NEW YORK (dpa-AFX) - US-Notenbankchef Jerome Powell hat am Freitag mit seiner Rede in Jackson Hole die US-Börsen beflügelt. Marktexperten und Anleger sehen die Tür für eine Senkung der Leitzinsen im September offen. Der Dow Jones Industrial sprang auf ein Rekordhoch.
Rund zwei Stunden vor dem Börsenschluss legte der bekannteste Wall-Street-Index noch etwas weiter zu und gewann 2,0 Prozent auf 45.700 Punkte. Der S&P 500 stieg um 1,6 Prozent auf 6.475 Punkte und ist damit nur noch etwas mehr als 6 Punkte von seinem jüngsten Rekordhoch entfernt. Für den zuletzt etwas gebeutelten Tech-Index Nasdaq 100 ging es um 1,7 Prozent auf 23.535 Zähler nach oben. Seine Bestmarke vom 13. August ist auch nicht mehr allzu fern.
Die Rede von Powell während der Notenbankenkonferenz sei stärker als von ihm erwartet in Richtung einer geldpolitischen Lockerung im September gegangen, kommentierte US-Chefökonom Matthew Luzzetti von der Deutschen Bank. Powell sagte unter anderem: "Die Stabilität der Arbeitslosenquote und anderer Arbeitsmarktindikatoren ermöglicht es uns, vorsichtig vorzugehen, während wir eine Änderung unserer Geldpolitik in Erwägung ziehen." Veränderte Risiken könnten eine Anpassung der Geldpolitik erfordern, die derzeit restriktiv, also dämpfend auf die Konjunktur, wirke.
Die Märkte haben die Wahrscheinlichkeit für eine erste Leitzinssenkung auf der kommenden Sitzung der Fed sowie eine weitere vor dem Jahresende bereits mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eingepreist. Gerechnet wird mit zwei kleinen Schritte von jeweils 0,25 Prozentpunkten. Allerdings hatten sich diese Erwartungen zuletzt nach einigen Konjunkturdaten wieder etwas abgekühlt.
Unter den Einzelwerten blieben im Dow die Aktien von Boeing im Blick, die um 2,9 Prozent stiegen. Bereits am Vortag hatte es Gerüchte gegeben, dass der Flugzeugbauer in Gesprächen ist, um 500 Flugzeuge an China zu liefern. Nun hieß es, die Verhandlungen erfolgten im Rahmen handelspolitischer Entspannungsbemühungen zwischen den Regierungen in Peking und Washington.
Die Aktien von Zoom sprangen um 11 Prozent nach oben. Der Anbieter von Software für Videokonferenzen überraschte im Rahmen eines erfreulichen Quartalsberichts auch mit seinem Ausblick für das Jahresumsatzwachstum positiv.
Abwärts ging es dagegen für die Anteilscheine von Intuit mit minus 4,3 Prozent und für Workday, die um 3,5 Prozent nachgaben. Intuit, ein Hersteller von Finanzsoftware für Privatpersonen und Unternehmen, blieb mit seinem Ausblick laut Jefferies hinter den gestiegenen Erwartungen zurück. Das Unternehmen habe in der Vergangenheit aber typischerweise konservative Ziele ausgegeben und diese dann übertroffen, betonte Analyst Brent Thill.
Der Anbieter cloudbasierter Computersoftware für Rechnungswesen, Personalverwaltung und Unternehmensplanung übertraf dagegen zwar laut Thill die Schätzungen für das zweite Quartal. Zudem verwies er auf den erneut angehobenen Margenausblick. Der Markt sei aber offenbar besorgt, dass KI-Tools die Anwendungen von Workday verdrängen könnten. Das Unternehmen gab zudem zur Zahlenvorlage bekannt, mit dem Unternehmen Paradox einen KI-Spezialisten aus diesem Bereich zu übernehmen./ck/he
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