DJ KONJUNKTUR IM BLICK/Ifo und PMI beenden Q3
Von Hans Bentzien
DOW JONES--Es wird Herbst in Deutschland: Die Supermärkte haben schon ein paar Paletten Spekulatius abgesetzt, auf den Frankfurter Radwegen erscheinen erste Handschuh- und Mützenträger, und für Ifo-Index sowie die Einkaufsmanagerindizes werden September-Zahlen veröffentlicht - die letzten im dritten Quartal. Von jetzt an geht alles ganz schnell und dann ist Weihnachten. In der vor uns liegenden Woche stehen drei Zinsentscheidungen, das Ifo-Geschäftsklima und US-Inflationszahlen an. Außerdem veröffentlichen die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute ihr Herbstgutachten.
PBoC lässt Referenzzins für Unternehmenskredite unverändert
Chinas Zentralbank dürfte eines ihrer wichtigsten geldpolitischen Steuerungsinstrumente trotz zuletzt ausgesprochen schwacher Konjunkturdaten unverändert lassen. Analysten erwarten, dass die People's Bank of China (PBoC) den Referenzsatz für 1-jährige Unternehmenskredite bei 3,00 Prozent belassen wird und für 5-jährige bei 3,50 Prozent. Die Entscheidung wird am Montag (3.00 Uhr) bekanntgegeben.
SNB lässt Leitzins bei 0 Prozent
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte ihren Leitzins am Donnerstag (9.30 Uhr) bestätigen. Neigung zu einer weiteren Senkung gäbe es im geldpolitischen Rat angesichts des unfreundlichen außenwirtschaftlichen Umfelds möglicherweise - wenn der Leitzins nicht schon bei 0 Prozent läge. Nun hat zwar gerade die SNB in den vergangenen Jahren bewiesen, dass sie bereit ist, den Leitzins in negatives Territorium zu senken. Allerdings hat ihr noch relativ neuer Gouverneur Martin Schlegel inzwischen klargemacht, dass die Latte für einen solchen Schritt recht hoch liegt - wegen negativer Auswirkungen für Sparer, Pensionskassen und das Finanzsystem allgemein.
Die dritte Leitzinsentscheidung der Woche kommt von der schwedischen Riksbank (Dienstag, 9.30 Uhr). Volkswirte erwarten eine Bestätigung des Leitzinses von 2,00 Prozent. Zu den Konjunkturdaten:
Ifo-Geschäftsklimaindex steigt im September leicht
Der Ifo-Geschäftsklimaindex dürfte im September nach dem unerwarteten Anstieg im August erneut leicht zugelegt haben. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte rechnen mit einem Anstieg auf 89,2 (August: 89,0) Punkte. Die deutsche Industrie hatte in jüngster Zeit einige Lebenszeichen von sich gegeben, und Investoren hatten sich in der jüngsten ZEW-Umfrage etwas optimistischer gezeigt. Beeinflusst werden die Erwartungen für den Ifo-Index vermutlich noch von den am Vortag anstehenden Einkaufsmanagerindizes. Das Ifo-Institut veröffentlicht die Daten am Mittwoch (10.00 Uhr).
Über den eher kurzfristigen Horizont der Ifo-Umfrage hinaus schauen die deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute mit ihrem Herbstgutachten.
Wirtschaftsforschungsinstitute veröffentlichen Herbstgutachten
Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute veröffentlichen ihr Herbstgutachten. Im April hatten sie im Rahmen ihres Frühjahrsgutachtens für 2025 und 2026 Wachstumsraten des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) 0,1 und 1,3 Prozent prognostiziert. Seither ist einiges passiert - im Guten wie im Schlechten. US-Einfuhrzölle wurden erhöht, aber entgegen der Annahme des Frühjahrsgutachtens keine EU-Gegenzölle verhängt. Positiv auch, dass sich die Wirtschaft seither etwas besser als erwartet entwickelt hat. Andererseits: Die Zölle auf Stahl und Aluminium scheinen schlimmere Auswirkungen für die deutsche Industrie zu haben als bisher angenommen. Per Saldo könnte eine leichte Aufwärtsrevision der Prognose für 2025 herauskommen.
US-PCE-Inflation steigt im August
Der Inflationsdruck in den USA dürfte im August - durchaus unpassend zu den sich abzeichnenden Zinssenkungsplänen der Federal Reserve - erhöht haben. Analysten rechnen laut Factset-Konsens damit, dass der Preisindex der persönlichen Konsumausgaben (PCE-Deflator) gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozent gestiegen ist und um 2,8 (Juli: 2,6) über dem Niveau des Vorjahresmonats lag. Der von der Fed als Inflationsmaß favorisierte Kern-PCE-Deflator (ohne Energie und Nahrungsmittelpreise) dürfte um 0,2 und 3,0 (2,9) Prozent zulegen. Beide Messgrößen würden sich damit aus Sicht der Fed in die falsche Richtung bewegen. Aber angesichts der deutlichen Bremsung am Arbeitsmarkt scheint die Fed das derzeit außer Acht zu lassen.
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Umfrage der Uni Michigan unter Verbrauchern (Freitag, 16.00 Uhr) wegen der dort abgefragten Inflationserwartungen.
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September 19, 2025 10:11 ET (14:11 GMT)
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