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Rohstoff-Profi Carsten Stork analysiert den Ölpreis
Der WTI Crude Oil Future zeigte in der vergangenen Woche ein extrem dynamisches Kursverhalten: Von einem Wochenstart bei rund 65 US-Dollar je Barrel stieg der September-Kontrakt zunächst zügig bis auf ein Wochenhoch über 70?USD - nur um am Donnerstag und Freitag unter starkem Abgabedruck wieder auf 67,26?USD zurückzufallen. Trotz des Rücksetzers ergibt sich damit auf Wochensicht ein respektables Plus von +3,27%. Doch die Kräfteverhältnisse am Ölmarkt bleiben fragil - getrieben von geopolitischen Spannungen, makroökonomischen Sorgen und politischen Eingriffen.
Der Anstieg zur Wochenmitte war geprägt von anhaltenden Sorgen über potenzielle Angebotsengpässe: Die Drohung von Präsident Trump, binnen zehn Tagen neue Sekundärsanktionen gegen russische Ölexporteure zu verhängen, ließ Spekulationen über globale Lieferausfälle aufkommen. Gleichzeitig sorgen neue EU-Sanktionen, OPEC+-Warnungen vor knapper Spare Capacity sowie Produktionsausfälle im Irak weiterhin für einen fundamental angespannten Angebotsausblick.
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Doch die Stimmung kippte zum Wochenausklang. Der Auslöser: Die US-Arbeitsmarktdaten für Juli enttäuschten deutlich (nur 73.000 neue Stellen, schwache ISM-Zahlen), was zwar prinzipiell für sinkende Zinsen spricht - kurzfristig aber die Rezessionssorgen neu entfachte. Hinzu kamen neue Zollmaßnahmen der US-Regierung gegen zahlreiche Handelspartner (darunter Kanada, Indien und Taiwan), die ab dem 7. August in Kraft treten sollen. Ein globaler Mindestzoll von 10% sowie gezielte Zusatzabgaben auf Ölimporte belasten das Vertrauen in die Weltkonjunktur - und damit in die Energie-Nachfrage. Die Folge war ein abruptes Sentiment-Schwanken an den Terminmärkten: Der S&P 500 fiel auf ein Zwei-Wochen-Tief, während Ölpreise unter Druck gerieten.
Die wöchentlichen EIA-Zahlen überraschten negativ: Statt eines Lagerabbaus stiegen die US-Rohölbestände um +1,54 Mio. Barrel - ein klar bärischer Impuls. Auch die Anzahl der aktiven Bohrungen ging laut Baker Hughes erneut zurück, auf nur noch 410 - ein 3,75-Jahres-Tief. Dennoch fiel dieser supportive Faktor angesichts der übergeordneten makroökonomischen Unsicherheit kaum ins Gewicht.
Auffällig bleibt die Entwicklung bei der Positionierung: Das Managed Money hat seine Netto-Long-Positionen im WTI-Future zuletzt weiter reduziert. Nach einem Hoch von über 200.000 Kontrakten während des Nahost-Konflikts liegt der Bestand aktuell nur noch bei rund 150.000 Long-Kontrakten - ein signifikanter Rückgang, der auf nachlassende Überzeugung institutioneller Akteure hindeutet, ohne jedoch eine fundamentale Trendwende zu signalisieren.
Trotz der Schwäche zum Wochenschluss bleibt ein positiver Aspekt bestehen: Die saisonale Struktur im WTI Crude Oil Future läuft bislang lehrbuchartig. Historisch betrachtet beginnt im August eine Phase stabiler Preisauftriebe, die bis in den Oktober hineinreichen kann - nicht zuletzt durch wetterbedingte Risiken wie Hurrikans im Golf von Mexiko oder durch Vorziehkäufe für den Winterbedarf. Diese saisonale Unterstützung bleibt vorerst ein zentrales Argument auf der Long-Seite.
Fazit
Der WTI Crude Oil Future bleibt in einem politisch hochgradig aufgeladenen Umfeld gefangen zwischen Angebotsängsten und Nachfragesorgen. Die Woche verlief zunächst mustergültig bullisch, doch schwache Konjunkturdaten und neue Zollschocks führten zum deutlichen Rücksetzer. Aus technischer Sicht ist der Bereich um 66-67?USD nun eine wichtige Unterstützung, während ein Sprung über die 70-USD-Marke neue Dynamik freisetzen könnte. Solange die saisonale Struktur intakt bleibt und keine neuen Eskalationen auf der Angebotsseite auftreten, erscheint eine Fortsetzung des Aufwärtstrends möglich - doch das Sentiment bleibt fragil. Ein politisches Signal wäre ein Wochenschluss oberhalb von 70 USD. Bis dahin dominieren geopolitische Schlagzeilen das Geschehen.
Enthaltene Werte: XD0002745517,XC0007924514,DE000VC6RKM5
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