DJ MARKT-AUSBLICK//US-Inflationsdaten wichtiger als französisches Vertrauensvotum
Von Manuel Priego Thimmel
DOW JONES--Gespannt sind derzeit die Blicke nicht nur an den Finanzmärkten nach Paris gerichtet. Am Montag stellt sich Regierungschef François Bayrou dem Vertrauensvotum der Parlamentarier. Beobachter gehen fest davon aus, dass er dieses nicht überstehen wird. AM Markt dürfte das aber schon eingepreist sein. Nachdem die französischen Markzinsen seit der Ankündigung des Votums schon gestiegen sind, erscheinen weitere größere Verwerfungen unwahrscheinlich. Mehr Impulse für die Märkte könnten da schon US-Inflationszahlen für August bringen. Die große Frage ist, ob und in welchem Ausmaß sich in ihnen die Folgen der Importzölle zeigen werden.
Sollte Bayrou fallen, ist nicht davon auszugehen, dass Präsident Emmanuel Macron Neuwahlen ausrufen wird. Vielmehr dürfte Macron einen neuen Premier benennen, wie er das bereits 2024 schon einmal getan hat. Dieser wäre aber mit den gleichen Problemen wie Bayrou und dessen Vorgänger Michel Barnier konfrontiert. "Kaum etwas spricht dafür, dass dieser neue Regierungschef diese Konfrontation erfolgreicher gestalten könnte, zumal das Näherrücken der Präsidentenwahl die politischen Lager wohl kaum kompromissbereiter machen würde", so die Analysten der Commerzbank.
Eine Haushaltskonsolidierung ist mithin nicht in Sicht. Auch wenn sich die Renditen an den französischen Anleihemärkten zuletzt wieder leicht zurückgebildet haben, stehen sie strukturell auf einem höheren Niveau als zuvor. Auf längere Sicht drohe ein weiterer Anstieg der Risikoaufschläge, wenn sich keine Lösung der Schuldenproblematik abzeichne, warnt die Commerzbank. In diesem Fall sei auch eine krisenhafte Zuspitzung der Situation möglich, die dann wohl die EZB auf den Plan rufen würde.
Für mehr Bewegung könnten am Donnerstag die US-Verbraucherpreise für August sorgen. In den vergangenen Monaten war durchaus ein - laut der Commerzbank bisher allerdings moderater - Effekt der Zölle schon zu sehen. Der Konsens geht von einem Preisauftrieb von 2,9 Prozent zum Vorjahr, nach 2,7 Prozent im Juli.
Ein stärkerer Anstieg würde die US-Notenbank in die Bredouille bringen, und das ganz ohne zusätzlichen Druck aus dem Weißen Haus, die Zinsen zu senken. Denn an den Märkten wird nicht nur fest damit gerechnet, dass sie am 17. September die Leitzinsen senken, sondern auch, dass sie den Startschuss zu einem Zinssenkungszyklus geben wird. Bis Juni 2026 werden aktuell Zinssenkungen um mehr als 100 Basispunkte eingepreist.
Nach Einschätzung von Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck bergen die US-Preisdaten am meisten Sprengstoff: "Treiben die Preiserhöhungen die US-Inflation bereits im August auf 3 Prozent oder gar darüber, dann würden die Inflationsbedenken spürbar zunehmen - was die sowieso schon steigenden Langfristrenditen noch mehr treiben und die Fed-Erwartungen hinsichtlich der für den 17. September eingepreisten ersten Leitzinssenkung dieses Jahr doch noch einmal ins Wanken bringen könnte."
Der DAX ist ein Stehaufmännchen
Derzeit sieht es danach aus, dass der Zinspfad zwischen der EZB und der Fed auseinander laufen wird, denn es gilt als ausgemacht, dass die EZB auf ihrer Sitzung am kommenden Donnerstag das Leitzinsniveau bestätigen wird. Ein wachsende Zahl von Beobachtern glaubt auch nicht mehr, dass die Währungshüter in naher Zukunft die Zinsen senken werden. Das spricht für eine Aufwertung des Euro auf Stände über 1,20 Dollar, was ab einem gewissen Punkt auch zur Belastung für europäische Aktien werden könnte.
Der DAX bleibt nach Ansicht von Robomarkets aber ein "Stehaufmännchen". Nach einem holprigen Start in den Börsenmonat September hätten die Anleger wieder in ihren optimistischen Kaufmodus zurückgefunden. Der DAX könnte mit der Überwindung der 23.800er-Marke den kleinen Einbruch schnell wieder vergessen machen. "Trotz geopolitischer Risiken, hoher Anleiherenditen und der anstehenden Arbeitsmarktdaten aus den USA zeigen die Investoren weiterhin eine hohe Risikobereitschaft."
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September 05, 2025 07:00 ET (11:00 GMT)
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