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Der Augsburger Getriebe-Spezialist kämpft nach dem spektakulären Börsengang mit schweren Turbulenzen.
Während die Aktie im Juni des Jahres noch über 80 Euro notierte, zeigt der Kurs jetzt beunruhigende Schwäche. Das Unternehmen punktet zwar mit innovativen Militärtechnologien und vollen Auftragsbüchern, doch die Bewertung scheint völlig überzogen. Großinvestor Triton hat bereits seine kompletten Anteile abgestoßen - ein Warnsignal für alle anderen Aktionäre. Die politische Stimmung könnte sich schnell ändern, und dann droht ein brutaler Absturz. Charttechnisch deutet einiges auf weitere Verluste hin. Der 200-Tage-Durchschnitt bei 46,36 Euro könnte das nächste Ziel werden.
Zwischen Innovation und Unsicherheit
RENK Group hat sich seit dem Börsengang im Februar 2024 zu einem der bekanntesten deutschen Rüstungswerte entwickelt. Das Augsburger Unternehmen, früher eine Volkswagen-Tochter, spezialisiert sich auf Getriebe für Militärfahrzeuge und hat mit seinem neuen modularen Kampfpanzer-Getriebe durchaus innovative Ansätze entwickelt. CEO Alexander Sagel will den Wildwuchs auf dem NATO-Panzermarkt bekämpfen. Zu viele unterschiedliche Getriebemodelle machen die Logistik kompliziert und teuer. Das neue einheitliche System soll Kosten senken und die Wartung vereinfachen. Rheinmetall, KNDS und andere große Panzerbauer müssen sich allerdings erst auf diese Standardlösung einlassen. Die Auftragsbücher sind voll, das passt. Die NATO-Länder erhöhen ihre Militärausgaben kräftig. Trotzdem bleibt die Frage: Wie lange hält dieser Boom an? Die Friedensbemühungen in der Ukraine zeigen bereits erste Auswirkungen auf die Rüstungsbranche. Wenn der politische Wind dreht, könnte es schnell ungemütlich werden. Wenn Aufträge storniert oder verschoben werden, wackelt die ganze Bewertung - und die ist derzeit recht sportlich.
Charttechnik
Der Blick auf den Chart verrät nichts Gutes. Nach dem Rekordhoch bei 86,29 Euro im Juni ist die Aktie bereits um einige Prozente gefallen. Zwar konnte sich der Kurs zuletzt vom Augusttief bei 53,80 Euro etwas erholen, doch die technischen Indikatoren bleiben schwach. Der kurzfristige Aufwärtstrend bei 63 Euro wurde zwar überwunden, aber das reicht noch lange nicht für Entwarnung. Die nächste Widerstandszone liegt zwischen 73 und 77 Euro - ein weiter Weg bei der aktuellen Schwäche. Viel bedrohlicher aber wirkt der 200-Tage-Durchschnitt bei 46,36 Euro. Sollte die Aktie dorthin abrutschen, wären weitere 30 Prozent Verlust möglich. Das Handelsvolumen beim jüngsten Anstieg war nicht überzeugend. Echte Kaufeuphorie sieht anders aus. Eher wirkt es wie eine technische Gegenbewegung in einem intakten Abwärtstrend. Anleger sollten sich nicht täuschen lassen. Der RSI liegt bei 57 und lässt genügend Spielraum nach unten zu.
Was tun?
Die fundamentale Bewertung von RENK Group ist sportlich, andere würden sie als schlicht absurd beszeichnen. Rüstungsaktien werden derzeit mit einem Vielfachen ihrer erwarteten Umsätze gehandelt. Das kann nur gutgehen, solange die politische Stimmung stimmt. Doch genau hier liegt das Problem. Die jüngsten Halbjahreszahlen zeigen zwar noch solides Wachstum, aber rechtfertigen nicht ansatzweise die aktuelle Bewertung. Das Unternehmen ist teurer als viele etablierte Industriekonzerne mit deutlich stabileren Geschäftsmodellen. Besonders bedenklich ist der komplette Ausstieg von Großinvestor Triton. Finanzprofis verkaufen normalerweise nicht ohne guten Grund. Sie kennen die Zahlen genauer als Privatanleger und haben oft bessere Informationen über die Zukunftsaussichten. Die Analysten bleiben zwar derzeit noch optimistisch, mit teilweise hohen Kurszielen, doch Bankanalysten lagen in der Vergangenheit bei Rüstungsaktien auch nicht immer zielgenau richtig, sondern auch eher mal zielgenau daneben. Zu schnell ändert sich die politische Großwetterlage. Anleger sollten ihre RENK-Positionen zumindest absichern. Die Kombination aus übertriebener Bewertung, schwacher Charttechnik und unsicheren politischen Rahmenbedingungen macht die Aktie zu einem Hochrisiko-Investment. Der Weg zum 200-Tage-Durchschnitt bei knapp 46 Euro ist frei.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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