DJ MÄRKTE EUROPA/Sehr schwach - Zölle drücken Stimmung
DOW JONES--Zu kräftigen Kursverlusten ist es zum Wochenausklang an den europäischen Börsen gekommen. Der DAX verlor 2,7 Prozent auf 23.426 Punkte. Damit erlitt er den größten Tagesverlust seit dem so genannten Liberation Day Anfang April als US-Präsident Trump seine reziproken Zölle vorgestellt hatte. Der DAX schloss auf dem tiefsten Stand seit über 5 Wochen. Für den Euro-Stoxx-50 ging es um 2,9 Prozent auf 5.166 Punkte nach unten.
Für Unruhe sorgten neue Zollankündigungen. Zum Ablauf der Frist, die Trump Ländern gesetzt hatte, um Handelsangebote zu unterbreiten, verhängte das Weiße Haus zahlreiche neue Zölle. Besonders drastisch fielen sie auf kanadische Importe mit 35 Prozent aus. Schweizer Produkte werden sogar mit Zöllen von 39 Prozent bedacht, indische mit 25 Prozent. Die Züricher Börse kann darauf erst am Montag reagieren, denn am Freitag blieb sie wegen des Nationalfeiertags geschlossen.
Daneben sorgten Gewinnwarnungen aus dem Unternehmenssektor sowie schwache US-Konjunkturdaten für fallende Kurse. Zwar fielen die Marktzinsen nach einem schwachen US-Arbeitsmarktbericht deutlich, weil die Zinssenkungsfantasie schlagartig zunahm. Zugleich schwächte sich der Dollar deutlich ab. "Das Zollthema überlagert auf der Aktienseite derzeit aber alles andere", sagte ein Händler.
Nach der erneuten Trump-Forderung nach Preissenkungen bei Medikamenten büßte der Gesundheitssektor gemessen an seinem Stoxx-Branchenindex 1 Prozent ein. Allerdings wurden Roche und Novartis wegen des Feiertags nicht gehandelt, die Auslandsbörsen zeigten bei Novartis ein Minus von etwa 4 Prozent an.
Mit Blick auf den Gesamtmarkt sprachen Händler von Gewinnmitnahmen auf breiter Front. Dem konnten sich nur wenige Branchen entziehen, so als defensiv geltende Telekom- oder Versorgeraktien. Starke Abschläge erlitten Bankaktien angesichts deutlicher sinkender Marktzinsen nach schwachen US-Konjunkturdaten. Auch Papiere der Technologiekonzerne, der Industrieunternehmen und der Versicherer wurden verkauft, wobei letztere auch unter dem Zwischenbericht von Axa litten.
Axa brachen in Paris um 7,8 Prozent ein, nachdem der Nettogewinn im ersten Halbjahr mit 3,92 Milliarden Euro deutlich unter der Erwartung von 4,25 Milliarden ausgefallen war. Allianz büßten im Sog 3,8 Prozent ein.
Daimler Truck brachen um 8,7 Prozent ein. Der Lkw-Bauer hat besonders mit Unsicherheiten auf dem US-Markt zu kämpfen und senkte erneut seine Prognosen.
Größter DAX-Gewinner waren Bayer nach einer Anhebung der Umsatz- und Ergebnisprognose für 2025. Nur zwischenzeitlich bremsten ebenfalls mitgeteilte neue Rückstellungen den Kurs, am Ende des Tages stand aber ein Plus von 2,8 Prozent.
In Mailand stiegen Campari nach dem Zahlenausweis um knapp 8 Prozent. Campari gewinne offensichtlich Marktanteile in einem schwierigen Umfeld, hieß es im Handel mit Blick auf das organische Wachstum von 3,5 Prozent im zweiten Quartal.
Gewinnwarnungen und Kurseinbrüche in der zweiten Reihe
Nach einer Prognosesenkung und schwächeren Geschäftszahlen zum zweiten Quartal gaben Evonik 6,7 Prozent ab. "Große Kursverluste dürfte es aber nicht mehr geben, da es auch keine großen Erwartungen gab", sagte ein Händler.
In der dritten Reihe kamen gesenkte Prognosen von Cancom und SFC Energy. "So tief im Jahr hätte man das nicht mehr erwartet, gerade auch, da die Branchen ja gut laufen", sagte ein Händler. SFC brachen um 27 Prozent ein, Cancom um 11,7 Prozent.
Mutares sackten um 4,4 Prozent ab, schlossen damit zumindest aber deutlich über Tagestief. Wie die Aufsichtsbehörde Bafin mitteilte, liegen ihr "konkrete Anhaltspunkte dafür vor, dass die Gesellschaft gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen hat". Daher sei eine Prüfung des Jahresabschlusses 2023 sowie des zugehörigen zusammengefassten Lageberichts eingeleitet worden. Mutares teilte mit, man sei "überzeugt, dass die Rechnungslegung ordnungsgemäß erfolgt ist und die gesetzlichen Anforderungen erfüllt wurden".
Index Schluss Entwicklung in % Seit Jahresbeginn* Euro-Stoxx-50 5.165,60 -2,9% +8,7% Stoxx-50 4.377,10 -2,0% +3,7% Stoxx-600 535,79 -1,9% +7,6% XETRA-DAX 23.425,97 -2,7% +20,9% FTSE-100 London 9.132,81 k.A. +9,8% CAC-40 Paris 7.546,16 -2,9% +5,3% AEX Amsterdam 884,87 -1,9% +2,7% ATHEX-20 Athen 4.921,88 -1,8% +40,4% BEL-20 Bruessel 4.565,37 -1,5% +8,7% BUX Budapest 100.518,47 -0,7% +27,6% OMXH-25 Helsinki 4.793,85 -1,3% +12,5% ISE NAT30 Istanbul 10.746,98 k.A. +9,3% OMXC-20 Kopenhagen 1.473,40 -1,8% -28,6% PSI 20 Lissabon 7.626,71 -1,1% +20,9% IBEX-35 Madrid 14.126,70 -1,9% +24,2% FTSE-MIB Mailand 39.942,82 -2,5% +19,9% OBX Oslo 1.523,62 -1,1% +15,9% PX Prag 2.215,47 -1,2% +27,4% OMXS-30 Stockholm 2.533,59 -1,8% +3,9% WIG-20 Warschau 2.884,84 -2,2% +34,6% ATX Wien 4.457,10 -1,4% +23,4% SMI Zuerich Feiertag *bezogen auf Vortagesschluss DEVISEN zuletzt +/- % 0:00 Do, 18:00 % YTD EUR/USD 1,1556 +1,2% 1,1418 1,1433 +10,2% EUR/JPY 171,05 -0,6% 172,05 172,16 +5,6% EUR/CHF 0,9320 +0,5% 0,9276 0,9285 -1,2% EUR/GBP 0,8713 +0,8% 0,8646 0,8647 +4,5% USD/JPY 148,02 -1,8% 150,70 150,58 -4,2% GBP/USD 1,3262 +0,4% 1,3204 1,3222 +5,5% USD/CNY 7,1619 -0,1% 7,1715 7,1738 -0,5% USD/CNH 7,1951 -0,2% 7,2102 7,2122 -1,7% AUS/USD 0,6467 +0,6% 0,6426 0,6429 +3,8% Bitcoin/USD 115.459,50 -0,9% 116.531,45 118.305,35 +23,3% ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 67,43 69,26 -2,6% -1,83 -3,8% Brent/ICE 72,55 72,53 +0,0% 0,02 -4,3% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold 3.347,50 3.290,40 +1,7% 57,10 +25,4% Silber 31,97 32,21 -0,7% -0,24 +15,1% Platin 1.136,16 1.132,51 +0,3% 3,65 +29,3% YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags (Angaben ohne Gewähr)
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August 01, 2025 12:06 ET (16:06 GMT)
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