
© Foto: Foto von Ron Lach auf Pexels
Die D-Wave Quantum-Aktie hat sich mit einem Plus von deutlich über 1.500 Prozent in nicht mal zwölf Monaten als einer der spektakulärsten Börsen-Überflieger entpuppt. Doch hinter den Traumrenditen lauert eine gefährliche Realität, denn die Bewertung des Quantencomputing-Pioniers ist völlig abgehoben um nicht zu sagen astronomisch hoch. Mit einem Umsatz von mageren 15 Millionen US-Dollar rechtfertigt das Unternehmen seine Marktkapitalisierung von fast 6 Milliarden US-Dollar kaum. Am 7. August stehen die Q2-Zahlen an und die könnten zum Sargnagel für den Höhenflug werden. Denn die Erwartungen sind hoch. Ein einziger Fehltritt und der Traum könnte jäh platzen wie eine Seifenblase.
Wenn Träume auf harte Zahlen treffen
D-Wave Quantum gilt als Vorreiter im Quantencomputing und begeistert Investoren mit visionären Zukunftsaussichten. Die Technologie verspricht bahnbrechende Fortschritte bei komplexen Berechnungen. Doch zwischen Vision und wirtschaftlicher Realität klafft eine gewaltige Lücke. Die jüngsten Quartalsergebnisse offenbaren diese Diskrepanz schonungslos. Zwar schoss der Umsatz um beeindruckende mehrere 100 Prozent in die Höhe, aber nur dank des Verkaufs eines einzigen Advantage-Systems. Ohne diesen Einmaleffekt sieht die Bilanz ernüchternd aus. Das Unternehmen verbrennt weiterhin Millionen und schreibt rote Zahlen. Der Nettoverlust belief sich auf 5,4 Millionen US-Dollar. Besonders brisant dabei ist, dass die Analystenschätzungen für das zweite Quartal extrem optimistisch sind. Sie erwarten natürlich weiteres Umsatzwachstum, doch ohne erneute Hardware-Verkäufe wird D-Wave diese Erwartungen kaum erfüllen können. Das Cloud-Geschäft und die Beratungsdienstleistungen generieren bislang nur bescheidene Erlöse. Hier zeigt sich die Achillesferse des Geschäftsmodells. D-Wave ist noch weit davon entfernt, nachhaltige und wiederkehrende Umsätze zu erzielen.
Charttechnik
Aus technischer Sicht sendet die D-Wave-Aktie bereits deutliche Warnsignale. Nach dem Erreichen des Allzeithochs bei 17,80 Euro Mitte Mai dieses Jahres, löste das Papier ein klassisches Verkaufssignal aus. Die Aktie durchbrach wichtige Unterstützungslinien und fiel auf unter 15 Euro zurück. Der wichtige 50er SMA hat tatsächlich unterstützend gewirkt und von da aus konnte nochmal ein Rebound und ein erneuter Angriff auf das Allzeithoch gestartet werden. Dies wurde aber wieder verfehlt und es zeigen sich sogar im RSI negative Divergenzen auf. Ebenso könnte dies ein mögliches Doppeltop ausbilden. Das Handelsvolumen zeigt ebenfalls beunruhigende Tendenzen. Kaum noch Kaufinteresse, dafür aber vermehrt stärkere Verkaufsorders. Professionelle Trader interpretieren dies als Zeichen für eine bevorstehende größere Korrektur. Als wäre das nicht schon genug, mehren sich die Insider-Verkäufe. Führungskräfte des Unternehmens haben in den vergangenen Monaten verstärkt Aktien abgestoßen. Normalerweise kennen Insider die wahre Verfassung ihres Unternehmens am besten. Ihre Verkäufe könnten ein Hinweis darauf sein, dass die aktuelle Bewertung selbst von den eigenen Managern als übertrieben angesehen wird. Der RSI-Wert bewegte sich wochenlang in der unmittelbaren Nähe oder knapp im überkauften Bereich. Erfahrene Anleger wissen: Nach solchen extremen Bewegungen folgen meist schmerzhafte Korrekturen, zumal die Entfernung zum 200er SMA sehr, sehr hoch ist. Das ist alles Korrekturpotenzial! Achtung Gefahr!
Was tun?
Vorsicht ist besser als Nachsicht lautet die Devise. Eine nüchterne Betrachtung aller Faktoren führt unserer Meinung eher zu einer Verkaufsempfehlung für die D-Wave Quantum-Aktie. Die fundamentalen Kennzahlen rechtfertigen die aktuelle Bewertung in keiner Weise. Mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis jenseits von Gut und Böse bewegt sich das Papier in spekulativen Sphären. Die bevorstehenden Q2-Zahlen bergen enormes Enttäuschungspotential. Sollte D-Wave die hochgesteckten Erwartungen verfehlen, droht ein brutaler Kurseinbruch. Selbst ein kleiner Rückgang beim Umsatz könnte das Vertrauen der Anleger nachhaltig erschüttern. Die Bewertung basiert ausschließlich auf Zukunftshoffnungen - nicht auf harten Fakten. Zwar betonen Analysten wie Rosenblatt Securities das langfristige Potenzial und vergeben Kursziele von bis zu 30 US-Dollar. Doch diese Prognosen fußen auf äußerst optimistischen Annahmen über die Marktentwicklung bis 2030. Sollte sich das Quantencomputing langsamer durchsetzen als erwartet, werden diese Ziele zur Makulatur. Wir gehen eher von einer Gefahr eines Einbruchs aus und setzen unser Kursziel für diesen Fall bei 7,50 Euro, was einer Korrektur von über 50 Prozent entsprechen würde. D-Wave halten wir aktuell für eine tickenden Zeitbombe.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
Haftungsausschluss/Disclaimer
Die hier angebotenen Artikel dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Sie sind weder explizit noch implizit als Zusicherung einer bestimmten Kursentwicklung der genannten Finanzinstrumente oder als Handlungsaufforderung zu verstehen. Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals und - je nach Art des Investments - sogar zu darüber hinausgehenden Verpflichtungen, bspw. Nachschusspflichten, führen können. Die Informationen ersetzen keine auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatung. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird weder ausdrücklich noch stillschweigend übernommen. Finanznachrichten.de hat auf die veröffentlichten Inhalte keinerlei Einfluss. Finanznachrichten.de hat bis zur Veröffentlichung der Artikel keine Kenntnis über Inhalt und Gegenstand der Artikel. Die Veröffentlichungen erfolgen durch externe Autoren bzw. Datenlieferanten. Infolgedessen können die Inhalte der Artikel auch nicht von Anlageinteressen von Finanznachrichten.de und/oder seinen Mitarbeitern oder Organen bestimmt sein.