BERLIN (dpa-AFX) - Im Berliner Südosten sind auch mehr als 24 Stunden seit dem Beginn des Stromausfalls rund 20.000 Haushalte ohne Elektrizität. Die Tiefbauarbeiten an der Brandstelle in Johannisthal seien in der Nacht fortgesetzt worden, teilte der Netzbetreiber Stromnetz Berlin am Morgen mit. Es werde aber voraussichtlich noch bis Donnerstagabend dauern, bis die Stromversorgung überall wieder hergestellt sei.
Polizei und Feuerwehr meldeten aus der Nacht keine größeren Zwischenfälle, die im Zusammenhang mit dem Stromausfall gestanden hätten. Die Notrufnummer 112 könne weiterhin eingeschränkt sein, sagte ein Feuerwehrsprecher. Die 15 Notruf-Annahmestellen in dem Gebiet seien deshalb weiterhin besetzt. Die Feuerwehr hatte zudem am Dienstag vier sogenannte Katastrophenschutz-Leuchttürme aufgestellt, an denen betroffene Anwohnerinnen und Anwohner etwa ihr Handy aufladen können und Informationen erhalten. Auch diese seien weiterhin besetzt.
Arbeiten laufen unter Hochdruck
Stromnetz Berlin arbeitet derweil unter Hochdruck daran, den Schaden zu reparieren. "Die durch den Brand beschädigten Leitungen sind aktuell leider nicht nutzbar", teilte das Unternehmen mit. Deshalb müssten in Johannisthal mehrere Kabel miteinander verbunden werden. Die ganze Nacht hindurch seien Kabel dafür aus der Erde geholt und mit großen Kupplungen, sogenannten Muffen, miteinander verbunden worden.
"Diese Muffen sind mehr als zwei Meter groß und verbinden armdicke Kabel. Sie müssen staubfrei montiert werden. Das ist sehr komplex und dauert etliche Stunden", hieß es von Stromnetz Berlin.
Der Stromausfall in dem Gebiet dauert seit mehr als 24 Stunden an. Ursprünglich waren rund 50.000 Haushalte ohne Strom. Betroffen sind die Ortsteile Niederschöneweide, Köpenick, Grünau, Johannisthal, Adlershof, Bohnsdorf und Altglienicke.
Mutmaßlicher Brandanschlag
Grund dafür ist mutmaßlich ein Brandanschlag auf zwei Strommasten in Johannisthal. Das Landeskriminalamt prüft ein Bekennerschreiben, das auf der linksradikalen Internetseite "Indymedia" veröffentlicht wurde. Der Polizei zufolge gilt es als authentisch und realistisch.
Aus Sicht des innenpolitischen Sprechers der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Martin Matz, hat es für eine solche Tat Spezialwissen gebraucht. Irgendwo einen Brand legen könne quasi jeder, sagte er im RBB-Inforadio. Allerdings: "Wenn man sieht, wo diese Strommasten in Johannisthal stehen oder gestanden haben, dass die etwas mit der Stromversorgung in Adlershof zu tun haben, ist nicht so völlig einsichtig", betonte Matz. Das müsse man wissen.
"Mindestens stellt sich die Frage, ob möglicherweise Insider-Informationen oder Informationen, wie man sowas genau macht, weitergegeben worden sind", sagte er. Es habe in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe an Anschlägen in Berlin gegeben, die sich gegen die kritische Infrastruktur richteten. "Und das ist natürlich schon auffällig, dass das immer wieder passiert."/maa/DP/jha