Berlin (ots) -
Bei der Organtransplantation in Deutschland herrscht strukturelles Systemversagen. Tausenden von Schwerbehinderten wird die notwendige Therapie vorenthalten, oft bezahlen sie dafür mit ihrem Leben. Es drängt sich der Eindruck auf, dass dies politisch gewollt ist. Warum ist das Leben von Patient*innen mit Organversagen in Deutschland so wenig wert? Und wenn die Interessen der Betroffenen nicht im Mittelpunkt stehen, welche sind es dann?
Bei den diesjährigen World Transplant Games treten in wenigen Tagen in Dresden 2.500 Menschen zu einem Sportwettbewerb an, die kaum noch leben dürften, wenn es nach deutscher Gesundheitspolitik geht. Seit Jahrzehnten werden Leid und Tod von Organkranken als Kollateralschäden einer verfehlten Politik hingenommen. Man hat sich mit dem Stillstand arrangiert. Den Sensenmann freut's.
Da die überwiegende Zahl der Betroffenen gar nicht erst die Chance bekommt, auf die Warteliste gesetzt zu werden, gehen Schätzungen von jährlich 6.000 vermeidbaren(!) Todesfällen aus. Sie gehen auf das Konto derer, die das deutsche Organtransplantationssystem repräsentieren.
Umfassendes politisches und strukturelles Versagen
"Der Staat kommt seiner Verpflichtung, für ein effektives Organtransplantationswesen zu sorgen, seit Jahren nicht nach. Niemand übernimmt die Verantwortung dafür, dass Menschen sterben, die nicht sterben müssten. Wir haben Transplantationsbeauftragte, die nicht erklären können, warum sie nur vier Organspender*innen im Jahr finden, während es in einer anderen, vergleichbaren Klinik 20 sind. Eine Kontrolle der Untätigkeit bei der Erkennung von potenziellen Spenderinnen und Spendern findet nicht statt. Dies sind Merkmale eines dysfunktionalen Systems", so Christian Scheidler vom Verein ADTKD Vision Cure, Mitglied des Bündnisses.
Zusätzliche Finanzmittel versickern ohne Effekt
Im Zuge der Novelle des Transplantationsgesetzes von 2019 wurden die finanziellen Mittel für Organentnahmen mehr als vervierfacht und für die Transplantationsbeauftragten verdoppelt. Die Organspendezahlen sprechen eine klare Sprache: Nichts davon hat zu einer Verbesserung geführt. Wo ist also dieses Geld geblieben?
"Unsere Gesundheitspolitiker*innen stellen diese Frage nicht. Warum unterbleiben all jene politischen Maßnahmen, mit denen in anderen europäischen Ländern der Lebensrettung Priorität gegeben wird? Welche Interessen sind es, die dafür sorgen, dass seit Jahrzehnten alles beim Alten bleibt? Auffallend ist: Den Patient*innen geht es schlecht, der Dialyseindustrie umso besser. Deutschland bietet stetig eine gesicherte Einnahmequelle. [1,2] In Spanien sind weit über 50% der Patient*innen mit Nierenversagen transplantiert. In Deutschland stehen lediglich 7% dieser Menschen überhaupt auf den Wartelisten. Wo bleibt der Aufschrei der Krankenkassen, die vorgeben, das Beste für Ihre Versicherten zu wollen und sonst an vorderster Front stehen, wenn es um Einsparungen geht?", fragt Zazie Knepper, Sprecherin des Bündnisses ProTransplant.
Vorherrschende Ideen- und Planlosigkeit
Die deutsche Gesundheitspolitik scheint beim Thema Organtransplantation massiv überfordert zu sein. "Ideen- und konzeptlos mäandert sie von einer Legislaturperiode zur nächsten. Es gibt keinen Plan und keine Ziele, wie etwa eine 'Vision Zero'. Stattdessen wird ab und zu an kleinen Schräubchen gedreht, um Aktivität vorzutäuschen", kritisiert Peter Schlauderer von Lebertransplantierte Deutschland e.V., ebenfalls Mitglied bei Bündnis ProTransplant. Die Liste der Maßnahmen, die im europäischen Ausland zum Erfolg geführt haben, ist lang und bekannt. In Kroatien zum Beispiel wurde das Problem in wenigen Jahren gelöst. Das spanische Modell wird von Fachleuten und andere internationale Organisationen schon lange als Best-Practice-Beispiel empfohlen. Wie ist erklärbar, dass etwas Vergleichbares in Deutschland nicht machbar sein soll, wo es doch angeblich alle so dringlich wollen?
Quellen:
https://ots.de/3GuNrJ
https://ots.de/3HStmB
Pressekontakt:
Zazie Knepper
Mobil: 0172 607 89 95
zazie.knepper@pro-transplant.de
Original-Content von: BündnisProTransplant, übermittelt durch news aktuell
Originalmeldung: https://www.presseportal.de/pm/159855/6095110
Bei der Organtransplantation in Deutschland herrscht strukturelles Systemversagen. Tausenden von Schwerbehinderten wird die notwendige Therapie vorenthalten, oft bezahlen sie dafür mit ihrem Leben. Es drängt sich der Eindruck auf, dass dies politisch gewollt ist. Warum ist das Leben von Patient*innen mit Organversagen in Deutschland so wenig wert? Und wenn die Interessen der Betroffenen nicht im Mittelpunkt stehen, welche sind es dann?
Bei den diesjährigen World Transplant Games treten in wenigen Tagen in Dresden 2.500 Menschen zu einem Sportwettbewerb an, die kaum noch leben dürften, wenn es nach deutscher Gesundheitspolitik geht. Seit Jahrzehnten werden Leid und Tod von Organkranken als Kollateralschäden einer verfehlten Politik hingenommen. Man hat sich mit dem Stillstand arrangiert. Den Sensenmann freut's.
Da die überwiegende Zahl der Betroffenen gar nicht erst die Chance bekommt, auf die Warteliste gesetzt zu werden, gehen Schätzungen von jährlich 6.000 vermeidbaren(!) Todesfällen aus. Sie gehen auf das Konto derer, die das deutsche Organtransplantationssystem repräsentieren.
Umfassendes politisches und strukturelles Versagen
"Der Staat kommt seiner Verpflichtung, für ein effektives Organtransplantationswesen zu sorgen, seit Jahren nicht nach. Niemand übernimmt die Verantwortung dafür, dass Menschen sterben, die nicht sterben müssten. Wir haben Transplantationsbeauftragte, die nicht erklären können, warum sie nur vier Organspender*innen im Jahr finden, während es in einer anderen, vergleichbaren Klinik 20 sind. Eine Kontrolle der Untätigkeit bei der Erkennung von potenziellen Spenderinnen und Spendern findet nicht statt. Dies sind Merkmale eines dysfunktionalen Systems", so Christian Scheidler vom Verein ADTKD Vision Cure, Mitglied des Bündnisses.
Zusätzliche Finanzmittel versickern ohne Effekt
Im Zuge der Novelle des Transplantationsgesetzes von 2019 wurden die finanziellen Mittel für Organentnahmen mehr als vervierfacht und für die Transplantationsbeauftragten verdoppelt. Die Organspendezahlen sprechen eine klare Sprache: Nichts davon hat zu einer Verbesserung geführt. Wo ist also dieses Geld geblieben?
"Unsere Gesundheitspolitiker*innen stellen diese Frage nicht. Warum unterbleiben all jene politischen Maßnahmen, mit denen in anderen europäischen Ländern der Lebensrettung Priorität gegeben wird? Welche Interessen sind es, die dafür sorgen, dass seit Jahrzehnten alles beim Alten bleibt? Auffallend ist: Den Patient*innen geht es schlecht, der Dialyseindustrie umso besser. Deutschland bietet stetig eine gesicherte Einnahmequelle. [1,2] In Spanien sind weit über 50% der Patient*innen mit Nierenversagen transplantiert. In Deutschland stehen lediglich 7% dieser Menschen überhaupt auf den Wartelisten. Wo bleibt der Aufschrei der Krankenkassen, die vorgeben, das Beste für Ihre Versicherten zu wollen und sonst an vorderster Front stehen, wenn es um Einsparungen geht?", fragt Zazie Knepper, Sprecherin des Bündnisses ProTransplant.
Vorherrschende Ideen- und Planlosigkeit
Die deutsche Gesundheitspolitik scheint beim Thema Organtransplantation massiv überfordert zu sein. "Ideen- und konzeptlos mäandert sie von einer Legislaturperiode zur nächsten. Es gibt keinen Plan und keine Ziele, wie etwa eine 'Vision Zero'. Stattdessen wird ab und zu an kleinen Schräubchen gedreht, um Aktivität vorzutäuschen", kritisiert Peter Schlauderer von Lebertransplantierte Deutschland e.V., ebenfalls Mitglied bei Bündnis ProTransplant. Die Liste der Maßnahmen, die im europäischen Ausland zum Erfolg geführt haben, ist lang und bekannt. In Kroatien zum Beispiel wurde das Problem in wenigen Jahren gelöst. Das spanische Modell wird von Fachleuten und andere internationale Organisationen schon lange als Best-Practice-Beispiel empfohlen. Wie ist erklärbar, dass etwas Vergleichbares in Deutschland nicht machbar sein soll, wo es doch angeblich alle so dringlich wollen?
Quellen:
https://ots.de/3GuNrJ
https://ots.de/3HStmB
Pressekontakt:
Zazie Knepper
Mobil: 0172 607 89 95
zazie.knepper@pro-transplant.de
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Originalmeldung: https://www.presseportal.de/pm/159855/6095110
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