DJ MARKT-AUSBLICK/Politische Realität wird den DAX voraussichtlich bremsen
DOW JONES--Trotz des jüngsten Erholungsschubs ist eine nachhaltige Wiederaufnahme der Rekordjagd im DAX erst einmal nicht sehr wahrscheinlich. Angetrieben wurde der DAX zuletzt von Hoffnungen auf einen Frieden oder zumindest einen Waffenstillstand in der Ukraine. Vielleicht wird schon in der kommenden Woche ein Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Staatschef Wladimir Putin stattfinden. Allzu viele Hoffnungen sollten Anleger in dieses aber nicht setzen.
Denn zu einem nachhaltigen Frieden kann der russische Präsident eigentlich nur bereit sein, wenn Trump weitgehend auf seine Bedingungen eingeht. Und diese hat Putin unmittelbar vor dem Überfall auf die Ukraine klar formuliert: Rückzug der Nato auf den Stand von 1990.
Damit ist der Best Case für Fortschritte auf dem Gipfel wahrscheinlich ein erneutes Ergebnis nach dem Vorbild der Minsker Abkommen, die allesamt von Russland nicht eingehalten und schnell wieder verletzt wurden. Wie der Markt ein mögliches Gipfelergebnis interpretiert, bleibt also abzuwarten. Es könnte schnell wieder Ernüchterung einsetzen.
Der Aktienmarkt in den USA dürfte somit auch weiterhin zwischen Zinssenkungsfantasie und schwächeren Konjunkturdaten hin und her gerissen sein. Das Risiko liegt auf der Inflationsseite. Sollte die Teuerung über die Zölle stärker anziehen, würde das entweder die Zinssenkungsfantasie bremsen oder die Glaubwürdigkeit der Fed beschädigen. Damit rücken in der kommenden Woche neben dem möglichen Gipfel die US-Verbraucherpreise in den Blick, sie werden am Dienstag veröffentlicht. Fallende Benzinpreise könnten laut Commerzbank dafür gesorgt haben, dass der Preisanstieg im Monatsvergleich auch im Juli nur 0,2 Prozent betragen hat. Die Kernrate könnte allerdings auf 0,3 Prozent gestiegen sein.
Weiter Thema bleibt die Entwicklung der Zölle. Besonders in der Schweiz wird man darauf schauen, ob die Regierung den hohen US-Zoll von 39 Prozent doch noch vom Tisch bekommt und wie. Das Abkommen der EU mit den USA führt derweil zu Interpretationsspielräumen, hier kann man gespannt sein, wie diese ausgestaltet werden.
Am deutschen Markt bleibt der Übergang von der zins- in die gewinnorientierte Phase der Hausse holprig, wie die Zwischenberichte der Unternehmen mit der Vielzahl an gesenkten Ausblicken gezeigt haben. Die Konsensprognose für den akkumulierten DAX-Gewinn ist seit Jahresbeginn um 3,5 Prozent gesunken, und ein Ende der Gewinnrevisionen ist noch nicht in Sicht. Damit sollte der Markt laut Teilnehmern zunächst von einer weiter uneinheitlichen Entwicklung ausgehen.
In der kommenden Woche werden noch die Versorger Eon und RWE ihre Zahlen auf den Tisch legen, außerdem Hannover Rück. Daneben geht die Berichtssaison vor allem in der zweiten und dritten Reihe weiter.
Auf der Makroseite werden am Dienstag die ZEW-Konjukturerwartungen veröffentlicht, sie dürften kräftig gefallen sein. Die US-Erzeugerpreise folgen den Verbraucherpreisen am Donnerstag. Dann werden auch wie üblich die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten bekanntgegeben. Am Freitag runden US-Zahlen zur Industrieproduktion, zu den Einzelhandelsumsätzen und zum Michigan-Verbrauchervertrauen die Daten-Agenda ab.
DJG/hru/gos
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August 08, 2025 05:13 ET (09:13 GMT)
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