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Der chinesische Elektroauto-Riese wagt den Sprung in die Tablet-Welt und könnte damit eine neue Ära einläuten. Während die Aktie zuletzt heftig unter Druck stand, deuten technische Indikatoren auf eine mögliche Trendwende hin. Mit einem RSI nahe der kritischen 30er-Marke und historischen Unterstützungslevels bei 12 Euro könnte sich für mutige Anleger eine interessante Gelegenheit auftun. Das Unternehmen aus Shenzhen nutzt dabei seine jahrelange Erfahrung als Apple-Zulieferer und will nun selbst im hart umkämpften Consumer-Electronics-Markt mitmischen. Die Frage ist nur: Wird der Tablet-Vorstoß zum Gamechanger oder bleibt es bei einem teuren Experiment?
BYDs überraschender Tablet-Coup
BYD hat alle überrascht. Der Konzern, den die meisten als reinen Autobauer kennen, präsentiert plötzlich sein erstes eigenes Tablet. Das Gerät soll im neuen Plug-in-Hybrid-SUV Tai 7 der Premiummarke Fang Cheng Bao debütieren. Der Startschuss fällt bereits im vierten Quartal in China, Europa folgt unter dem Namen Denza. Was zunächst wie ein Seitensprung wirkt, ist in Wahrheit ein durchdachter Schachzug. BYD kennt das Geschäft bereits von der anderen Seite. Seit 15 Jahren montiert das Unternehmen Tablets für Apple. Etwa jedes dritte iPad läuft heute über BYDs Produktionslinien. Über 100.000 Mitarbeiter und 10.000 Ingenieure arbeiten allein in diesem Bereich. Diese Expertise will BYD nun für sich nutzen. Der Plan dahinter ist clever, denn das firmeneigene Tablet soll nahtlos mit dem Fahrzeugbetriebssystem verschmelzen. Auto-Display und mobiles Gerät arbeiten Hand in Hand. Während chinesische Smartphone-Riesen wie Xiaomi und Huawei den umgekehrten Weg gehen und ins Autogeschäft einsteigen, dreht BYD den Spieß um. Das Ziel ist klar. Mehr Wertschöpfung im eigenen Haus und weniger Abhängigkeit von externen Lieferanten.
Charttechnik
Die technischen Indikatoren sprechen eine deutliche Sprache. Mit einem RSI-Wert nahe der 30er-Marke befindet sich die BYD-Aktie fast schon im überverkauftem Terrain. Historisch betrachtet markierte dieses Level oft wichtige Wendepunkte nach unten. Die psychologisch wichtige 12-Euro-Marke fungiert zusätzlich als starke Unterstützung. Seit Ende Juli steckt die Aktie in einem hartnäckigen Abwärtstrend und hat dabei einige Prozente an Wert verloren. Der Abstand zur 200-Tage-Linie, die bei 13,31 Euro verläuft, beträgt aktuell rund 10 Prozent. Alle wichtigen gleitenden Durchschnitte zeigen nach unten, darunter der 50er, der 100er und der 200er. Dies ist ein klares Bärensignal. Trotzdem gibt es Hoffnung. Die Aktie hat in den vergangenen Tagen erste Stabilisierungsversuche unternommen. Von 12,10 Euro ging es zwischenzeitlich auf 12,80 Euro nach oben, bevor erneut Verkaufsdruck einsetzte. Diese Volatilität zeigt, dass sich Käufer und Verkäufer noch unschlüssig gegenüberstehen. Aber mit den guten News im Rücken könnte es schon bald wieder nach oben drehen.
Wachstumsstory und Handelsstreit
Fundamental präsentiert sich BYD solide aufgestellt. Für das laufende Jahr rechnen Analysten mit einem Gewinnanstieg. Auch der Umsatz soll von 826 Milliarden auf 977 Milliarden HKD klettern. Dennoch lasten mehrere Faktoren auf der Stimmung. Das Wachstum im E-Fahrzeugmarkt hat sich etwas abgekühlt und sank im Juni. Dazu kommen die anhaltenden Handelsspannungen zwischen China und den USA. Mögliche neue Zölle unter Donald Trump sorgen für Verunsicherung bei den Anlegern. Auf der anderen Seite expandiert BYD aggressiv nach Asien und Europa. Der Markt für vernetzte Fahrzeugtechnologie boomt. Bloomberg-Analysten rechnen bis 2030 mit einem globalen Umsatzpotenzial von 742 Milliarden US-Dollar in diesem Segment.
Was tun?
Die Aktie hat zuletzt stark gelitten und notiert auf einem Mehrmonatstief, bzw. in der Nähe eines solchen. Charttechnisch deuten jedoch mehrere Faktoren auf eine mögliche Bodenbildung hin. Der RSI kurz vor dem überverkauften Bereich und die historische Unterstützung bei 12 Euro sprechen für sich. Fundamental bleibt BYD auf Wachstumskurs. Die Expansion ins Tablet-Geschäft zeigt den Innovationswillen des Managements. Mit der jahrelangen Erfahrung als Apple-Zulieferer bringt das Unternehmen die nötigen Kompetenzen mit. Die für Ende August erwarteten Quartalszahlen könnten zusätzliche Impulse liefern. Anleger mit hoher Risikotoleranz können bei der aktuellen Schwäche zugreifen. Ein Stopp-Loss z. B. bei 11,50 Euro oder knapp darunter begrenzt das Verlustrisiko. Als Kursziel erscheinen die Analystenschätzungen von 17 Euro durchaus realistisch. Das entspricht einem Aufwärtspotenzial von über 35 Prozent.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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