JERUSALEM (dpa-AFX) - Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu stimmt sein Volk auf eine drohende wachsende internationale Isolation seines Landes ein. Israel müsse sich an eine "Wirtschaft mit autarken Eigenschaften" gewöhnen, obwohl er selbst klarer Verfechter eines freien Marktes sei, sagte der Regierungschef bei einer Wirtschaftskonferenz.
Sorge vor Rüstungsblockaden
Besonders im Rüstungsbereich sei zu befürchten, dass Israel in Zukunft "blockiert" werden könnte, sagte Netanjahu. Daher müsse es seine eigenen Waffen herstellen. "Wir sind Athen und Sparta", sagte der Premier in einem Vergleich mit den Stadtstaaten im antiken Griechenland. Besonders Sparta war für seine militärisch geprägte Gesellschaft und Kriegerkaste bekannt. "Wir werden Athen und Super-Sparta sein", sagte Netanjahu.
Oppositionspolitiker kritisierten diese Äußerungen scharf. Nach israelischen Medienberichten reagierte die Börse in Tel Aviv mit Kursverlusten auf Netanjahus Worte.
Netanjahu warf China und Katar vor, Riesensummen zu investieren, um in westlichen Medien eine antiisraelische Agenda voranzutreiben. Er beschrieb Katar außerdem als eines der Israel feindlich gesinnten Länder. Europäische Regierungen stünden auch unter Druck muslimischer Minderheiten, gegen Israel vorzugehen, sagte Netanjahu nach Angaben des israelischen TV-Senders N12.
Internationale Kritik und Sanktionen
Angesichts des harten Vorgehens im Gaza-Krieg ist Israel international immer stärker isoliert. Anfang August hatte Bundeskanzler Friedrich Merz einen Teilstopp deutscher Rüstungsexporte nach Israel verkündet.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte zudem angekündigt, alle Zahlungen der EU-Kommission an Israel auszusetzen. Darüber hinaus kündigte sie an, den EU-Staaten Vorschläge für Sanktionen gegen extremistische Minister und gegen gewalttätige Siedler zu unterbreiten. Auch wolle man den Mitgliedstaaten empfehlen, in einem Partnerschaftsabkommen enthaltene Handelsvereinbarungen auszusetzen.
Auslöser des Gaza-Krieges war der Terrorüberfall der islamistischen Hamas am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1.200 Menschen in Israel getötet und mehr als 250 in den Gazastreifen verschleppt worden waren. Nach palästinensischen Angaben wurden seit Kriegsbeginn im Gazastreifen mehr als 64.900 Palästinenser getötet, wobei nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterschieden wird. Weite Teile des dicht besiedelten Küstenstreifens wurden im Krieg zerstört./le/DP/stw