Berlin (ots) -
Fast 69.500 Kinder wurden 2024 zu ihrem Schutz vorübergehend in Obhut genommen. GfK-Umfrage zeigt: Die Mehrheit der Bevölkerung vertraut freien Trägern im Kinderschutz.
Wenn das familiäre Zuhause kein sicherer Ort mehr ist, greift der Staat ein: Insgesamt 69.477 Kinder und Jugendliche wurden im Jahr 2024 in Deutschland zu ihrem Schutz vorübergehend durch die Jugendämter in Obhut genommen. Neben unbegleiteten Einreisen Minderjähriger war ein großer Teil der Inobhutnahmen auf belastende familiäre Situationen zurückzuführen. Laut dem aktuell veröffentlichten Bericht des Statistischen Bundesamtes waren die häufigsten Anlässe im Jahr 2024 Überforderung der Eltern (17.478 Fälle), Vernachlässigung (8.481 Fälle), körperliche Misshandlung (7.375 Fälle), psychische Misshandlung (5.549 Fälle) oder sexuelle Gewalt (1.234 Fälle). Mehr Minderjährige als im Vorjahr (+10 Prozent) suchten aus eigenem Antrieb Hilfe beim Jugendamt. Diese Zahlen - und die Tatsache, dass lediglich knapp ein Viertel (24 Prozent) der Minderjährigen im Anschluss an die Inobhutnahme an den vorherigen Aufenthaltsort zurückkehrte - unterstreichen die anhaltende Notwendigkeit, gefährdeten Kindern nicht nur Schutz, sondern auch verlässliche, kindgerechte Betreuungsformen zu bieten. Familienanaloge Strukturen, wie sie in Kinderdorffamilien geboten werden, spielen hierbei eine entscheidende Rolle.
Doch wie nimmt die Bevölkerung die Verantwortung für den Kinderschutz wahr? Eine aktuelle, repräsentative GfK-Umfrage[1] im Auftrag der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke zeigt: Die Mehrheit der Deutschen vertraut gemeinnützigen Organisationen der Jugendhilfe und Wohlfahrtsverbänden mehr als dem Staat und kirchlichen Einrichtungen, wenn es um Kinderschutz und Familienhilfe geht.
Vertrauen in freie Träger deutlich höher als in den Staat
47,8 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass der Staat - etwa durch Jugendämter - in der Pflicht ist, Kindern in Deutschland Schutz zu bieten, die aufgrund von Vernachlässigung, Missbrauch oder Gewalt außerhalb der Familie untergebracht und betreut werden müssen. Gleichzeitig vertrauen nur 46,1 Prozent dem Staat, wenn es um Kinderschutz und Familienhilfe geht. Demgegenüber sprechen 72,9 Prozent der Befragten gemeinnützigen Organisationen und Wohlfahrtsverbänden ihr Vertrauen aus. Kirchliche oder religiöse Träger liegen mit 39,1 Prozent im Vertrauensranking auf Platz drei. Obwohl die öffentliche Verantwortung für den Kinderschutz selbstverständlich beim Staat liegt und Jugendämter in der Regel auch die Hilfeleistungen organisieren und finanzieren, wird die konkrete Betreuung oft von gemeinnützigen Trägern übernommen. Die Umfrage verdeutlicht somit auch eine Wahrnehmungslücke in der Öffentlichkeit.
Kinderdorffamilien als bevorzugte Unterbringungsform
Ein weiteres zentrales Ergebnis der Umfrage betrifft die Einschätzung zur geeigneten Unterbringung von Kindern, die beispielsweise aufgrund von Gewalt oder Vernachlässigung aus ihrem familiären Umfeld genommen werden müssen. Eine Mehrheit von 38,1 Prozent der Befragten hält die familienanaloge Betreuung in Kinderdorffamilien mit festen Hauseltern für die beste Möglichkeit, um Kindern ein stabiles und kindgerechtes Umfeld zu bieten. Diese Form der Betreuung wird damit deutlich häufiger als geeignet bewertet als die Unterbringung in stationären Wohngruppen (12,9 Prozent) oder bei Pflegefamilien (30 Prozent).
Stimmen aus der Praxis
"Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes machen erneut deutlich, wie hoch der Bedarf an stabilen Schutz- und Betreuungsstrukturen für Kinder in Not ist", erklärt Dr. Albrecht Matthaei, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke. "Unsere Kinderdorffamilien geben diesen Kindern nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern vor allem Sicherheit, Verbindlichkeit und verlässliche Bezugspersonen. Das ist es, was langfristig hilft, traumatische Erfahrungen zu verarbeiten und neue Perspektiven zu entwickeln."
Datenanhang: Ausgewählte Ergebnisse im Überblick
Inobhutnahmen durch Jugendämter im Jahr 2024:
(Quelle: Statistisches Bundesamt (https://www-genesis.destatis.de/datenbank/online/statistic/22523/table/22523-0001), Destatis, 2025)
Insgesamt: 69.477 Inobhutnahmen
Davon aufgrund von:
- Überforderung der Eltern / eines Elternteils: 17.478 Fälle
- Vernachlässigung: 8.481 Fälle
- Anzeichen für körperliche Misshandlung: 7.375 Fälle
- Anzeichen für psychische Misshandlung: 5.549 Fälle
- Anzeichen für sexuelle Gewalt: 1.234 Fälle
- Unbegleitete Einreise aus dem Ausland: 30.786 Fälle
GfK-Umfrage (repräsentativ, im Auftrag der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke)[2]:
- 72,9 % vertrauen gemeinnützigen Trägern in Fragen des Kinderschutzes
- 66,3 % vertrauen auf das Engagement von Privatpersonen
- 47,8 % glauben, dass der Staat für gute Unterbringung nach Inobhutnahmen sorgt
- 46,1 % geben an, dem Staat in diesem Bereich zu vertrauen
- 39,1 % vertrauen kirchlichen und religiösen Trägern
- 38,1 % sehen Kinderdorffamilien mit festen Hauseltern als beste Unterbringungsform
- 45 % beurteilen die aktuellen staatlichen Unterstützungen für betroffene Kinder als eher schlecht
Hintergrund zur Organisation
Die Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke bieten in zehn Bundesländern vielfältige Hilfsangebote für Kinder, Jugendliche, Familien, Menschen mit Behinderungen und Senior*innen an. In rund 500 Einrichtungen arbeiten mehr als 2.000 Fachkräfte. Über 1.000 Kinder leben dauerhaft in familienanalogen Kinderdorffamilien.
[1], [2] Quelle: Repräsentative Online-Umfrage der GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) im Auftrag der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke, Juli 2025, Grundgesamtheit Männer und Frauen im Alter von 18-74 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland. Der Umfang dieser Gesamtheit beträgt ca. 59.318.000 Personen (deutschsprachige Bevölkerung). Repräsentative Stichprobe im Umfang von ca. 1.000 Personen; Mikrozensus
Pressekontakt:
Sabrina Banze
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke e.V.
Bundesverband
T: +49 (030) 20 64 91 86
sabrina.banze@albert-schweitzer.de
Original-Content von: Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.de/pm/180445/6086667
Fast 69.500 Kinder wurden 2024 zu ihrem Schutz vorübergehend in Obhut genommen. GfK-Umfrage zeigt: Die Mehrheit der Bevölkerung vertraut freien Trägern im Kinderschutz.
Wenn das familiäre Zuhause kein sicherer Ort mehr ist, greift der Staat ein: Insgesamt 69.477 Kinder und Jugendliche wurden im Jahr 2024 in Deutschland zu ihrem Schutz vorübergehend durch die Jugendämter in Obhut genommen. Neben unbegleiteten Einreisen Minderjähriger war ein großer Teil der Inobhutnahmen auf belastende familiäre Situationen zurückzuführen. Laut dem aktuell veröffentlichten Bericht des Statistischen Bundesamtes waren die häufigsten Anlässe im Jahr 2024 Überforderung der Eltern (17.478 Fälle), Vernachlässigung (8.481 Fälle), körperliche Misshandlung (7.375 Fälle), psychische Misshandlung (5.549 Fälle) oder sexuelle Gewalt (1.234 Fälle). Mehr Minderjährige als im Vorjahr (+10 Prozent) suchten aus eigenem Antrieb Hilfe beim Jugendamt. Diese Zahlen - und die Tatsache, dass lediglich knapp ein Viertel (24 Prozent) der Minderjährigen im Anschluss an die Inobhutnahme an den vorherigen Aufenthaltsort zurückkehrte - unterstreichen die anhaltende Notwendigkeit, gefährdeten Kindern nicht nur Schutz, sondern auch verlässliche, kindgerechte Betreuungsformen zu bieten. Familienanaloge Strukturen, wie sie in Kinderdorffamilien geboten werden, spielen hierbei eine entscheidende Rolle.
Doch wie nimmt die Bevölkerung die Verantwortung für den Kinderschutz wahr? Eine aktuelle, repräsentative GfK-Umfrage[1] im Auftrag der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke zeigt: Die Mehrheit der Deutschen vertraut gemeinnützigen Organisationen der Jugendhilfe und Wohlfahrtsverbänden mehr als dem Staat und kirchlichen Einrichtungen, wenn es um Kinderschutz und Familienhilfe geht.
Vertrauen in freie Träger deutlich höher als in den Staat
47,8 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass der Staat - etwa durch Jugendämter - in der Pflicht ist, Kindern in Deutschland Schutz zu bieten, die aufgrund von Vernachlässigung, Missbrauch oder Gewalt außerhalb der Familie untergebracht und betreut werden müssen. Gleichzeitig vertrauen nur 46,1 Prozent dem Staat, wenn es um Kinderschutz und Familienhilfe geht. Demgegenüber sprechen 72,9 Prozent der Befragten gemeinnützigen Organisationen und Wohlfahrtsverbänden ihr Vertrauen aus. Kirchliche oder religiöse Träger liegen mit 39,1 Prozent im Vertrauensranking auf Platz drei. Obwohl die öffentliche Verantwortung für den Kinderschutz selbstverständlich beim Staat liegt und Jugendämter in der Regel auch die Hilfeleistungen organisieren und finanzieren, wird die konkrete Betreuung oft von gemeinnützigen Trägern übernommen. Die Umfrage verdeutlicht somit auch eine Wahrnehmungslücke in der Öffentlichkeit.
Kinderdorffamilien als bevorzugte Unterbringungsform
Ein weiteres zentrales Ergebnis der Umfrage betrifft die Einschätzung zur geeigneten Unterbringung von Kindern, die beispielsweise aufgrund von Gewalt oder Vernachlässigung aus ihrem familiären Umfeld genommen werden müssen. Eine Mehrheit von 38,1 Prozent der Befragten hält die familienanaloge Betreuung in Kinderdorffamilien mit festen Hauseltern für die beste Möglichkeit, um Kindern ein stabiles und kindgerechtes Umfeld zu bieten. Diese Form der Betreuung wird damit deutlich häufiger als geeignet bewertet als die Unterbringung in stationären Wohngruppen (12,9 Prozent) oder bei Pflegefamilien (30 Prozent).
Stimmen aus der Praxis
"Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes machen erneut deutlich, wie hoch der Bedarf an stabilen Schutz- und Betreuungsstrukturen für Kinder in Not ist", erklärt Dr. Albrecht Matthaei, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke. "Unsere Kinderdorffamilien geben diesen Kindern nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern vor allem Sicherheit, Verbindlichkeit und verlässliche Bezugspersonen. Das ist es, was langfristig hilft, traumatische Erfahrungen zu verarbeiten und neue Perspektiven zu entwickeln."
Datenanhang: Ausgewählte Ergebnisse im Überblick
Inobhutnahmen durch Jugendämter im Jahr 2024:
(Quelle: Statistisches Bundesamt (https://www-genesis.destatis.de/datenbank/online/statistic/22523/table/22523-0001), Destatis, 2025)
Insgesamt: 69.477 Inobhutnahmen
Davon aufgrund von:
- Überforderung der Eltern / eines Elternteils: 17.478 Fälle
- Vernachlässigung: 8.481 Fälle
- Anzeichen für körperliche Misshandlung: 7.375 Fälle
- Anzeichen für psychische Misshandlung: 5.549 Fälle
- Anzeichen für sexuelle Gewalt: 1.234 Fälle
- Unbegleitete Einreise aus dem Ausland: 30.786 Fälle
GfK-Umfrage (repräsentativ, im Auftrag der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke)[2]:
- 72,9 % vertrauen gemeinnützigen Trägern in Fragen des Kinderschutzes
- 66,3 % vertrauen auf das Engagement von Privatpersonen
- 47,8 % glauben, dass der Staat für gute Unterbringung nach Inobhutnahmen sorgt
- 46,1 % geben an, dem Staat in diesem Bereich zu vertrauen
- 39,1 % vertrauen kirchlichen und religiösen Trägern
- 38,1 % sehen Kinderdorffamilien mit festen Hauseltern als beste Unterbringungsform
- 45 % beurteilen die aktuellen staatlichen Unterstützungen für betroffene Kinder als eher schlecht
Hintergrund zur Organisation
Die Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke bieten in zehn Bundesländern vielfältige Hilfsangebote für Kinder, Jugendliche, Familien, Menschen mit Behinderungen und Senior*innen an. In rund 500 Einrichtungen arbeiten mehr als 2.000 Fachkräfte. Über 1.000 Kinder leben dauerhaft in familienanalogen Kinderdorffamilien.
[1], [2] Quelle: Repräsentative Online-Umfrage der GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) im Auftrag der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke, Juli 2025, Grundgesamtheit Männer und Frauen im Alter von 18-74 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland. Der Umfang dieser Gesamtheit beträgt ca. 59.318.000 Personen (deutschsprachige Bevölkerung). Repräsentative Stichprobe im Umfang von ca. 1.000 Personen; Mikrozensus
Pressekontakt:
Sabrina Banze
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke e.V.
Bundesverband
T: +49 (030) 20 64 91 86
sabrina.banze@albert-schweitzer.de
Original-Content von: Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.de/pm/180445/6086667
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