(Kursteil aktualisiert, weitere Aussagen von CFO)
BONN (dpa-AFX) - Die DHL Group hat sich im zweiten Quartal überraschend widerstandsfähig gezeigt. In Anbetracht der von den USA ausgelösten Handelskonflikte schwankte die Menge an verschickten Waren in wichtigen Geschäftsbereichen zwar stark und ging teilweise zurück; der Logistikkonzern trat jedoch auf die Kostenbremse. So stieg der operative Gewinn, während Analysten mit einem lediglich stabilen Ergebnis gerechnet hatten. Der Konzern bestätigte zudem seine Jahresprognose. Die Aktie legte zu, konnte die Gewinne im Handelsverlauf aber nicht halten.
In den drei Monaten bis Ende Juni verbesserte sich das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 6 Prozent auf gut 1,4 Milliarden Euro, wie DHL am Dienstag in Bonn mitteilte. Vom Unternehmen befragte Analysten hatten im Schnitt hingegen mit einem stagnierenden operativen Ergebnis gerechnet. Auf die Aktionäre entfiel mit 815 Millionen Euro sogar fast 10 Prozent mehr Gewinn als ein Jahr zuvor.
Die DHL-Aktie stieg zunächst um mehr fast 7 Prozent Plus an der Spitze des Dax . Während Finanzchefin Melanie Kreis am Vormittag in einer Telefonkonferenz mit Analysten sprach, drehte der Kurs aber ab und notierte zuletzt leicht im Minus. Seit Jahresbeginn steht so momentan wieder ein Wertzuwachs von rund 15 Prozent auf dem Zettel. Das Anfang März erreichte Zwischenhoch bei über 44 Euro ist allerdings noch ein Stück entfernt und das vor rund vier Jahren erreichte Rekordhoch bei über 61 Euro sowieso.
Kreis berichtete in der Investorenkonferenz unter anderem von den stark schwankenden Sendungsmengen als Folge der US-Zollpolitik. Die Volatilität variiere ohne erkennbares Muster teilweise von Woche zu Woche in einem Maße, wie sie es nie zuvor gesehen habe, berichtete die Managerin. Davon müsse man auch für das zweite Halbjahr ausgehen. So sei der Juli ähnlich verlaufen wie das zweite Quartal - "extrem volatil und nach wie vor nicht von starker Wachstumsdynamik geprägt".
Zwar konnte die DHL auch von der Bewältigung und Abwicklung der Zoll-Kapriolen profitieren. Allerdings überwogen Kreis zufolge die Belastungen in Form der stark schwankenden Sendungsmengen. So ging auch der Umsatz aufgrund von Wechselkurseffekten und des stockenden Welthandels um knapp 4 Prozent auf 19,8 Milliarden Euro zurück. Und auch in den einzelnen Geschäftsbereichen bekam der Logistikkonzern die negativen Folgen der US-Zollpolitik zu spüren.
Im gewinnträchtigen Express-Geschäft etwa sank die Menge an rund um den Globus verschickten zeitkritischen Sendungen. Dank Preiserhöhungen wurde in diesem größten Geschäftsbereich trotzdem mehr verdient als ein Jahr zuvor.
Im Frachtgeschäft gab es hingegen einen Gewinnrückgang von fast 30 Prozent. Hier machte sich beim Transport von Gütern über die Straße die konjunkturelle Flaute in Deutschland und Europa bemerkbar. Metzler-Analyst Guido Hoymann verwies zudem auf anhaltende IT-Probleme im Straßengüterverkehr. Außerdem sanken die auf dem Seeweg verschifften Mengen, während auf dem Luftweg etwas mehr versandt wurde.
Im Heimatmarkt Deutschland verbesserte sich der operative Gewinn ebenfalls deutlich. Das lag sowohl daran, dass der Konzern die Preise angehoben als auch die Kosten gesenkt hat. Während die Menge an verschickten Briefen dabei weiter zurückging, läuft es beim Paketversand gut. Im internationalen Pendant der deutschen Paketzustellung ging der Verdienst aus dem Tagesgeschäft hingegen zurück. Die DHL verwies in diesem Zusammenhang auf getätigte Investitionen.
Analysten lobten mit Blick auf die Zahlen insbesondere die Kostenkontrolle, "die dem Gegenwind auf Volumenseite die Stirn biete", notierte etwa Bernstein-Experte Alex Irving. Und Metzler-Analyst Hoymann merkte an: "Die ersten Auswirkungen des Effizienzprogramms zeigen, dass es ein erhebliches Potenzial für Kosteneinsparungen innerhalb der Gruppe gibt, falls erforderlich."
Der DHL-Vorstand hatte Anfang März einen Sparplan verkündet, der die Kosten um mehr als eine Milliarde Euro senken soll. Im zweiten Quartal kosteten die Maßnahmen zwar 58 Millionen Euro, waren nach Aussage von Finanzchefin Kreis aber "netto positiv". Ihre volle Wirkung sollen die Maßnahmen 2027 entfalten.
Zudem galt der Blick der Analysten den Jahreszielen. Diese bestätigte Kreis. Nach Meinung von Jefferies-Analyst Michael Aspinall haben sich allerdings die Vorbehalte des Managements in Bezug auf die Zölle etwas verschärft. Demnach berücksichtigen die Ziele des Konzerns "keine möglichen weiteren Eskalationen der Zoll- oder Handelspolitik".
Die Managerin hat für 2025 ein operatives Ergebnis von mindestens 6,0 Milliarden Euro als Ziel ausgerufen, ein leichter Anstieg nach knapp 5,9 Milliarden Euro im Vorjahr. Vom Unternehmen befragte Analysten rechnen bislang mit knapp 6,1 Milliarden Euro./lew/tav/mis