Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand der mwb Wertpapierhandelsbank AG:
Nun ist sie also vorbei - die größte Automesse der Welt. Für viele ist sie mehr als eine Branchenschau. Sie gilt als Barometer für die bedeutendste Industrie Europas, als Seismograf für die wirtschaftliche Verfassung des Standorts Deutschland. Messen sollten Orte der Innovation sein, Räume für Visionen, für Zukunftsentwürfe. Doch in München wirkte es eher, als würde ein ganzes Industriebündnis auf Sicht fahren - und das im Nebel. Während chinesische Hersteller mit beeindruckendem Selbstbewusstsein ihre elektrischen Zukunftspläne ausrollten, suchten viele deutsche Aussteller Schutz in der Vergangenheit. Augen zu, durchhalten, hoffen, dass es die Politik schon irgendwie richten wird. Zurück in die Höhle. Vorwärts nimmer - rückwärts immer?
Die enge Allianz zwischen Politik und Autoindustrie erlebt gerade ihr neuestes Kapitel: Die Debatte um das geplante Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2035 bringt altbekannte Reflexe zurück. CSU-Chef Markus Söder warnt vor einem "wirtschaftlichen Kollaps" - als würde mit dem Ende des Verbrenners auch gleich der Untergang des Industriestandorts eingeläutet. Zielscheibe dieser Alarmrhetorik ist EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die zum Autogipfel geladen hat, um über eine Regel zu sprechen, die längst beschlossen ist.
Ab 2035 sollen in der EU nur noch Neuwagen zugelassen werden, die keine CO2-Emissionen verursachen. Der Verbrenner wäre damit Geschichte - mit einer politisch hart erkämpften Ausnahme: synthetische Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels. Für manche ein Hoffnungsträger, für andere ein teures ...
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