Berlin (ots) -
Diakonie Katastrophenhilfe legt Jahresbilanz 2024 vor
Die Erosion des Humanitären Völkerrechts hat katastrophale Folgen für Menschen in Konfliktgebieten. Hilfsorganisationen arbeiten zunehmend unter Lebensgefahr. Dagmar Pruin, Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe, fordert einen politischen Kurswechsel durch die Rücknahme geplanter Kürzungen bei der Humanitären Hilfe. Spenden an die Diakonie Katastrophenhilfe ermöglichten im vergangenen Jahr 89 neue Hilfsprojekte in 37 Ländern.
Bomben auf Kranken- und Wohnhäuser, Angriffe gegen Hilfsorganisationen und gleichzeitig radikale Kürzungen bei der Hilfe für Notleidende: Angesichts der Erosion des Völkerrechts und der Rotstiftpolitik bei der Humanitären Hilfe hat die Diakonie Katastrophenhilfe auf der Jahres-Pressekonferenz heute in Berlin eine alarmierende Bilanz gezogen. "Die Weltgemeinschaft versagt. Menschlichkeit, Hilfe und die Achtung des Humanitären Völkerrechts haben aktuell nicht den nötigen Stellenwert, um Leid, Hunger und Tod zu verhindern", sagte Dagmar Pruin.
Mehr als 300 Millionen Menschen sind weltweit auf humanitäre Hilfe angewiesen - laut IPC-Daten hungern allein im Sudan 25 Millionen, in Gaza mehr als zwei Millionen Menschen. Trotz dieser dramatischen Lage müssen die Vereinten Nationen infolge des Wegfalls von US-Hilfen ihren Reaktionsplan für 2025 von 45 auf 29 Milliarden US-Dollar kürzen. 66 Millionen Menschen verlieren dadurch lebensnotwendige Hilfe. Auch Deutschland könnte zu dieser Entwicklung beitragen, kritisierte Dagmar Pruin: "Die geplante Kürzung des Etats für humanitäre Hilfe um 50 Prozent wäre ein fataler Schritt. Rund 5,2 Millionen Menschen könnten dadurch den Zugang zu humanitärer Hilfe verlieren." Sie forderte die Bundesregierung auf, den Etat wieder auf das Niveau von 2022 anzuheben - damals stellte Deutschland rund 3,1 Milliarden Euro für Humanitäre Hilfe bereit.
Die Angriffe auf zivile Ziele in der Ukraine, der vermeidbare Hunger in Gaza und die Belagerung von Geflüchtetencamps im sudanesischen Darfur sind alarmierende Beispiele für die Normalisierung von Völkerrechtsverstößen. "Das Humanitäre Völkerrecht entstand als zivilisatorische Lehre aus den Gräueln des Zweiten Weltkriegs. Das Recht des Stärkeren darf sich nicht durchsetzen, die Weltgemeinschaft muss die Stärke des Rechts wahren", forderte Pruin.
Laut einer aktuellen Yougov-Umfrage im Auftrag der Diakonie Katastrophenhilfe erachten 82 Prozent der Bevölkerung in Deutschland die Humanitäre Hilfe als wichtig oder sehr wichtig. Zwei Drittel der Befragten erwarten zudem ein starkes Eintreten der Bundesregierung für das Humanitäre Völkerrecht. "Die breite Mehrheit in Deutschland will eine werteorientierte Politik. Dieser hohe Stellenwert muss sich auch im Etat für Humanitäre Hilfe widerspiegeln. Wohlmeinende oder mahnende Wort reichen nicht", sagte Pruin.
Für die Arbeit von Hilfsorganisationen hat die Erosion des Humanitären Völkerrechts schwerwiegende Folgen: 2024 gilt als eines der tödlichsten Jahre für humanitäre Helferinnen und Helfer weltweit. In Gaza, Myanmar, der Ukraine, Haiti oder dem Sudan arbeiteten lokale Hilfsorganisationen unter widrigsten Bedingungen und immensen Risiken. "Unsere lokalen Partnerorganisationen in Gaza haben fünf Mitarbeitende und viele Angehörige durch den Krieg verloren. Sie sind durch die Entbehrungen und Belastungen heute kaum noch in der Lage, Menschen zu helfen", berichtete Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe. Der Grad der Entmenschlichung in diesem Konflikt habe ein neues erschreckendes Niveau erreicht. Der Bevölkerung und den Geiseln bleibt ausreichende Hilfe verwehrt.
Vorsichtig optimistisch äußerte sich Keßler zu den Veränderungen in Syrien nach dem Ende der Assad-Diktatur. "Die Menschen haben Hoffnung auf ein besseres und friedliches Leben nach dem langen Bürgerkrieg. Doch weite Teile des Landes sind zerstört und die Sicherheitslage bleibt angespannt. Mehr als 16 Millionen Menschen brauchen Hilfe. Die internationale Gemeinschaft darf Syrien in dieser Phase nicht aus dem Blick verlieren, damit aus Hoffnung nicht Resignation wird", mahnte Keßler.
Zahlen zur Bilanz:
Im Jahr 2024 konnte die Diakonie Katastrophenhilfe mit 79,7 Millionen Euro weltweit 89 Projekte in 37 Ländern bewilligen - in Zusammenarbeit mit 98 Partnerorganisationen. Die Spendeneinnahmen beliefen sich auf 30 Millionen Euro. Der deutliche Rückgang im Vergleich zum Vorjahr war mit Blick auf die außergewöhnlichen Krisen- und Spendenjahre zu erwarten.
Präsidentin Dagmar Pruin dankte ausdrücklich allen Spenderinnen und Spendern und wies auf die eingegangenen Spenden in Höhe von 2,9 Millionen Euro nach den Hochwasserkatastrophen in Deutschland und Europa hin: "Den Menschen ist angesichts zunehmender Extremwetterereignisse bewusst, dass die Klimakrise auch längst bei uns angekommen ist. Die Katastrophenvorsorge wird relevanter, die Diakonie Katastrophenhilfe wird sie auch in Deutschland vorantreiben."
Hinweis für Redaktionen:
Für Ihre Recherche steht eine digitale Pressemappe u.a. mit dem Jahresbericht und dem Statement von Dagmar Pruin zur Verfügung: www.diakonie-katastrophenhilfe.de/bilanz
Pressekontakt:
Diakonie Katastrophenhilfe:
Tommy Ramm - Pressesprecher, Tel.: 030 65211 1225, 0162 2553859
tommy.ramm@diakonie-katastrophenhilfe.de
Original-Content von: Diakonie Katastrophenhilfe, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.de/pm/6693/6092264
Diakonie Katastrophenhilfe legt Jahresbilanz 2024 vor
Die Erosion des Humanitären Völkerrechts hat katastrophale Folgen für Menschen in Konfliktgebieten. Hilfsorganisationen arbeiten zunehmend unter Lebensgefahr. Dagmar Pruin, Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe, fordert einen politischen Kurswechsel durch die Rücknahme geplanter Kürzungen bei der Humanitären Hilfe. Spenden an die Diakonie Katastrophenhilfe ermöglichten im vergangenen Jahr 89 neue Hilfsprojekte in 37 Ländern.
Bomben auf Kranken- und Wohnhäuser, Angriffe gegen Hilfsorganisationen und gleichzeitig radikale Kürzungen bei der Hilfe für Notleidende: Angesichts der Erosion des Völkerrechts und der Rotstiftpolitik bei der Humanitären Hilfe hat die Diakonie Katastrophenhilfe auf der Jahres-Pressekonferenz heute in Berlin eine alarmierende Bilanz gezogen. "Die Weltgemeinschaft versagt. Menschlichkeit, Hilfe und die Achtung des Humanitären Völkerrechts haben aktuell nicht den nötigen Stellenwert, um Leid, Hunger und Tod zu verhindern", sagte Dagmar Pruin.
Mehr als 300 Millionen Menschen sind weltweit auf humanitäre Hilfe angewiesen - laut IPC-Daten hungern allein im Sudan 25 Millionen, in Gaza mehr als zwei Millionen Menschen. Trotz dieser dramatischen Lage müssen die Vereinten Nationen infolge des Wegfalls von US-Hilfen ihren Reaktionsplan für 2025 von 45 auf 29 Milliarden US-Dollar kürzen. 66 Millionen Menschen verlieren dadurch lebensnotwendige Hilfe. Auch Deutschland könnte zu dieser Entwicklung beitragen, kritisierte Dagmar Pruin: "Die geplante Kürzung des Etats für humanitäre Hilfe um 50 Prozent wäre ein fataler Schritt. Rund 5,2 Millionen Menschen könnten dadurch den Zugang zu humanitärer Hilfe verlieren." Sie forderte die Bundesregierung auf, den Etat wieder auf das Niveau von 2022 anzuheben - damals stellte Deutschland rund 3,1 Milliarden Euro für Humanitäre Hilfe bereit.
Die Angriffe auf zivile Ziele in der Ukraine, der vermeidbare Hunger in Gaza und die Belagerung von Geflüchtetencamps im sudanesischen Darfur sind alarmierende Beispiele für die Normalisierung von Völkerrechtsverstößen. "Das Humanitäre Völkerrecht entstand als zivilisatorische Lehre aus den Gräueln des Zweiten Weltkriegs. Das Recht des Stärkeren darf sich nicht durchsetzen, die Weltgemeinschaft muss die Stärke des Rechts wahren", forderte Pruin.
Laut einer aktuellen Yougov-Umfrage im Auftrag der Diakonie Katastrophenhilfe erachten 82 Prozent der Bevölkerung in Deutschland die Humanitäre Hilfe als wichtig oder sehr wichtig. Zwei Drittel der Befragten erwarten zudem ein starkes Eintreten der Bundesregierung für das Humanitäre Völkerrecht. "Die breite Mehrheit in Deutschland will eine werteorientierte Politik. Dieser hohe Stellenwert muss sich auch im Etat für Humanitäre Hilfe widerspiegeln. Wohlmeinende oder mahnende Wort reichen nicht", sagte Pruin.
Für die Arbeit von Hilfsorganisationen hat die Erosion des Humanitären Völkerrechts schwerwiegende Folgen: 2024 gilt als eines der tödlichsten Jahre für humanitäre Helferinnen und Helfer weltweit. In Gaza, Myanmar, der Ukraine, Haiti oder dem Sudan arbeiteten lokale Hilfsorganisationen unter widrigsten Bedingungen und immensen Risiken. "Unsere lokalen Partnerorganisationen in Gaza haben fünf Mitarbeitende und viele Angehörige durch den Krieg verloren. Sie sind durch die Entbehrungen und Belastungen heute kaum noch in der Lage, Menschen zu helfen", berichtete Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe. Der Grad der Entmenschlichung in diesem Konflikt habe ein neues erschreckendes Niveau erreicht. Der Bevölkerung und den Geiseln bleibt ausreichende Hilfe verwehrt.
Vorsichtig optimistisch äußerte sich Keßler zu den Veränderungen in Syrien nach dem Ende der Assad-Diktatur. "Die Menschen haben Hoffnung auf ein besseres und friedliches Leben nach dem langen Bürgerkrieg. Doch weite Teile des Landes sind zerstört und die Sicherheitslage bleibt angespannt. Mehr als 16 Millionen Menschen brauchen Hilfe. Die internationale Gemeinschaft darf Syrien in dieser Phase nicht aus dem Blick verlieren, damit aus Hoffnung nicht Resignation wird", mahnte Keßler.
Zahlen zur Bilanz:
Im Jahr 2024 konnte die Diakonie Katastrophenhilfe mit 79,7 Millionen Euro weltweit 89 Projekte in 37 Ländern bewilligen - in Zusammenarbeit mit 98 Partnerorganisationen. Die Spendeneinnahmen beliefen sich auf 30 Millionen Euro. Der deutliche Rückgang im Vergleich zum Vorjahr war mit Blick auf die außergewöhnlichen Krisen- und Spendenjahre zu erwarten.
Präsidentin Dagmar Pruin dankte ausdrücklich allen Spenderinnen und Spendern und wies auf die eingegangenen Spenden in Höhe von 2,9 Millionen Euro nach den Hochwasserkatastrophen in Deutschland und Europa hin: "Den Menschen ist angesichts zunehmender Extremwetterereignisse bewusst, dass die Klimakrise auch längst bei uns angekommen ist. Die Katastrophenvorsorge wird relevanter, die Diakonie Katastrophenhilfe wird sie auch in Deutschland vorantreiben."
Hinweis für Redaktionen:
Für Ihre Recherche steht eine digitale Pressemappe u.a. mit dem Jahresbericht und dem Statement von Dagmar Pruin zur Verfügung: www.diakonie-katastrophenhilfe.de/bilanz
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Diakonie Katastrophenhilfe:
Tommy Ramm - Pressesprecher, Tel.: 030 65211 1225, 0162 2553859
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