
© Foto: Zalando SE Kirsten Bucher
Der Online-Moderiese Zalando steckt trotz oder gerade wegen der Übernahme von About You in der Klemme. Nach zweistelligen Kursverlusten fragen sich die Anleger wo der Boden ist. Die jüngsten Quartalszahlen zeigten zwar Verbesserungen bei Umsatz und Gewinn, doch der Markt reagierte alles andere als jubelnd. Stattdessen stürzte die Aktie auf ein Mehrmonats-Tief ab. Während Analysten noch immer optimistisch bleiben und Kursziele von bis zu 45 Euro ausrufen, scheint die Realität eine andere Sprache zu sprechen. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wann die Aktie endlich wieder Fahrt aufnimmt. Ein Blick auf die Fakten und den Chart zeigt, dass der Weg zurück steinig wird.
About You-Übernahme kein wirklicher Befreiungsschlag
Die Übernahme von About You sollte eigentlich der große Befreiungsschlag werden. Für etwas mehr als 1 Milliarde Euro kaufte sich Zalando über 90 Prozent des Hamburger Mitbewerbers. Das Management erhoffte sich zusätzliches Wachstum und auch Synergien. Die neuen Prognosen klingen auf den ersten Blick beeindruckend: Das Bruttowarenvolumen soll auf bis zu 17,6 Milliarden Euro steigen, der Umsatz auf bis zu 12,4 Milliarden Euro. Doch der Schein trügt. Rechnet man About You aus der Gleichung heraus, wird deutlich, dass das organische Wachstum von Zalando massiv schwächelt. Statt der ursprünglich prognostizierten vier bis neun Prozent Wachstum rechnet das Unternehmen nun nur noch mit vier bis sieben Prozent auf Pro-forma-Basis. Die Übernahme kaschiert also hauptsächlich die eigene Wachstumsschwäche. Analysten sind entsprechend skeptisch. Jefferies bringt es auf den Punkt. Die Zahlen spiegeln eher die Unwahrscheinlichkeit einer Wachstumsbeschleunigung im zweiten Halbjahr wider. Die Märkte haben das sofort durchschaut.
Charttechnik
Aus technischer Sicht befindet sich die Zalando-Aktie in einer misslichen Lage. Das 3-Jahres-Hoch von 45,80 Euro ist deutlich entfernt. Der Abwärtstrend hat sich seit Jahresbeginn massiv beschleunigt. Mit einem Minus von fast 30 Prozent seit Jahresanfang gehört Zalando zu den schwächsten Werten. Die wichtige Unterstützung bei 25 Euro wurde bereits durchbrochen. Als nächste Auffangzone gilt die Marke von 20 Euro. Sollte auch diese Marke fallen, öffnet sich der Weg in Richtung 16-18 Euro. Derzeit sieht es aber danach aus, dass die 20 Euro-Marke als Reboundmarke dienen dürfte, sofern es so weit noch fällt. Die technischen Indikatoren zeigen derzeit klar weiter nach unten. Das hohe Handelsvolumen unterstreicht den Verkaufsdruck. Positiv stimmt einzig die Tatsache, dass die Aktie bereits deutlich überverkauft ist. Dies zeigt der RSI mit einem Wert von 21 an. Ein technischer Rebound wäre durchaus möglich, aber vielleicht erst bei 20 Euro. Die Charttechnik spricht eine klare Sprache: Bis auf Weiteres ist der Trend nach unten gerichtet.
Was tun?
Einerseits zeigen die Fundamentaldaten durchaus Verbesserungen. Das bereinigte EBIT im zweiten Quartal lag über den Erwartungen, die operative Marge blieb stabil. Die Kundenzahl wächst weiterhin auf mittlerweile über 50 Millionen aktive Nutzer. Andererseits macht das schwache organische Wachstum Sorgen. Die Integration von About You wird Zeit brauchen und kostet zunächst Geld. Bis die versprochenen Synergien greifen, können Jahre vergehen. In einem schwierigen Marktumfeld mit verhaltenen Konsumenten ist das problematisch. Für risikobereite Anleger bietet die aktuelle Bewertung dennoch Chancen. Mit einem KGV von 23 für 2025 ist die Aktie nicht mehr so überteuert wie noch vor einigen Monaten. Analysten wie z. B. die von der RBC sehen weiterhin Potenzial bis 45 Euro. Doch Timing ist entscheidend. Wer jetzt einsteigt, muss Geduld mitbringen und Schwankungen aushalten können. Ein Einstieg in Tranchen bei Kursen um 20 Euro könnte sich langfristig auszahlen. Bis dahin heißt es abwarten und beobachten.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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