DJ MARKT-AUSBLICK/DAX bleibt in Seitwärtsspanne gefangen
Von Manuel Priego Thimmel
DOW JONES--Die seit Monaten intakte Seitwärtsbewegung an den Börsen dürfte zunächst anhalten. Die sich nur langsam verbessernden Wirtschaftsdaten reichen nicht aus, um neue Kräfte im DAX freizusetzen. Zugleich sind die geopolitischen Risiken weiter hoch. Nach unten will der DAX aber offenbar auch nicht. Um das wichtige Unterstützungsniveau um 23.400 Punkte herum kommt immer wieder Kaufinteresse in den Markt.
Als "kalte Dusche" hat die Commerzbank den überraschenden Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindex für September bezeichnet. Niemand weiß genau, warum die Unternehmen im September weniger optimistisch in die Zukunft schauen. Aber viele Unternehmen haben auf einen Neustart in der Wirtschaftspolitik und eine bessere Standortqualität gesetzt, wobei der Streit in der Koalition deutlich macht, dass die Regierungsparteien sehr unterschiedliche wirtschaftspolitische Vorstellungen haben.
Allerdings darf darüber nicht vergessen werden, dass sich die rein konjunkturellen Rahmenbedingungen verbessert haben, so die Commerzbank. Zum einen habe die EZB ihre Leitzinsen halbiert, was mit einer üblichen Verzögerung von einigen Quartalen die Konjunktur anschieben dürfte. Zum anderen fahre die Bundesregierung eine sehr expansive Fiskalpolitik. Den Fiskalimpuls 2026 schätzen die Analysten auf mehr als 1 Prozent.
US-Arbeitsmarktdaten nächste Woche - es droht mal wieder ein Regierungs-Shutdown
Nächste Woche werden sich die Anleger aber zunächst den US-Arbeitsmarktdaten zuwenden. Diese sind spannend, da die beiden letzten Berichte enttäuscht haben und der Hauptgrund für die wieder gestiegenen US-Zinssenkungsspekulationen waren. Der anstehende September-Bericht könnte nach Einschätzung der Commerzbank nun wieder etwas günstiger ausfallen. So fielen im September der vergangenen Jahre die üblichen Revisionen der Stellenzahlen der beiden letzten Monate regelmäßig positiv aus.
Gegen einen steigenden DAX sprechen auch die anhaltenden geopolitischen Risiken. Die von US-Präsident Donald Trump verkündeten Zölle von 100 Prozent auf bestimmte importierte Pharmaprodukte machen deutlich, dass der Handelskrieg jederzeit wieder ausbrechen kann, wenngleich in dem Fall die Ankündigung nicht ganz unerwartet kam. "Für die zukünftige Inflation und damit Zinspolitik ist dies alles andere als eine gute Nachricht", sagt Robomarkets.
Daneben droht am 1. Oktober ein Regierungs-Shutdown, also die Schließung von Bundesbehörden nach Auslaufen des aktuellen Bundeshaushalts. Derzeit deutet für Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank, wenig auf eine rechtzeitige Einigung hin. Bei einer Nicht-Einigung hat Präsident Trump bereits Massenentlassungen im öffentlichen Dienst angekündigt.
Fast täglich Drohnen über der EU
Für Verstimmungen an den Börsen sorgen auch immer wieder die Anleihemärkte. Die Zinsdifferenz zwischen deutschen und französischen 10-jährigen Benchmarkanleihen ist wieder über das kritische Niveau von 80 Basispunkten gestiegen. Mit dem neuen Premier Sebastien Lecornu ist die französischen Haushaltskrise keineswegs verschwunden. Auch über die britische Staatsverschuldung macht sich der Markt zunehmend Sorgen. Das Thema hat das Zeug, jederzeit Börsen-Verwerfungen auszulösen.
Bislang keine Rolle an den Märkten spielt der zunehmende Konflikt zwischen Russland und der Nato. Fast täglich kommt es nun zu mutmaßlichen Sabotageakten und realen Verletzungen des europäischen Luftraums durch Drohnen, Schiffe und Kampfflugzeuge. Sollten die USA ihre Präsenz in Europa tatsächlich weiter reduzieren, wird dies Moskau sicherlich weiter ermuntern, europäische Toleranzgrenzen auszutesten. Das Eskalationsrisiko ist gewaltig.
Es ist erstaunlich, dass der DAX trotz des oben beschriebenen Umfelds nur knapp 5 Prozent unter dem Allzeithoch notiert. Was muss passieren, dass es an den Börsen wieder nach oben geht? Stützend würde wirken, wenn die Analysten damit beginnen, ihre Gewinnschätzungen in Erwartung des Fiskalschubs 2026 nach oben zu schrauben. Daneben spricht die Saisonalität ab Oktober für die Börsen. Es kommt frisches Geld an die Aktienmärkte, die Kurse steigen wieder - zumindest in der Regel.
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September 26, 2025 06:53 ET (10:53 GMT)
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