BERLIN (dpa-AFX) - Linken-Chef Jan van Aken hält es für einen Fehler, bei den Bemühungen um eine Friedenslösung im Ukraine-Krieg auf die USA zu setzen. Auf die Frage, ob Bundeskanzler Friedrich Merz alles richtig gemacht habe im Zusammenhang mit dem Alaska-Gipfel von US-Präsident Trump und Kremlchef Wladimir Putin, sagte van Aken im ARD-"Sommerinterview": "Ich glaube, er irrt."
Die Einschätzung des Kanzlers, wonach die USA weiter "an Bord" blieben bei der Unterstützung der Ukraine, sei falsch. Man müsse neu darüber nachdenken, dass die Ukraine sich nicht mehr auf die USA verlassen könnten.
Mit Blick auf das Treffen von Trump mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Montag in Washington sagte van Aken, er sei gespannt. Trump und die US-Regierung hätten Putin schon mehrfach Dinge angeboten, die sie gar nicht hätten anbieten können.
"Die reden offen über Gebietsabtretung. Und ich habe mich ja jahrelang mit Friedensverhandlungen beschäftigt und der größte Fehler, den man machen kann, ist schon vor Beginn von Verhandlungen zu sagen, was man abgeben will." Van Aken war vor seiner politischen Karriere Waffeninspektor bei den Vereinten Nationen.
Van Aken: Alaska-Gipfel waren keine Friedensgespräche
Gespräche seien richtig, betonte der Linken-Chef, plädierte aber dafür, sie nicht "Friedensverhandlungen" zu nennen. Beim Alaska-Gipfel habe es sich nicht um Friedensgespräche gehandelt. "Wenn die Betroffenen nicht alle mit am Tisch sitzen - und die Ukraine saß nicht mit am Tisch -, dann sind es keine Friedensverhandlungen, sondern dann sind es vielleicht Deals zwischen anderen Mächten." Friedensverhandlungen fingen erst an, wenn Selenskyj und Putin an einem Tisch säßen.
Van Aken forderte zudem, die Bundesregierung müsse mehr gegen die sogenannte russische Schattenflotte tun. Tanker mit russischem Öl führen durch deutsche Gewässer und die Einnahmen flössen direkt in die russische Kriegskasse./kli/DP/he