
Der US-Versicherer Lemonade meldet überraschend starke Quartalszahlen und hebt die Prognose an. Schafft es der einstige Corona-Liebling jetzt, die Branche zu revolutionieren und kann die Aktie an alte Zeiten anknüpfen?
In der Spitze konnte die Aktie von Lemonade am Dienstag rund 30 Prozent zulegen. Der Auslöser waren gute Zahlen für das zweite Quartal, die über den Erwartungen lagen. Zu Glanzzeiten während der Corona-Pandemie kratzte die Aktie an der Marke von 200 US-Dollar. Kann sich das Papier wieder in diese Höhen aufschwingen.
Das US-Unternehmen Lemonade wurde 2015 mit der Vision gegründet, die Versicherungsbranche zu revolutionieren. Anders als klassische Versicherer setzt Lemonade auf künstliche Intelligenz und eine komplett digitale Infrastruktur, um Policen für Hausrat, Haftpflicht, Kfz und Leben schneller, transparenter und günstiger anzubieten. Mit einem klaren Fokus auf einfache Nutzerführung und ein modernes Markenimage zog der Insurtech-Pionier vor allem junge Kunden an, die sich sonst nur schwer für Versicherungen begeistern lassen.
Börsenrally und Absturz: Die Achterbahnfahrt der Aktie
Während der Corona-Pandemie wurde Lemonade zu einem der gefragtesten Titel am US-Aktienmarkt. Im Zuge des Tech-Booms schoss die Aktie kurz nach dem Börsengang Anfang 2021 zeitweise auf fast 200 US-Dollar hoch. Anleger hofften auf eine Disruption der gesamten Versicherungswelt, ähnlich wie es Tesla im Automobilsektor vorgemacht hatte.
Doch nach der ersten Euphorie folgte die Ernüchterung: Hohe Verluste, steigende Zinsen und eine wachstumskritischere Haltung an den Märkten sorgten für einen rasanten Kursverfall. Zwischenzeitlich notierte die Aktie fast unter 10 US-Dollar.
Starke Quartalszahlen als Hoffnungsschimmer
Nun kehrt Lemonade mit überzeugenden Zahlen ins Rampenlicht zurück. Für das zweite Quartal 2025 meldete das Unternehmen einen Umsatz von 164 Millionen US-Dollar. Ein Plus von 35 Prozent im Jahresvergleich und drei Millionen über den Erwartungen der Analysten. Auch beim Nettoergebnis überraschte der Digitalversicherer positiv: Der Verlust je Aktie lag bei 60 Cent und damit deutlich unter den prognostizierten 80 Cent.
Besonders erfreulich ist die Entwicklung der Verlustquote, also dem Verhältnis von Schadenszahlungen zum Umsatz. Diese konnte Lemonade auf 67 Prozent senken. Ein spürbarer Fortschritt gegenüber den 88 Prozent vor zwei Jahren. Damit setzt sich der positive Trend aus dem ersten Quartal fort und zeigt, dass das Geschäftsmodell zunehmend an Effizienz gewinnt.
Auf Basis dieser Entwicklungen hob das Management seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr deutlich an: Statt der bisher angepeilten 660 Millionen erwartet Lemonade nun Erlöse zwischen 710 und 715 Millionen US-Dollar. Für das laufende dritte Quartal rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 182 und 186 Millionen US-Dollar. Die gesamten Versicherungsprämien sollen bis Jahresende die Marke von 1,2 Milliarden US-Dollar übersteigen.
Lemonade Inc bestätigt seine Prognose, im Geschäftsjahr 2025 einen positiven bereinigten Free Cashflow (FCF) zu erzielen. Zudem rechnet das Unternehmen damit, noch vor dem Ende des Geschäftsjahres 2026 erstmals ein positives bereinigtes EBITDA zu erreichen.
Mein Tipp: Auf die Lauer legen
Nach dem Absturz der letzten Jahre und der Skepsis vieler Anleger scheint Lemonade mit soliden operativen Fortschritten langsam die Wende zu gelingen. Ob die Aktie jedoch dauerhaft an frühere Höhen anknüpfen kann, wird maßgeblich davon abhängen, ob das Unternehmen auch den Weg in die Profitabilität findet. Die aktuellen Zahlen machen jedenfalls Hoffnung.
Anleger sollten die Aktie nach dem Kursschub auf die Watchlist packen und weiter beobachten. Knackt der Kurs die Marke von 50 US-Dollar und etabliert sich oberhalb dieser Marke, dann werden weitere Kursgewinne wahrscheinlicher.
Die Aktie dürfte zwar nicht so schnell an ihre alten Erfolge im Kurs anknüpfen, aber bei einer weiterhin sehr soliden Entwicklung Richtung Profitabilität, könnte der Kurs Richtung 100 US-Dollar laufen und sich damit innerhalb der kommenden zwei Jahre noch einmal verdoppeln.
Markus Weingran, Chefredakteur wallstreetONLINE Börsenlounge
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