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Wer hätte das gedacht? Ausgerechnet Heidelberger Druck, seit Jahrzehnten bekannt für Druckmaschinen und auch Ladesäulen, mischt jetzt im boomenden Rüstungsgeschäft mit. Das klingt erstmal verrückt, aber die Börse ist begeistert. Die Aktie schoss nach der Bekanntgabe sehr steil (wie im Chart unten erkennbar) nach oben. Der Druckmaschinenhersteller aus Baden-Württemberg hat eine strategische Partnerschaft mit Vincorion verkündet, einem spezialisierten Anbieter für Energiesysteme in der Verteidigungsindustrie. Damit betritt das traditionsreiche Unternehmen völlig neues Terrain. CEO Jürgen Otto spricht bereits von einem "Milliardenmarkt mit Wachstumstendenz". Kann der angeschlagene Konzern mit diesem Schritt endlich die Trendwende schaffen?
Von der Druckerpresse zum Eurofighter
Die Zusammenarbeit mit Vincorion markiert für Heidelberger Druck den ersten konkreten Einstieg in den Verteidigungssektor. Das Unternehmen soll künftig Energieregelungs- und Verteilungssysteme für den Rüstungspartner entwickeln und fertigen. Vincorion bringt dabei über 60 Jahre Erfahrung mit und produziert unter anderem Generatoren für den Kampfjet Eurofighter sowie Aggregate für das Patriot-Flugabwehrsystem. Für Heidelberger Druck ist das ein cleverer Schachzug. Das Unternehmen verfügt über genau die Fertigungskompetenzen, die in der Rüstungsindustrie gefragt sind nämlich von der mechanischen Bearbeitung über Mechatronik bis hin zu Software und Elektronik. CEO Otto bringt es auf den Punkt: "Wir sagen nicht, dass wir bessere Panzer bauen können. Aber die Technologie, die in einem Panzer steckt, beherrschen wir." Die neue Sparte "Industry", zu der auch das Verteidigungsgeschäft gehört, soll in den kommenden drei Jahren mindestens 100 Millionen Euro Umsatz generieren. Otto ist zuversichtlich, bis Jahresende noch drei bis vier weitere Partnerschaften im Rüstungsbereich zu verkünden. Der Manager nutzt bewusst die stark steigenden Verteidigungsausgaben in Europa, die durch den Ukraine-Krieg und andere geopolitische Spannungen angeheizt werden.
Charttechnik
Aus charttechnischer Sicht befindet sich die Heidelberger Druck-Aktie in einem sehr steilen Anstieg, der noch fortgesetzt werden könnte. Nach Jahren des Niedergangs und einem Tiefstand von unter einem Euro hat das Papier zuletzt deutlich an Boden gewonnen. Es ging in einer ersten Reaktion bis auf 2,80 Euro!!! nach oben. Die Aktie notiert derzeit bei rund 2,46 Euro. Dies ist ein Niveau, das zuletzt vor mehreren Jahren erreicht wurde. Der Kurssprung nach der Rüstungsankündigung zeigt das große Interesse der Anleger an der neuen Strategie. Wichtig wird nun sein, ob das Papier die Gewinne halten und weiter ausbauen kann. Die aktuell hohe Volatilität macht deutlich, dass dies hier ist ein Risikospiel, aber auch mit enormem Potenzial. Das Handelsvolumen ist deutlich gestiegen, was auf ein gesteigertes Interesse institutioneller Investoren hindeutet. Shorts dürften eingedeckt worden sein. Sollte das Unternehmen weitere Erfolge im Rüstungsgeschäft vermelden können, dürfte der Aufwärtstrend anhalten. Zunächst aber einmal bremsen Indikatoren wie der RSI, der deutlich überkauft ist, den Kurs. Dieser liegt bei einem Wert von 91 und sollte zunächst mal wieder in den Bereich unter 75, damit die Kurse wieder interessant für Käufer werden.
Was tun?
Heidelberger Druck steht vor einem möglichen Wendepunkt. Das Unternehmen kämpft seit der mehr als 10 Jahren mit schwächer werdenden Umsätzen. Von Einst 5 Milliarden Euro Umsatz sind heute etwa noch 2,4 Milliarden Euro geblieben. Der Einstieg ins Rüstungsgeschäft ist absolut positiv zu werten. Das Druckmaschinengeschäft wird immer unbedeutender werden, auch wenn es aktuell noch zum Kerngeschäft zählt. Die Aktie bleibt eine spekulative Wette auf den Turnaround. Für risikofreudige Anleger bietet sie durchaus Chancen, zumal das Management weitere Partnerschaften in Aussicht stellt. Charttechnisch ist die Aktie unter Feuer. Hier könnte es sogar weiter in Richtung 3, 4 oder 5 Euro längerfristig gehen. Wenn dies natürlich durch fundamentale News untermauert wird. Wir würden zu Kursen im Bereich 2,10 - 2,30 Euro erste Stücke von HDD einsammeln.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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