DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
ZEW-Konjunkturerwartungen steigen im September unerwartet
Die Konjunkturerwartungen von Investoren für Deutschland haben sich im September unerwartet aufgehellt, wobei sich die Beurteilung der aktuellen Lage weiter eintrübte. Der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen stieg auf plus 37,3 (August: plus 34,7) Punkte, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten dagegen mit einem Rückgang auf plus 26,3 Punkte gerechnet. Der Index zur Beurteilung der Konjunkturlage verschlechterte sich auf minus 76,4 (minus 68,6) Punkte. Ökonomen hatten einen Rückgang auf minus 75,0 Punkte erwartet.
ZEW-Anstieg "fällt vom Himmel"
Der unerwartete Anstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland im September ist nach Aussage von Alexander Krüger, Chefvolkswirt von Hauck Aufhäuser Lampe, angesichts der globalen und innenpolitischen Gemengelage "irgendwie von Himmel gefallen". "Es bleibt abzuwarten, ob Unternehmen den freundlichen Analystenausblick bestätigen werden", schreibt er in einem Kommentar. Die als noch schlechter bewertete aktuelle Lage sei jedenfalls ein erneuter Schlag ins Gesicht.
Eurozone-Produktion steigt im Juli leicht
Die Industrie im Euroraum hat ihre Produktion im Juli leicht gesteigert. Wie die Statistikbehörde Eurostat mitteilte, stieg die Produktion (ohne Bauwirtschaft) gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 0,3 Prozent. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Anstieg um 0,4 Prozent erwartet. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Industrieproduktion um 1,8 Prozent höher. Volkswirte hatten mit einem Zuwachs um 1,7 Prozent gerechnet.
Arbeitskosten im Euroraum steigen im zweiten Quartal um 3,6 Prozent
Die Arbeitskosten in der Eurozone sind im zweiten Quartal 2025 gegenüber dem Vorjahr um nominal 3,6 (Vorquartal: 3,4) Prozent gestiegen. Dahinter stand ein Anstieg der Lohnkosten um 3,7 (zuvor: 3,5) Prozent und ein Anstieg der Lohnnebenkosten um 3,4 (3,2) Prozent, wie die Statistikbehörde Eurostat auf Basis kalenderbereinigter Daten mitteilte. In der gesamten EU erhöhten sich die Arbeitskosten um 4,0 (4,1) Prozent.
Bundesbank: Gewerbeimmobilien dürften Banken zunehmend belasten
Notleidende Gewerbeimmobilienkredite werden die deutschen Banken nach Einschätzung der Bundesbank in nächster Zeit zunehmend belasten. "Aufgrund der schwachen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, der nach wie vor nicht überwundenen Schwäche am Gewerbeimmobilienmarkt und anstehender Refinanzierungen niedrig verzinster Kredite sind in den nächsten Quartalen weitere Anstiege der NPL-Quoten sowie der Risikovorsorge wahrscheinlich", heißt es in einem Bericht zur Ertragslage der Kreditinstitute.
Konjunktur könnte EZB-Zinserhöhung im 4Q/2026 ermöglichen
Die Europäische Zentralbank (EZB) könne im vierten Quartal 2026 mit Zinserhöhungen beginnen, da sich das Wachstum verbessere, sagte Paul Hollingsworth von BNP Paribas in einem Webinar. "Das Wachstum sollte bis dahin angezogen haben", so der Leiter der Abteilung für die Volkswirtschaften der Industrieländer. Die Geldmärkte zeigen, dass die Anleger den Zinssenkungszyklus der EZB für wahrscheinlich beendet halten. Laut Daten von LSEG preisen sie nur Zinssenkungen von etwa 10 Basispunkten für den Zeitraum um März oder April 2026 ein.
Fed dürfte sich für Zinssenkung um 25 Basispunkte entscheiden
Die US-Notenbank wird sich am Mittwoch höchstwahrscheinlich für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte entscheiden, während einige abweichende Mitglieder für 50 Basispunkte stimmen könnten, schreibt Marco Meijer von Mediolanum. "Obwohl ein schrittweiser Lockerungspfad unser Basisszenario ist, bleibt das Tempo der Zinssenkungen ungewiss, da die Auswirkungen der Zölle im weiteren Jahresverlauf noch spürbar werden könnten", so der stellvertretende Leiter des Bereichs Fixed Income.
Fed steht wegen fortgesetzter Zinssenkungen unter Druck
Die Märkte und die Trump-Regierung üben zunehmend Druck auf die Federal Reserve aus, die Zinsen zu senken. Die Inflation und die andere Seite des doppelten Mandats würden jedoch möglicherweise für eine geringere Lockerung sprechen, schreibt Matthias Scheiber von Allspring Global Investment in einer Researchnotiz. "Der Markt preist eine Reihe von Senkungen (75 Basispunkte) bis zum Jahresende und einen fortgesetzten Lockerungszyklus bis ins nächste Jahr hinein ein - wir können klar erkennen, dass der FOMC in einer Zwickmühle steckt", meint der Leiter für Multi-Asset-Lösungen.
Fed dürfte Zinsen 2025 um insgesamt 75 Basispunkte senken
Die Federal Reserve werde in diesem Jahr kumulative Zinssenkungen von 75 Basispunkten vornehmen, erwartet Kaspar Hense von RBC BlueBay Asset Management. Diese Erwartung entspreche laut Daten von LSEG weitgehend der Markteinschätzung. Eine Zinssenkung um 25 Basispunkte in dieser Woche sei "so gut wie sicher", sagte der Portfoliomanager. "
Bank of Japan dürfte für den Rest des Jahres stillhalten
Die Bank of Japan (BoJ) dürfte ihren Leitzins für den Rest dieses Jahres unverändert lassen, schreibt Tom Kenny, Senior International Economist bei ANZ Research, in einem Bericht. Eine größere Unsicherheit über die Auswirkungen der US-Zölle auf die Wirtschaft und die politische Lage in Japan dürfte die Zentralbank bis zum nächsten Jahr an der Seitenlinie halten, meint er. Die BoJ hatte die Zinsen zuletzt Anfang 2025 angehoben. Ein wesentlicher Grund für die Pause sei die Änderung des Inflationsausblicks der BoJ für das Geschäftsjahr 2026, der unter das Preisstabilitätsziel von 2 Prozent gesenkt worden sei, sagt er.
EU-Kommission will Fusionskontrollregeln beschleunigt reformieren
Die EU muss nach Aussage von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ihre Überprüfung der Anwendung ihrer Fusionskontrollvorschriften vorantreiben. Die Wettbewerbsbehörde der Kommission ist gerade dabei, ihre Fusionsleitlinien zu überarbeiten, in denen festgelegt ist, wie die Beamten die EU-Gesetzgebung zu Fusionen und Übernahmen anwenden. Die Beamten baten im Sommer um Rückmeldungen zu den Leitlinien, und der Prozess soll bis 2027 abgeschlossen sein.
Peking plant gezielte Maßnahmen statt breiter Konjunkturimpulse
Die chinesische Politik wird nach Einschätzung von Weiheng Chen von der J.P. Morgan Private Bank eher gezielte Maßnahmen zur Stützung des Immobiliensektors und des Arbeitsmarktes ergreifen, als auf breit angelegte Konjunkturimpulse zu setzen. Allerdings werde der Druck, substanziellere Maßnahmen zu ergreifen, wahrscheinlich weiter zunehmen, sollte sich abzeichnen, dass die Wirtschaft ihr Wachstumsziel von 5 Prozent verfehlen könnte, meint Chen.
DJG/DJN/apo
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September 16, 2025 07:30 ET (11:30 GMT)
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