
© Foto: adidas AG
Eigentlich lief alles perfekt bei Adidas. Die Kassen klingelten, die Marke boomt wie schon lange nicht mehr. Björn Gulden hat den Konzern auf Erfolgskurs gebracht. Doch dann kam der große Schock an der Börse. Die Aktie stürzte deutlich ab. Warum? Gulden wagte es nicht, die Prognose zu erhöhen. Die Anleger waren sauer. Sie hatten auf mehr gehofft. Schuld sind wohl hauptsächlich die amerikanischen Zölle, die dem Konzern schwer zu schaffen machen. Bis zu 200 Millionen Euro Mehrkosten drohen. Das macht selbst den optimistischen Gulden vorsichtig. Dabei waren die Quartalszahlen eigentlich ein Traum. Kann Adidas trotz der Handelskonflikte weiter wachsen? Die Antwort entscheidet über die Zukunft der Aktie.
Gulden macht alles richtig, aber…
Björn Gulden kann stolz auf sein Werk sein. Seit er das Ruder bei Adidas übernommen hat, läuft es rund. Im zweiten Quartal kletterte der Umsatz währungsbereinigt um starke 8 Prozent. Das klingt nach einem tollen Ergebnis. Doch der Teufel steckt im Detail. In Euro gerechnet waren es nur läppische 2 Prozent Wachstum auf 5,95 Milliarden Euro. Der schwache Dollar hat dem Konzern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Satte 300 Millionen Euro Umsatz gingen dadurch verloren. Die Analysten hatten sich mehr erhofft. Sie rechneten mit 6,15 Milliarden Euro. Trotzdem gibt es viel Grund zur Freude. Das Betriebsergebnis explodierte förmlich. Ein Plus von 58 Prozent auf 546 Millionen Euro ist beeindruckend. Die operative Marge erreichte bereits 9,2 Prozent. Gulden hatte früh erkannt, dass die Kunden auf Nostalgie stehen. Auch strategisch macht Gulden vieles richtig. Er hat das Verhältnis zu den Händlern verbessert. Sein Vorgänger hatte zu stark auf den Direktvertrieb gesetzt. Gulden dreht das Rad zurück. Der Großhandel wuchs überproportional um 14 Prozent.
Charttechnik
Die Adidas-Aktie erlebte zuletzt nicht nur einen schwarzen Tag, sondern gleich mehrere. Von knapp 200 Euro ging es steil bergab bis auf aktuell knapp 170 Euro. Das ist ein Verlust von über zehn Prozent. So etwas sieht man nicht oft bei solchen Großkonzernen. Charttechnisch ist die Lage angespannt. Die wichtige Unterstützung bei 170 Euro wurde angelaufen. Hält diese Marke nicht, droht weiterer Ärger. Der nächste Halt wäre dann bei etwa 155-160 Euro. Das wäre ein herber Rückschlag. Langfristig gesehen sieht es aber anders beim Chartbild aus. Seit November 2022 hatte sich der Kurs in der Spitze mehr als verdoppelt. Von 93,42 Euro auf 263,70 Euro im Februar dieses Jahres. Allerdings dümpelt die Aktie seitdem mehr oder weniger abwärtsgerichtet vor sich hin. Die Investoren warten auf neue Impulse. Beide SMAs (50er und 200er) liegen über dem aktuellen Kurs und geben damit die Trendrichtung mitttel- und langfristig nach unten vor. Die aktuellen Kursrückgänge könnten aber auch wieder langfristig eine Chance sein, wenn der Boden gefunden ist. Der RSI deutet mit einem Wert von 22 an, dass es nicht mehr allzu lange dauern könnte, bis ein Rebound einsetzt.
Zollkrieg als große Unbekannte
Die amerikanischen Strafzölle sind Adidas größte Sorge. Niemand weiß, wie teuer es am Ende wird. Derzeit rechnet Adidas mit dreistelligen Mehrkosten in diesem Jahr. Das ist eine Menge Geld, selbst für einen Konzern dieser Größe. Besonders bitter ist, dass die Zölle nicht Europa unmittelbar so hart treffen, sondern Asien. Dort produziert Adidas wie fast alle Konkurrenten. 30 Prozent der US-Waren kommen aus Vietnam, 23 Prozent aus Indonesien. Nur noch zwei Prozent stammen aus China. Gulden spielt auf Zeit. Er wartet ab, was die Konkurrenz macht. Nike soll den ersten Schritt bei den Preiserhöhungen machen. Das ist clever. Niemand will als erster die Preise anheben und Kunden verschrecken. Trotz aller Probleme hält Gulden am US-Markt fest. "Wenn man eine globale Marke sein will, muss man in den USA sein", sagt er.
Was tun?
Auf der einen Seite stimmen die derzeitigen Fundamentaldaten bei Adidas. Das Unternehmen wächst profitabel, die Marke ist wieder begehrt. Gulden hat bewiesen, dass er den Laden im Griff hat. Die operative Rendite von 9,6 Prozent im ersten Halbjahr ist beeindruckend. Auf der anderen Seite bleiben die Risiken groß. Die US-Zölle können für Adidas richtig teuer werden. Der Retro-Boom wird vielleicht auch nicht ewig anhalten und dann braucht Adidas wieder neue Ideen. Charttechnisch befindet sich die Aktie in Abwärtsphase. Der Rutsch unter 180 Euro war ein heftiges Warnsignal. Weitere Verluste sind möglich. Wir würden die Aktie erstmal meiden, bis sich eine Bodenbildung abgezeichnet hat.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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