KIEW (dpa-AFX) - Die russische Armee hat die Ukraine in der Nacht laut Militärangaben aus Kiew massiv mit mehr als 500 Drohnen und Marschflugkörpern angegriffen. Wie die ukrainische Luftwaffe morgens mitteilte, konnten 430 Drohnen und 21 von 24 Marschflugkörpern abgefangen werden. An 14 Orten habe es aber Einschläge gegeben.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von "einem weiteren massiven Angriff" und Dutzenden beschädigten Wohnhäusern in verschiedenen Regionen des Landes. "Jedem russischen Angriff muss mit einer echten Antwort begegnet werden", schrieb er auf der Plattform X. In den kommenden Tagen werde die Ukraine mit ihren Partnern über die Notwendigkeit starker Druckmaßnahmen beraten. Er kündigte ein Treffen mit den nordischen und baltischen Staaten "in wenigen Stunden" in Dänemark und ein bilaterales Treffen in Frankreich am Abend an.
Bahnanlagen getroffen
Durch einen Drohnenangriff wurden im zentralukrainischen Gebiet Kirowohrad mindestens fünf Menschen verletzt, wie die regionale Militärverwaltung mitteilte. Getroffen wurden auch Bahnanlagen, so dass Verspätungen für mehr als 20 Züge gemeldet wurden. Russland hat Angriffe auf die Bahn zuletzt verstärkt.
In den westukrainischen Gebieten Iwano-Frankiwsk und Chmelnyzkyj verursachten die Angriffe Brände, ebenso weiter im Norden im Gebiet Luzk. Die Rede war von Infrastrukturanlagen, Wohngebäuden oder Garagen. Dabei machen ukrainischen Behörden stets nur Angaben über Schäden an zivilen Objekten, nie zu getroffenen Militäreinrichtungen.
Ukrainische Drohnen über Russland
Zugleich flog die Ukraine ihrerseits nachts größere Drohnenangriffe gegen Ziele im russischen Hinterland. Das teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. 105 Drohnen seien abgefangen worden. Dem Gouverneur des russischen Gebiets Rostow, Juri Sljusar, zufolge wurden Mitarbeiter und Passagiere aus einem Bahnhofsgebäude im Kreis Tschertkowo evakuiert. Nicht explodierte Munition sei auf das Dach des Gebäudes gefallen. Verletzte gebe es nicht.
Die russische Eisenbahn teilte mit, dass es durch eine herabgestürzte Drohne vorübergehend zu einem Stromausfall gekommen sei. Verspätung von teilweise mehreren Stunden haben demnach 26 Personenzüge.
Die Ukraine wehrt sich mehr als dreieinhalb Jahren gegen eine russische Invasion./fko/ksr/DP/mis