Zürich/Addis Abeba (ots) -
Sie ist noch ein Kind, als sie Zementsäcke schleppen muss. Später schuftet Aster Kata unter ausbeuterischen Bedingungen in Häusern von Beirut. Heute, mit 31 Jahren, hält sie zum ersten Mal ein offizielles Zeugnis in der Hand. Gemeinsam mit 149 anderen Frauen feiert sie den Abschluss ihrer Ausbildung - und den Start in ein besseres Leben für sich und ihre Tochter Hiwot.
Mit 13 beginnt Aster Kata als Taglöhnerin auf Baustellen in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba, schleppt schwere Zementsäcke die Treppen von Rohbauten hinauf - zehn Jahre lang. Dann geht sie in den Libanon. In Beirut arbeitet sie in Haushalten, sieben Tage die Woche, für 100 Dollar im Monat. Einen Teil des Lohns kassiert die Vermittlungsagentur. Nach vier Jahren kehrt sie erschöpft nach Äthiopien zurück.
Sie verliebt sich, wird schwanger - doch die Beziehung scheitert. Der Vater des Kindes ist ein Trinker, sie verlässt ihn. Fortan schlägt sie sich als Wäscherin durch - mit ihrer kleinen Tochter Hiwot auf dem Rücken: ein Mädchen mit grossen, staunenden Augen. Das Geld reicht selten für beide. Aster spart am eigenen Essen, damit Hiwot mehr bekommt.
"Ich war verzweifelt", sagt Aster Kata. Wenn sie von ihrem Leben erzählt, steigen ihr Tränen in die Augen. "Doch dann hörte ich von dieser Hauswirtschaftsausbildung." Sie bewirbt sich beim Berufsbildungsprogramm von Menschen für Menschen - und bekommt einen Platz. Hiwot wird während des Unterrichts in einer Krippe betreut. Ein halbes Jahr später sitzt Aster Kata bei der Abschlussfeier - und hält mit ihrem Zeugnis erstmals eine Perspektive in der Hand: "Mit Gottes Hilfe werde ich es schaffen!"
Ein Tag der Freude
Wer den Kindern helfen will, muss den Müttern helfen - auf diesem Grundsatz baut das Berufsbildungsprogramm. Aufgenommen werden nur Frauen in besonders schwieriger Lage - mit Biografien ähnlich wie die von Aster Kata. Doch heute ist ein Tag der Freude: Mit Tanz und Theater feiern 150 Frauen ihren Abschluss am Ausbildungszentrum der Partnerorganisation Abebech Gobena Charity (Agocha) in Addis Abeba. Die Fachkräfte von Agocha bilden die Frauen im Auftrag von Menschen für Menschen aus. Die Absolventinnen sind nun geschult in Haushaltsführung, Kochhandwerk, Hygiene und Kinderbetreuung - und haben Kompetenzen in Budgetplanung, Selbstorganisation und Teamarbeit.
"Ich habe zum Beispiel gelernt, wie ich mit wenigen Zutaten ein gesundes Essen zubereiten kann - und wie ich kleine Kinder professionell betreue", sagt Aster Kata. Für sie bedeutet die Ausbildung weit mehr als Fachwissen: "Ich habe gelernt, mit anderen zusammenzuarbeiten, Verantwortung zu übernehmen, an mich selbst zu glauben."
Rekord an Absolventinnen
"Die Zahl von 150 Absolventinnen ist ein besonderer Erfolg", sagte Getachew Zewdu, Landesrepräsentant von Menschen für Menschen, bei der Veranstaltung. "Noch nie konnten wir so viele Frauen auf einmal in eine bessere Zukunft entlassen." Insgesamt haben bisher dank Menschen für Menschen 2155 Frauen die Ausbildung durchlaufen.
Der Bedarf an qualifizierten Kräften im Bereich Hauswirtschaft wächst in der äthiopischen Hauptstadt - besonders in der Kinderbetreuung. Immer mehr Behörden und Unternehmen bauen Krippen und Kindergärten für die Kinder ihrer Angestellten auf. Auch private Einrichtungen boomen - entsprechend gross ist der Bedarf an ausgebildetem Personal.
Ausbildung öffnet Türen
Wie konkret die Ausbildung Türen öffnet, zeigten die Reden ehemaliger Teilnehmerinnen: Genet Siyum, die vor einem Jahr abschloss, arbeitet heute als Köchin in einem grossen Hotel - für einen Einstiegslohn von 7000 Birr (umgerechnet rund 42 Franken). Zufan Legesse, die Mitte 2024 abschloss, wurde direkt nach ihrer Feier von einer öffentlichen Kindertagesstätte übernommen und verdient 9000 Birr (53 Franken). Früher waren die Frauen Tagelöhnerinnen und hatten weniger als die Hälfte an Einkommen.
Diese individuellen Erfolge spiegeln sich auch in der Statistik: Von den 147 Frauen, die Anfang 2025 abschlossen, haben bereits 96 eine Anstellung gefunden - in Kitas, Hotels oder Gastronomiebetrieben. Hinzu kommen weitere, die sich selbstständig gemacht haben - etwa mit einem kleinen Cateringdienst. Auch Aster Kata hat schon Pläne. "Wenn ich ein kleines Startkapital zusammengespart habe, möchte ich einen Strassenimbiss eröffnen", sagt sie. "Zunächst aber suche ich mir eine Stelle in einer Hotelküche. In drei Jahren mache ich mich dann selbstständig!"
Menschen für Menschen (http://www.mfm.ch) setzt sich gegen Armut und Hunger ein. Die Stiftung wurde von dem Schauspieler Karlheinz Böhm (1928 - 2014) gegründet. Im Geiste des Gründers schafft das Schweizer Hilfswerk Lebensperspektiven für die ärmsten Familien in Äthiopien. Ziel der Arbeit ist es, dass sie in ihrer Heimat menschenwürdig leben können. Schwerpunkte der einzelnen Projekte sind Frauenförderung, Berufsbildung, Mikrokredite, Kinderhilfe, Familienplanung und landwirtschaftliche Entwicklung. Die Komponenten werden nach den lokalen Bedürfnissen kombiniert und mit sorgfältig ausgewählten einheimischen Partnern umgesetzt.
Spendenkonto:
Postkonto 90-700 000-4, IBAN: CH97 0900 0000 9070 0000 4. Online spenden: www.mfm.ch
Pressekontakt:
Für zusätzliche Informationen oder Interviews mit Experten wenden Sie sich bitte an:
Michael Kesselring | m.kesselring@mfm.ch | Tel.: +41 (0)43 499 10 60
Original-Content von: Stiftung Menschen für Menschen Schweiz, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.ch/de/pm/100007199/100933907
Sie ist noch ein Kind, als sie Zementsäcke schleppen muss. Später schuftet Aster Kata unter ausbeuterischen Bedingungen in Häusern von Beirut. Heute, mit 31 Jahren, hält sie zum ersten Mal ein offizielles Zeugnis in der Hand. Gemeinsam mit 149 anderen Frauen feiert sie den Abschluss ihrer Ausbildung - und den Start in ein besseres Leben für sich und ihre Tochter Hiwot.
Mit 13 beginnt Aster Kata als Taglöhnerin auf Baustellen in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba, schleppt schwere Zementsäcke die Treppen von Rohbauten hinauf - zehn Jahre lang. Dann geht sie in den Libanon. In Beirut arbeitet sie in Haushalten, sieben Tage die Woche, für 100 Dollar im Monat. Einen Teil des Lohns kassiert die Vermittlungsagentur. Nach vier Jahren kehrt sie erschöpft nach Äthiopien zurück.
Sie verliebt sich, wird schwanger - doch die Beziehung scheitert. Der Vater des Kindes ist ein Trinker, sie verlässt ihn. Fortan schlägt sie sich als Wäscherin durch - mit ihrer kleinen Tochter Hiwot auf dem Rücken: ein Mädchen mit grossen, staunenden Augen. Das Geld reicht selten für beide. Aster spart am eigenen Essen, damit Hiwot mehr bekommt.
"Ich war verzweifelt", sagt Aster Kata. Wenn sie von ihrem Leben erzählt, steigen ihr Tränen in die Augen. "Doch dann hörte ich von dieser Hauswirtschaftsausbildung." Sie bewirbt sich beim Berufsbildungsprogramm von Menschen für Menschen - und bekommt einen Platz. Hiwot wird während des Unterrichts in einer Krippe betreut. Ein halbes Jahr später sitzt Aster Kata bei der Abschlussfeier - und hält mit ihrem Zeugnis erstmals eine Perspektive in der Hand: "Mit Gottes Hilfe werde ich es schaffen!"
Ein Tag der Freude
Wer den Kindern helfen will, muss den Müttern helfen - auf diesem Grundsatz baut das Berufsbildungsprogramm. Aufgenommen werden nur Frauen in besonders schwieriger Lage - mit Biografien ähnlich wie die von Aster Kata. Doch heute ist ein Tag der Freude: Mit Tanz und Theater feiern 150 Frauen ihren Abschluss am Ausbildungszentrum der Partnerorganisation Abebech Gobena Charity (Agocha) in Addis Abeba. Die Fachkräfte von Agocha bilden die Frauen im Auftrag von Menschen für Menschen aus. Die Absolventinnen sind nun geschult in Haushaltsführung, Kochhandwerk, Hygiene und Kinderbetreuung - und haben Kompetenzen in Budgetplanung, Selbstorganisation und Teamarbeit.
"Ich habe zum Beispiel gelernt, wie ich mit wenigen Zutaten ein gesundes Essen zubereiten kann - und wie ich kleine Kinder professionell betreue", sagt Aster Kata. Für sie bedeutet die Ausbildung weit mehr als Fachwissen: "Ich habe gelernt, mit anderen zusammenzuarbeiten, Verantwortung zu übernehmen, an mich selbst zu glauben."
Rekord an Absolventinnen
"Die Zahl von 150 Absolventinnen ist ein besonderer Erfolg", sagte Getachew Zewdu, Landesrepräsentant von Menschen für Menschen, bei der Veranstaltung. "Noch nie konnten wir so viele Frauen auf einmal in eine bessere Zukunft entlassen." Insgesamt haben bisher dank Menschen für Menschen 2155 Frauen die Ausbildung durchlaufen.
Der Bedarf an qualifizierten Kräften im Bereich Hauswirtschaft wächst in der äthiopischen Hauptstadt - besonders in der Kinderbetreuung. Immer mehr Behörden und Unternehmen bauen Krippen und Kindergärten für die Kinder ihrer Angestellten auf. Auch private Einrichtungen boomen - entsprechend gross ist der Bedarf an ausgebildetem Personal.
Ausbildung öffnet Türen
Wie konkret die Ausbildung Türen öffnet, zeigten die Reden ehemaliger Teilnehmerinnen: Genet Siyum, die vor einem Jahr abschloss, arbeitet heute als Köchin in einem grossen Hotel - für einen Einstiegslohn von 7000 Birr (umgerechnet rund 42 Franken). Zufan Legesse, die Mitte 2024 abschloss, wurde direkt nach ihrer Feier von einer öffentlichen Kindertagesstätte übernommen und verdient 9000 Birr (53 Franken). Früher waren die Frauen Tagelöhnerinnen und hatten weniger als die Hälfte an Einkommen.
Diese individuellen Erfolge spiegeln sich auch in der Statistik: Von den 147 Frauen, die Anfang 2025 abschlossen, haben bereits 96 eine Anstellung gefunden - in Kitas, Hotels oder Gastronomiebetrieben. Hinzu kommen weitere, die sich selbstständig gemacht haben - etwa mit einem kleinen Cateringdienst. Auch Aster Kata hat schon Pläne. "Wenn ich ein kleines Startkapital zusammengespart habe, möchte ich einen Strassenimbiss eröffnen", sagt sie. "Zunächst aber suche ich mir eine Stelle in einer Hotelküche. In drei Jahren mache ich mich dann selbstständig!"
Menschen für Menschen (http://www.mfm.ch) setzt sich gegen Armut und Hunger ein. Die Stiftung wurde von dem Schauspieler Karlheinz Böhm (1928 - 2014) gegründet. Im Geiste des Gründers schafft das Schweizer Hilfswerk Lebensperspektiven für die ärmsten Familien in Äthiopien. Ziel der Arbeit ist es, dass sie in ihrer Heimat menschenwürdig leben können. Schwerpunkte der einzelnen Projekte sind Frauenförderung, Berufsbildung, Mikrokredite, Kinderhilfe, Familienplanung und landwirtschaftliche Entwicklung. Die Komponenten werden nach den lokalen Bedürfnissen kombiniert und mit sorgfältig ausgewählten einheimischen Partnern umgesetzt.
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