichts weitreichender Zusagen für zusätzliche Investitionen in den USA fordert der VDA die EU auf, die Rahmenbedingungen in Europa für Investoren und Unternehmen dringend international wettbewerbsfähig zu gestalten, sagt Müller.
Zollabkommen schlecht für US-Maschinenbauer
Das zwischen US-Präsident Donald Trump und der EU abgeschlossenen Zollabkommen beseitigt aus Sicht des Maschinen- und Anlagenbauverbands VDMA zwar kurzfristig Unsicherheit, stellt aber zugleich "eine bedauerliche Entwicklung dar, die insbesondere die amerikanischen Hersteller belasten wird - also genau jene Akteure, die die Trump-Regierung eigentlich fördern möchte". "Praktisch jeder amerikanische Fertigungssektor ist auf europäische Maschinenimporte angewiesen, und dies wird auch so bleiben, selbst wenn Maschinenbaufirmen aus Europa weiterhin in den USA investieren", heißt es in der Stellungnahme des VDMA.
Handelsabkommen verhindert Eskalation
Das Handelsabkommen zwischen den USA und der Europäischen Union bringe eine dringend benötigte Deeskalation, meint AmCham EU, die Lobbyorganisation für US-Unternehmen in Europa. Beide Seiten müssten auf dessen Basis jetzt eine dauerhafte Vereinbarung ausarbeiten, technische Details sollten so schnell wie möglich festgelegt werden. Klarheit bei der Umsetzung, einschließlich der nächsten Schritte für Zölle auf Pharmazeutika und Halbleiter, sei für die Unternehmen entscheidend.
US-Investitionsversprechen der EU sind "problematisch"
Deutsche-Bank-Volkswirt Mark Wall findet das Versprechen der EU, Investitionen für 600 Milliarden US-Dollar in den USA zu tätigen problematisch. "In einer Zeit, in der die EU selbst einen erheblichen Investitionsbedarf hat, könnte ein signifikantes Umlenken von Investitionen in die USA als Schwächung des europäischen Wachstumspotenzials angesehen werden", schreibt er in einem Kommentar zur Zoll-Einigung zwischen US-Präsident Donald Trump und der EU. Dies gelte insbesondere, da die EU nach größerer strategischer Autonomie strebe. Mario Draghi habe im vergangenen Jahr geschätzt, dass der Investitionsbedarf der EU in den Bereichen Innovation, Energie, Verteidigung und so weiter bei etwa 800 Milliarden Euro pro Jahr liege.
US-Zölle auf EU-Pharmazeutika und Halbleiter unklar
Analysten der Rabobank weisen darauf hin, dass in dem zwischen US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen geschlossenen Zoll-Deal keine Klarheit über die Behandlung von Pharamazeutika herrsche. "Von der Leyen hat erklärt, dass Pharmazeutika und Halbleiter in dem 15-prozentigen Zollsatz enthalten seien, was sie vor noch höheren sektoralen Zöllen von bis zu 200 Prozent schützen würde, mit denen Präsident Trump gedroht hat", urteilen die Analysten.
IW-Direktor rechnet mit weiteren Störfeuern aus Washington
Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln), Michael Hüther, rechnet trotz der Zolleinigung zwischen den USA und der Europäischen Union mit weiteren Störfeuern aus Washington. "Darauf vertrauen, dass nun Ruhe herrscht, kann man nicht, zumal die Kauf- und Investitionszusagen kaum präzise einzuhalten sind. Trump nimmt die Zolldrohung nie vollends vom Tisch", sagte Hüther den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Auch deshalb wäre eine kraftvollere Verhandlungsstrategie der EU sinnvoll gewesen.
EZB: Geldpolitische Analysten sahen Zinstief weiter bei 1,75 Prozent
Die regelmäßig von der Europäischen Zentralbank (EZB) befragten geldpolitischen Analysten haben vor der jüngsten EZB-Ratssitzung mit einer weiteren Senkung des Einlagenzinses auf 1,75 (derzeit: 2,00) Prozent im September gerechnet. Wie aus den jetzt von der EZB veröffentlichten Umfrageergebnissen hervorgeht, wird der Leitzins der Median-Prognose zufolge bis zum vierten Quartal 2026 auf diesem Niveau bleiben, im ersten Quartal 2027 auf 2,00 Prozent steigen und im ersten Quartal 2028 auf 2,25 Prozent. Die Erwartungen der Analysten entsprachen damit den im Vorfeld der Juni-Sitzung erhobenen Erwartungen. Langfristig sahen diese Analysten den Leitzins weiterhin bei 2,00 Prozent.
EZB veröffentlicht revidierten Leitfaden zu internen Modellen
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat einen revidierten Leitfaden für die Anwendung interner Modelle zur Bestimmung von Risikoaktiva veröffentlicht, die entscheidend für die Eigenkapitalanforderungen sind. Wie die EZB mitteilte, berücksichtigt die Aktualisierung des erstmals 2019 veröffentlichten Leitfadens die Anforderungen der Kapitaladäquanzrichtlinie CRR3 und des veränderten Baseler Eigenkapitalrahmens sowie den Einsatz von maschinellem Lernen.
BoJ könnte Signal für weniger taubenhafte Haltung geben
Die japanische Zentralbank könnte ein Signal für eine weniger taubenhafte Haltung geben, schreiben die Ökonomen der BofA in einem Kommentar. Es wird allgemein erwartet, dass die Bank of Japan (BoJ) ihren Leitzins auf der geldpolitischen Sitzung in dieser Woche bei 0,50 Prozent belässt. Angesichts des kürzlich zwischen Japan und den USA geschlossenen Handelsabkommens dürfte sie jedoch einen weniger taubenhaften Ton anschlagen. Die Vereinbarung verringere eine große Unsicherheit, die die BoJ als Grund für die Zurückhaltung bei der Straffung der Geldpolitik angeführt habe.
Peking dürfte vorerst keine neuen Konjunkturimpulse ankündigen
Peking dürfte auf der bevorstehenden Sitzung des Politbüros im Juli kein neues fiskalisches Stimuluspaket ankündigen, schreiben die Ökonomen von Barclays in einem Kommentar. Chinas unerwartet gutes BIP-Wachstum im ersten Halbjahr und die mögliche Verlängerung eines Zollfriedens mit den USA ließen Peking etwas politischen Spielraum, schreiben sie. Die chinesischen Konjunkturmaßnahmen könnten weiterhin "reaktiv, gezielt und schrittweise" ausfallen. In der zweiten Jahreshälfte könnte Peking zusätzliche neue Anreize in Höhe von 0,5 bis 1 Billion Yuan zur Unterstützung strategischer Investitionsprojekte und der Sanierung von Stadtgebieten einführen sowie die Subventionen für den Konsumhandel ausweiten.
DJG/DJN/apo
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July 28, 2025 07:30 ET (11:30 GMT)
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