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Der deutsche LKW-Riese Daimler Truck steht in einem Sturm aus politischen Hindernissen und Gewinnrückgangen.
Während die US-Regierung drei wichtige Bundesstaaten mit verschärften Englisch-Anforderungen für LKW-Fahrer unter Druck setzt, meldet das Unternehmen einen schockierenden Nettogewinn-Einbruch von über 60 Prozent. Der bereits bestehende Fahrermangel in Amerika könnte sich weiter verschärfen und damit Daimlers wichtigsten Absatzmarkt treffen. Aktuell kämpft der Konzern mit einem dramatischen Auftragsrückgang in Nordamerika, wo die Verkäufe prozentual zweistellig gesunken sind.
Politische Turbulenzen bedrohen Kernmarkt
Washington verschärft den Ton gegenüber drei wirtschaftlich bedeutsamen US-Bundesstaaten. Kalifornien, New Mexico und der Bundesstaat Washington sollen strengere Englischkenntnisse für LKW-Fahrer durchsetzen - andernfalls droht der Entzug von Bundesmitteln. Was zunächst wie ein bürokratischer Streit aussieht, entwickelt sich für Daimler Truck zum ernsten Problem. Die Branche leidet bereits unter akutem Fahrermangel. Verschärfte Sprachanforderungen könnten diese Situation weiter anheizen. Für Daimler Truck, dessen Nordamerika-Geschäft einen zentralen Pfeiler der Unternehmensstrategie darstellt, steigt das Risiko erheblich. Speditionen könnten geplante LKW-Käufe verschieben, operative Engpässe entstehen und der Margendruck zunehmen.
Dramatischer Gewinneinbruch schockt die Märkte
Die Quartalszahlen offenbaren das wahre Ausmaß der Krise. Der Nettogewinn des Gesamtkonzerns stürzte im zweiten Quartal um 61 Prozent ab - mehr als eine Halbierung binnen Jahresfrist. Der Absatz von LKW und Bussen in Nordamerika brach um 20 Prozent ein, während der Umsatz der nordamerikanischen Sparte um 15 Prozent zurückging. Das Management zeigte sich von dieser Entwicklung sichtlich überrascht und senkte bereits zum zweiten Mal binnen drei Monaten die Jahresprognose. Beim Industrieumsatz rechnet CEO Karin Radstrom jetzt nur noch mit bis zu 47 Milliarden Euro statt der ursprünglich geplanten bis zu 51 Milliarden Euro. Auch das bereinigte EBIT wird deutlich heruntergeschraubt - von bis 5,1 Milliarden auf nur noch bis zu 4,1 Milliarden Euro. Als Konsequenz mussten bereits Fertigungskapazitäten angepasst werden. Um gegenzusteuern, treibt das Unternehmen sein Sparprogramm für die europäische Marke Mercedes-Benz Trucks voran. Bis 2030 sollen über eine Milliarde Euro eingespart und rund 5.000 Stellen in Deutschland abgebaut werden.
Charttechnik
Paradoxerweise entwickelte sich die Daimler Truck Aktie zuletzt zum DAX-Performer und legte auch weiter zu. Bei einem aktuellen Kurs von rund 41 Euro (aktuell 40,81 Euro) notiert das Papier jedoch noch etwa acht Prozent unter seinem 52-Wochen-Hoch von 45,15 Euro. Der RSI-Wert von 53 deutet weder auf eine technisch überverkaufte noch überkaufte Situation hin. Hoffnungen auf Zinssenkungen durch die US-Notenbank hatten schon zuletzt für Rückenwind bei zyklischen Werten wie Daimler Truck gesorgt. Günstigere Finanzierungsbedingungen könnten die Investitionsbereitschaft in der Industrie ankurbeln. Jedenfalls sind die beiden wichtigen SMAs (50er und 200er) unterhalb des aktuellen Kurses und deuten damit mittel- und langfristig für die Tendenz nach oben.
Was tun?
Die Unternehmenszahlen zeigen einige Schwächen. Der Gewinneinbruch und die erneute Prognosesenkung unterstreichen die strukturellen Probleme. Die hohe Abhängigkeit vom zyklischen Nordamerika-Geschäft erweist sich als echte Schwierigkeit. Charttechnisch sendet die Aktie positive Signale. Zwar deutet der neutrale RSI auf keine Richtung hin, aber die beiden SMAs machen das. Sie zeigen nach oben. Die Zinsfantasie bietet kurzfristig Unterstützung, kann aber längerfristige wohl nicht über die operativen Probleme hinwegtäuschen. Wir würden uns entweder neutral verhalten oder aber eine kleine erste Position mit engem Stopp eröffnen und auf die Forstsetzung des Aufwärtstrends in Richtung 50 Euro setzen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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