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Die Konzertbranche boomt wie nie zuvor, doch ausgerechnet Marktführer CTS Eventim steckt in Schwierigkeiten. Nach katastrophalen Quartalszahlen verlor die Aktie binnen weniger Stunden fast 20 Prozent ihres Wertes.
Obwohl Festivals wie Rock am Ring ausverkauft waren, schrumpften die Gewinne dramatisch. Teure Übernahmen in Frankreich und Großbritannien belasten die Bilanz schwer. Analysten kürzen teilweise ihre Kursziele. Die einstige Wachstumsstory wird zur Verlustfalle. Investoren fragen sich zurecht, ob das nur ein vorübergehender Rückschlag oder der Beginn einer längeren Talfahrt ist? Die Antwort könnte viele schockieren.
Der große Absturz
Das Unglaubliche ist passiert. CTS Eventim, jahrelang der unumstrittene König der Ticketvermarktung, erlebt seinen schwärzesten Tag seit Jahren. Ende vergangener Woche präsentierte das Unternehmen Halbjahreszahlen, die Anleger sprachlos machten. Der Umsatz kletterte zwar um acht Prozent auf 1,29 Milliarden Euro. Doch das war auch schon die einzige gute Nachricht. Das bereinigte operative Ergebnis sank um 0,8 Prozent auf 200,5 Millionen Euro. Noch schlimmer traf es den Quartalsgewinn. Mit 44 Millionen Euro verdiente der Konzern im zweiten Quartal über 20 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Börse reagierte brutal. Die Aktie stürzte zeitweise um knapp 20 Prozent ab und erreichte ein Jahrestief bei 78,45 Euro. Selbst die Aushängeschilder Rock am Ring und Rock im Park konnten die Misere nicht stoppen. Beide Festivals waren restlos ausverkauft, dennoch blieb der erhoffte Gewinnschub aus. Das Ticketgeschäft wuchs zwar um 15 Prozent, aber die eigenen Konzerte und Veranstaltungen brachten weniger Erlöse.
Teure Expansion
Der Grund für die Misere liegt in der aggressiven Expansionsstrategie von Vorstandschef Klaus-Peter Schulenberg. Die jüngsten Übernahmen von See Tickets in Großbritannien und France Billet in Frankreich verschlingen Millionen. Integrationskosten fressen die Gewinne auf, bevor überhaupt Synergien entstehen können. Schulenberg beschwichtigt zwar, es handle sich um eine Investition in die Zukunft. Doch Anleger sehen vor allem explodierende Kosten bei schrumpfenden Margen. Die Konkurrenz wird aggressiver, während gleichzeitig die Ausgaben für Künstler, Sicherheit und Logistik durch die Decke gehen. In einigen europäischen Märkten weht ein rauer Wind, der das Geschäft zusätzlich erschwert. Die Analysten reagierten prompt. Bernstein Research senkte das Kursziel von 104 auf 100 Euro. Die Deutsche Bank kappte ihre Prognose von 117 auf 109 Euro. Selbst JPMorgan reduzierte das Ziel von 118 auf 114 Euro. Alle sprechen von Unsicherheitsfaktoren und verhaltenem Optimismus. Nur Oddo BHF zog die Reißleine komplett und strich die Kaufempfehlung.
Charttechnik
Aus technischer Sicht präsentiert sich CTS Eventim in einer unschönen Lage. Die Aktie durchbrach mehrere wichtige Unterstützungsmarken und notiert wieder auf dem Niveau vom Jahresanfang. Nach dem Höchststand von 113,90 Euro im Mai folgte ein kontinuierlicher Abwärtstrend, der sich nun dramatisch beschleunigte. Der Kursrutsch unter die 80-Euro-Marke könnte eine technische Gegenreaktion bis vielleicht 90 oder 100 Euro auslösen. Doch diese dürfte nur von kurzer Dauer sein. Die fundamentalen Probleme sind zu groß, die Enttäuschung zu tief. Sollte die Erholung an der 90- oder möglicherweise an der 100-Euro-Marke scheitern, droht ein weiterer Absturz in Richtung 60 Euro. Das wäre ein Verlust von über 40 Prozent vom Jahreshoch. Die Handelsvolumen sind zuletzt nach oben gegangen, was auf Panikverkäufe hindeutet. Selbst Firmengründer Schulenberg sah sich wohl genötigt, über seine KPS Stiftung Aktien im Wert von 4,9 Millionen Euro zu kaufen. Das sollte wohl ein Statement für das Unternehmen sein und ein Zeichen für einen zu günstigen Kurs. Der Markt aber sagt, dass das eher ein verzweifelter Versuch war, Vertrauen zu schaffen, der jedoch verpuffte. Alle wichtigen SMAs (50er und 200er) notieren oberhalb des Kurses. Der Trend zeigt nach unten. Ein sogenanntes Death-Cross ist mit dem Schneiden des 50er durch den 200er von oben nach unten entstanden. Einzig der RSI deutet auf einen möglichen Rebound in Richtung 90 hin, da er im überverkauften Bereich bei 16 Punkten notiert.
Was tun?
Die Faktenlage ist eindeutig. CTS Eventim steckt in einer schweren Krise, die weit über normale Quartalsschwankungen hinausgeht. Trotz boomender Nachfrage nach Live-Events gelingt es dem Unternehmen offensichtlich nicht, stabile Gewinne zu erwirtschaften. Die teuren Übernahmen belasten die Bilanz nachhaltig, während gleichzeitig die Margen unter Druck geraten. Die Prognose für 2025 steht auf wackeligen Beinen. Das Management spricht zwar von moderaten Zuwächsen, rechnet aber bereits mit Ergebnissen im unteren Bereich der Zielspanne. Das ist Managementsprache für "wir werden die Ziele wahrscheinlich verfehlen". Die charttechnische Situation verschärft die Lage zusätzlich und signalisiert weitere Kursverluste. Eine mögliche Erholung bis 90 oder 100 Euro bietet eventuell eine gute Gelegenheit zum Ausstieg. Wer darauf hofft, dass sich die Situation schnell bessert, könnte herb enttäuscht werden. CTS Eventim braucht Zeit, um die Übernahmen zu integrieren und die Kosten in den Griff zu bekommen. Diese Zeit haben aber nicht alle Anleger.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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