DJ MORNING BRIEFING - Deutschland/Europa
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires:
TAGESTHEMA
Frankreich hat einen neuen Premierminister: Der französische Präsident Emmanuel Macron ernannte den bisherigen Verteidigungsminister Sebastien Lecornu zum Nachfolger von François Bayrou, der am Vortag die Vertrauensfrage in der Nationalversammlung verloren hatte und daraufhin nach weniger als neun Monaten im Amt seinen Rücktritt einreichen musste. Von der 577 Sitze zählenden Nationalversammlung stimmten am Montag 364 Abgeordnete gegen die Minderheitsregierung. Größte Herausforderung für Lecornu dürfte die Verabschiedung eines Haushalts werden. Beobachter fürchten eine weitere Zunahme der französischen Staatsschulden.
AUSBLICK UNTERNEHMEN
07:30 ES/Inditex SA, Ergebnis 1H
08:00 GB/Associated British Foods plc (AB Foods), Trading Update
AUSBLICK KONJUNKTUR
- US 14:30 Erzeugerpreise August PROGNOSE: +0,3% gg Vm zuvor: +0,9% gg Vm Kernrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) PROGNOSE: +0,3% gg Vm zuvor: +0,9% gg Vm 16:30 Rohöllagerbestandsdaten (Woche) der staatlichen Energy Information Administration (EIA) Vorwoche
ÜBERSICHT FUTURES / INDIZES
Aktuell: Index zuletzt +/- % DAX Futures 23.825,00 +0,2% E-Mini-Future S&P-500 6.532,50 +0,3% E-Mini-Future Nasdaq-100 23.892,30 +0,2% Nikkei-225 (Tokio) 43.773,93 +0,7% Hang-Seng (Hongk.) 26.246,13 +1,2% Schanghai-Comp. 3.813,78 +0,2% Dienstag DAX 23.718,45 -0,4% DAX-Future 23.860,00 +0,5% XDAX 23.768,99 +0,2% MDAX 30.326,53 -0,4% TecDAX 3.626,79 -0,2% SDAX 16.595,52 -0,9% Euro-Stoxx-50 5.368,82 +0,1% Stoxx-50 4.563,07 +0,0% Dow-Jones 45.711,34 +0,4% S&P-500 6.512,61 +0,3% Nasdaq Composite 21.879,49 +0,4%
FINANZMÄRKTE
EUROPA
Ausblick: Mit einem gut behaupteten Start rechnen Händler. Die Märkte warten auf einige Großereignisse im Wochenverlauf wie die Aussagen der EZB zu den Zinsaussichten und vor allem auf eine Welle von Inflationsdaten. Bis dahin seien keine neuen Marktimpulse zu erwarten, heißt es. Besonders nach den extrem schwachen US-Arbeitsmarktdaten vom Vortag stehen nun die Inflationsdaten im Blick. Denn die Gefahr einer Stagflation in den USA wird immer deutlicher. An einer Zinssenkung durch die US-Notenbank in der kommenden Woche um 25 Basispunkte bestehen fast keine Zweifel mehr. "Anleger freuen sich darauf, dass ein Zinssenkungszyklus von der Fed gestartet wird", sagt Marktstratege Jeff Schulze von Clearbridge Investments. Auch für Oktober und Dezember werden nun Zinssenkungen erwartet.
Rückblick: Gut behauptet - Die mit Spannung erwartete Revision der US-Arbeitsmarktdaten setzte kaum Akzente. Demnach lag die Beschäftigtenzahl bis März 2025 um 911.000 niedriger als bisher ausgewiesen. Analysten hatten lediglich eine Abwärtsrevision um 500.000 bis 700.00 prognostiziert. Die aktualisierten Beschäftigungszahlen von April 2024 bis März 2025 könnten Einfluss darauf haben, wie aggressiv die US-Notenbank die Zinssätze in der kommenden Woche - und darüber hinaus - senke, hieß es. Die Märkte preisten nun fast drei Zinssenkungen bis zum Jahresende ein. Die geplante Fusion von Anglo American (+9,1%) und Teck Resources sorgte für Konsolidierungsfantasie im Rohstoffsektor, der um 1,3 Prozent zulegte. Investition und Partnerschaft von ASML (+1,0%) mit dem KI-Unternehmen Mistral AI wertete die Citi langfristig positiv für ASML. Novartis (-0,3%) will das US-Biopharmaunternehmen Tourmaline Bio für rund 1,4 Milliarden US-Dollar übernehmen.
DAX/MDAX/SDAX/TECDAX
Etwas leichter - Zu den Verlierern im DAX gehörten die Aktien von BMW (-4,2%) und Mercedes-Benz (-1,4%). Aussagen auf der IAA kamen nicht gut an, wie es hieß. So erklärte BMW-Finanzvorstand Walter Mertl, der Markt sei aktuell relativ volatil, weshalb etwa das vierte Quartal 2025 eine große Herausforderung werde. Mit Blick auf China sagte er, dass im Juli und August die Absätze in etwa auf Vorjahresniveau gewesen seien, aber noch leicht rückläufig. Bei Mercedes-Benz hieß es, dass trotz erheblicher Kostensenkungen auch die neuen Elektrofahrzeuge noch nicht das Margenniveau der vergleichbaren Verbrennermodelle erreichten. Deutz schlossen von einer Kapitalerhöhung belastet 6 Prozent im Minus.
XETRA-NACHBÖRSE
Cancom gewannen auf Tradegate 3,5 Prozent. Der IT-Dienstleister will vom 22. September bis spätestens 18. September 2026 bis zu 3,152 Millionen eigene Aktien - entsprechend bis zu 10 Prozent des Grundkapitals - über die Börse erwerben.
USA - AKTIEN
Etwas fester - Alle drei Indizes haben zusammen auf einer Bestmarke geschlossen, was zum ersten Mal seit Dezember 2024 am selben Tag der Fall war. Nach der mit Spannung erwarteten Bekanntgabe der Revision der US-Arbeitsmarktdaten schloss die Wall Street im Plus. Die Anleger versuchten offenbar, die Sorgen über den Zustand der US-Wirtschaft hinter sich zu lassen. Denn der schwache Arbeitsmarkt nährte die Hoffnung auf mehr Zinssenkungen und stützte somit die Börse. Unitedhealth führten den Dow mit einem Plus von 8,7 Prozent an. Truist Securities hatte zuvor das Kursziel für die Aktie erhöht. Nebius haussierten mit 49,3 Prozent, nachdem das Unternehmen sich einen 19,4 Milliarden Dollar schweren Vertrag zur Bereitstellung von KI-Infrastruktur für Microsoft bis 2031 gesichert hatte. Unterdessen gaben Apple 1,5 Prozent nach. Der Technologiekonzern hatte neue Produkte vorgestellt und darunter ein dünneres "iPhone Air"-Modell. Marktbeobachter vermissten den großen Wurf.
USA - ANLEIHEN
Die Renditen erholten sich leicht von den jüngsten Abgaben. Die Rendite zehnjähriger Papiere stieg um 3 Basispunkte auf 4,079 Prozent. Anleger hätten sich bereits auf die anstehenden Inflationsdaten positioniert, hieß es. Die dürften niedriger ausfallen.
DEVISENMARKT
DEVISEN zuletzt +/- % 0:00 Vortag Mo, 17:12 Uhr % YTD EUR/USD 1,1714 +0,0% 1,1711 1,1749 +13,5% EUR/JPY 172,62 +0,0% 172,61 173,43 +6,4% EUR/CHF 0,9334 +0,0% 0,9334 0,9320 -0,6% EUR/GBP 0,8651 -0,1% 0,8659 0,8675 +4,9% USD/JPY 147,36 -0,0% 147,39 147,61 -6,2% GBP/USD 1,3540 +0,1% 1,3526 1,3543 +8,3% USD/CNY 7,0975 -0,0% 7,0982 7,0973 -1,6% USD/CNH 7,1212 -0,0% 7,1234 7,1234 -2,9% AUS/USD 0,6611 +0,4% 0,6585 0,6588 +6,5% Bitcoin/USD 111.575,65 +0,2% 111.317,80 112.683,80 +18,6%
Der Dollar gab unmittelbar nach der Veröffentlichung der Revision der US-Arbeitsmarktdaten zunächst leicht nach, holte die Abgaben aber schnell wieder auf. Zum Schluss der Wall Street legte der Dollar-Index um 0,4 Prozent zu. Im Verlauf hatte er den tiefsten Stand seit fast sieben Wochen markiert.
Der Dollar gibt am Morgen einen Teil seiner Vortagesaufschläge schon wieder ab - der Dollar-Index büßt 0,1 Prozent ein. Die jüngsten Daten vom Arbeitsmarkt machten mehr Zinssenkungen in den USA immer wahrscheinlicher, heißt es. Die Fed dürfte den Leitzins in diesem Monat senken und damit einen Lockerungszyklus von 125 Basispunkten einleiten, mutmaßt ANZ-Analyst Brian Martin. Die größte Sorge der Zentralbank sei dabei die Schwäche am Arbeitsmarkt. Der Einbruch bei den Neueinstellungen habe ANZ veranlasst, ihre Prognose um Zinssenkungen im Umfang von 50 Basispunkten zu erhöhen.
ROHSTOFFE
ÖL
ROHÖEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 63,26 62,63 +1,0% 0,63 -12,8% Brent/ICE 67,03 66,39 +1,0% 0,64 -11,2%
Die Ölpreise stiegen weiter (+0,7%). Grund für den Anstieg war zum einen die Erwartung weiterer Sanktionen gegen Russland sowie der Angriff Israels auf die Führungsspitze der Hamas in Katar. Dies habe die Befürchtung einer Ausweitung des Konflikts auf die gesamte Region geschürt, sagte ein Händler. Katar produziert rund 1,7 Millionen Barrel Öl täglich und ist der drittgrößte Exporteur von verflüssigtem Erdgas der Welt.
METALLE
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold 3.642,74 3.626,00 +0,5% 16,74 +38,5% Silber 41,08 40,93 +0,4% 0,15 +43,3% Platin 1.182,70 1.171,45 +1,0% 11,25 +34,5% Kupfer 4,59 4,57 +0,4% 0,02 +11,6% YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags (Angaben ohne Gewähr)
Der Goldpreis legte zunächst weiter zu und markierte bei knapp 3.675 Dollar je Feinunze ein neues Rekordhoch, bevor Gewinnmitnahmen einsetzten. Die Feinunze zeigte sich dann zur Schlussglocke an der Wall Street mit 0,2 Prozent im Minus bei 3.630 Dollar. Seit Jahresbeginn steht ein Plus von 38,5 Prozent zu Buche. Käufe durch Zentralbanken und die Nachfrage von Anlegern, die nach Alternativen zu Staatsanleihen suchten, trieben den Preis übergeordnet weiter an, sagte Analystin Ipek Ozkardeskaya von Swissquote.
MELDUNGEN SEIT VORTAG 17.30 UHR
KONJUNKTUR USA
JP-Morgan-CEO Jamie Dimon glaubt, dass die US-Wirtschaft schwächer werde. "Ich weiß nicht, ob wir uns auf dem Weg in eine Rezession befinden oder wir nur schwächer werden", sagte er.
BERICHTSPFLICHT USA
In den Vereinigten Staaten gewinnt die Diskussion um einen Abbau von Berichtspflichten für Unternehmen an Fahrt. So stellt der Börsenbetreiber Long-Term Stock Exchange (LTSE) die seit über 50 Jahren gelebte Praxis infrage, gemäß der öffentlich gehandelte Gesellschaften vierteljährlich über ihre Finanzkennziffern und Geschäftsentwicklung informieren. Nach Insiderberichten haben Vertreter des Marktbetreibers ihren Vorschlag, die Zahl der verpflichtenden Zahlenvorlagen auf zwei pro Jahr zu reduzieren, zuletzt mit dem Regulierer SEC diskutiert. Der Regulator, der unter US-Präsident Donald Trump eine umfassende Deregulierung anpeilt, habe dabei ermutigende Signale gesendet. (Börsen-Zeitung)
INFLATION CHINA
Chinas Verbraucherpreisindex ist im August stärker als erwartet gesunken, was die Befürchtung verstärkt, dass sich die Deflation verfestigen könnte. Auch die Erzeugerpreise gaben im Vorjahresvergleich weiter nach. Daten von Chinas Nationaler Statistikbehörde (NBS) zufolge ist der Index im August um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken, nachdem er im Juli unverändert geblieben war. Eine Umfrage des Wall Street Journal unter Ökonomen hatte einen Rückgang um 0,2 Prozent prognostiziert. Der Erzeugerpreisindex sank im August im Jahresvergleich um 2,9 Prozent. Der Rückgang war damit weniger stark als im Vormonat mit 3,6 Prozent. Die befragten Ökonomen hatten mit einem Rückgang um 2,8 Prozent gerechnet. Im Monatsvergleich blieben die Erzeugerpreise im August nach monatelangem Rückgang unverändert.
CANCOM
will eigene Aktien zurückkaufen. Der IT-Dienstleister will bis spätestens 18. September 2026 bis zu 3,152 Millionen eigene Aktien - entsprechend bis zu 10 Prozent des Grundkapitals - über die Börse erwerben.
NOVO NORDISK
senkt Prognose für operatives Gewinnwachstum 2025 auf 4 bis 10 (bisher 10-16) Prozent.
ORACLE / SAP
Der US-Soft- und Hardwarehersteller hat im ersten Quartal 2025/26 ein deutliches Wachstum beim Konzern-Auftragsbestand verbucht. In der Folge gibt die Gesellschaft einen optimistischeren Ausblick für das Wachstum ihrer Cloud-Sparte.
ASML
Mit dem Einstieg in Mistral AI will der niederländische Chipmaschinenhersteller ASML die KI-gestützten Rechenmodelle für seine eigene Produktion optimieren. Finanzvorstand Roger Dassen nannte im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als Beispiel die Frage, wie sich in der hochkomplexen Chipproduktion Variablen wie Temperatur, Feuchtigkeit und Druck auswirken. "Da ist KI ein sehr wichtiger Faktor, um die Modelle noch viel besser zu gestalten." ASML arbeitet mit dem KI-Anbieter Mistral schon zusammen - steigt nun aber mit einem Anteilspaket ein und geht eine strategische Partnerschaft ein.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/ros/flf
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September 10, 2025 01:34 ET (05:34 GMT)
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