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Die Deutsche Bank feiert ihre Rückkehr in den Euro Stoxx 50 und überschüttet Anleger mit Milliarden-Ausschüttungen.
Nach einem spektakulären 100-prozentigen Kursanstieg binnen Jahresfrist scheint das Frankfurter Geldhaus endlich wieder in der Champions League angekommen. Doch Vorsicht: Experten sehen den Kurs bei 31 Euro als weitgehend ausgereizt an. Nur noch vielleicht ca. drei bis vier Euro Luft nach oben, dafür droht ein schmerzhafter Absturz auf 25 oder sogar 20 Euro. Die DZ Bank mag optimistisch sein, doch die Realität könnte härter zuschlagen als gedacht.
Das große Comeback
Nach sieben Jahren Durststrecke ist die Deutsche Bank zurück wo sie hingehört. Die Aufnahme in den Euro Stoxx 50 ist mehr als nur ein symbolischer Erfolg. Indexfonds müssen automatisch zugreifen, das sorgt für strukturelle Nachfrage. Gleichzeitig öffnet das Management die Geldschleusen weit: 2,3 Milliarden Euro fließen 2025 an die Aktionäre zurück. Das neue Rückkaufprogramm über 250 Millionen Euro läuft bis November 2025.
Zusammen mit bereits laufenden Programmen summieren sich die Rückkäufe auf eine ganze Milliarde. CEO Christian Sewing zeigt damit, dass die Bank finanziell wieder auf soliden Beinen steht. Die harte Kernkapitalquote von 14,2 Prozent gibt ihm den nötigen Spielraum. Besonders das Trading-Geschäft überrascht positiv. Im Anleihen- und Devisenhandel erwartet Finanzchef James von Moltke Wachstumsraten im hohen einstelligen Bereich. Das toppt die Analystenschätzungen von nur vier Prozent deutlich. Die Investmentbank funktioniert wieder als verlässlicher Geldsprudel. Die DZ Bank setzt noch einen drauf und hebt ihr Kursziel von 32 auf 34,50 Euro an. Analyst Philipp Häßler verweist auf die kontinuierliche Ergebnisverbesserung der letzten Jahre. Für 2026 kalkuliert er mit einer Ausschüttungsquote von 56 Prozent inklusive Dividenden und Aktienrückkäufen.
Charttechnik
Aus charttechnischer Sicht präsentiert sich ein gemischtes Bild. Der Kurs bei rund 31 Euro bewegt sich nahe dem Jahreshoch von 32,20 Euro. Die Rally der letzten Monate hat die Aktie in überkaufte Bereiche katapultiert. Wichtige Widerstandsmarken türmen sich zwischen 32 und 34 Euro auf. Die relative Stärke zeigt bereits erste Ermüdungserscheinungen. Aktuell liegt der RSI bei 65 Punkten. Nach dem explosiven Anstieg fehlt es an frischem Kapital für weitere Kurssprünge. Das Momentum flacht merklich ab. Gleichzeitig bilden sich bei steigenden Umsätzen erste Verteilungsmuster aus. Kritisch wird es, falls die Aktie unter die 30-Euro-Marke rutscht. Dann droht ein Rückfall bis zur nächsten Unterstützung bei ca. 25 Euro. Im schlimmsten Fall könnte sogar die psychologisch wichtige 20-Euro-Schwelle wieder ins Visier geraten. Die technischen Indikatoren sprechen eine klare Sprache: Der Aufwärtstrend zeigt erste Risse und könnte demnächst vorbei sein.
Was tun?
Die Deutsche Bank hat zweifellos eine beeindruckende Wende vollzogen. Die Rückkehr in den Euro Stoxx 50 und die großzügigen Ausschüttungen zeugen von neuer Stärke. Doch der aktuelle Kurs von 31 Euro spiegelt bereits viele oder die meisten positiven Entwicklungen wider. Fundamental betrachtet rechtfertigen die erwarteten Gewinne je Aktie von 2,92 Euro für 2025 kaum eine weitere Kursrally. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis bewegt sich bereits in anspruchsvollen Regionen. Die jüngsten Quartalszahlen waren zwar solide, doch Überraschungen nach oben werden seltener. Die makroökonomischen Risiken bleiben hoch. Steigende Kreditausfälle in einem schwächelnden Wirtschaftsumfeld könnten die Erholung schnell stoppen. Auch die politische Unsicherheit in Europa belastet den Bankensektor. Anleger sollten überlegen ihre Gewinne eng abzusichern und nicht den letzten Euro auszureizen. Bei 31 Euro scheint das Aufwärtspotenzial derzeit auf maximal drei bis 4 Euro begrenzt, während das Rückschlagspotenzial bis zu elf Euro betragen könnte. Das Chance-Risiko-Verhältnis spricht eindeutig für einen Verkauf. Wer zu lange wartet, könnte einen schmerzhaften Rücksetzer erleben.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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