
Mit einem KI-getriebenen Geschäftsmodell, starken Quartalszahlen und ambitionierten Wachstumszielen mischt das israelische Beauty-Tech-Unternehmen Oddity Tech die Branche auf. Lohnt sich ein Einstieg?
Mit einem datengetriebenen Geschäftsmodell, Künstlicher Intelligenz und einer klar digital fokussierten Vertriebsstrategie hat sich das israelische Unternehmen Oddity Tech in nur wenigen Jahren als ernstzunehmender Player in der globalen Kosmetikbranche etabliert.
Die in Tel Aviv gegründete und heute in New York ansässige Firma verfolgt einen disruptiven Ansatz: Sie ersetzt klassische Ladengeschäfte und Schönheitsberater durch Algorithmen und KI-gestützte Produktempfehlungen.
Von der Nischenmarke zum Börsenliebling
Bekannt wurde Oddity zunächst mit der Kosmetikmarke Il Makiage, die das Gründerduo Oran Holtzman und seine Schwester Shiran im Jahr 2013 übernahm und mithilfe von Technologie radikal umbaute. Später folgte die Wellnessmarke SpoiledChild, die mit personalisierten Produkten für Haut, Haare und Nahrungsergänzungsmittel aufwartet. Beide Marken eint: Sie setzen ausschließlich auf einen Direct-to-Consumer-Ansatz, unterstützt durch präzise Datenanalysen, Gesichtsscans und maschinelles Lernen.
Die Strategie geht auf: 2022 setzte Oddity 324,5 US-Millionen Dollar um, ein Plus von 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Beim Börsengang im Sommer 2023 sammelte das Unternehmen 424 Millionen US-Dollar ein und wurde mit rund zwei Milliarden US-Dollar bewertet. Die Aktie legte in den ersten Handelstagen zweistellig zu.
KI statt Kosmetikerin
Im Zentrum des Erfolgs steht die hauseigene Technologieplattform, die laut Unternehmensangaben über 50 Millionen Nutzerdaten verarbeitet. Mithilfe selbst entwickelter KI-Modelle empfiehlt Oddity seinen Kundinnen exakt passende Produkte - mit deutlich höheren Konversionsraten als bei klassischen Online-Anbietern. Analysten loben die Wiederkaufsquoten und die hohe Kundenbindung.
Um die technologische Basis weiter zu stärken, übernahm Oddity Anfang 2025 das israelische KI-Startup Fionic inklusive dessen Entwicklungsteam. Zudem kündigte CEO Oran Holtzman eine Expansion in den Bereich medizinischer Hautpflege an, mit Behandlungen etwa gegen Akne und Ekzeme.
Starke Zahlen, aber auch Kritik
Oddity Tech (ODD) legte für das erste Quartal 2025 erneut starke Ergebnisse vor. Das Unternehmen erzielte einen bereinigten Gewinn von 0,69 US-Dollar je verwässerter Aktie (rund 0,64 Euro) - deutlich über den Erwartungen der Analysten, die im Schnitt mit 0,62 US-Dollar gerechnet hatten. Auch beim Umsatz übertraf Oddity die Prognosen: Die Erlöse beliefen sich auf 268,1 Millionen US-Dollar (etwa 249 Millionen Euro), nach 211,6 Millionen US-Dollar im Vorjahr.
Für das zweite Quartal prognostiziert das Management einen bereinigten Gewinn je Aktie von 0,85 bis 0,89 US-Dollar bei einem Umsatz zwischen 235 und 239 Millionen US-Dollar. Analysten hatten zuletzt mit 0,83 US-Dollar Gewinn je Aktie und 233,5 Millionen US-Dollar Umsatz gerechnet.
In der Folge passte Oddity auch die Jahresprognose nach oben an. Der erwartete bereinigte Gewinn je Aktie für das Gesamtjahr 2025 liegt nun zwischen 1,99 und 2,04 US-Dollar (ca. 1,85-1,90 Euro) - zuvor lag die Spanne bei 1,94 bis 1,98 Dollar. Auch der Umsatzausblick wurde auf 790 bis 798 Millionen US-Dollar (rund 729-736 Millionen Euro) erhöht. Die Konsensschätzung der Analysten lag bei 785,6 Millionen Dollar.
Es gibt aber Probleme
Doch nicht alles läuft reibungslos: Kritiker werfen dem Unternehmen vor, seine Offline-Aktivitäten in Israel - darunter über 40 stationäre Shops - im Vorfeld des Börsengangs nicht ausreichend kommuniziert zu haben. Mehrere US-Kanzleien haben Sammelklagen wegen möglicher Irreführung eingereicht. Auch die aggressiven Abo-Modelle der Plattform stoßen bei einigen Konsumenten auf Ablehnung.
Fazit: Digitaler Champion mit Reputationsrisiken
Oddity Tech steht exemplarisch für eine neue Generation von Beauty-Unternehmen, die Daten, Technologie und Markenführung konsequent digital denkt. Das Unternehmen verbindet Innovationskraft mit beeindruckendem Wachstum - doch die zunehmende öffentliche Aufmerksamkeit bringt auch neue Anforderungen an Transparenz und unternehmerische Verantwortung mit sich. Anleger, Kunden und Wettbewerb werden genau hinschauen, wie Oddity auf diesem schmalen Grat agiert.
Daher sollten Anlger noch mit einem Einstige warten. Kurse um die 60 US-Dollar wären ein gute Gelegenheit, sich die Schönheits-KI ins Depot zu holen.
Markus Weingran, Chefredakteur wallstreetONLINE Börsenlounge
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