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Der Hype um D-Wave Quantum erreicht seinen Höhepunkt, doch unter der glänzenden Oberfläche brodelt es gewaltig. Während die Aktie neue Rekorde feierte, zeigten sich erste Risse im Fundament. Die Charttechnik sendet alarmierende Signale, die Konkurrenz zieht davon und selbst renommierte ETFs meiden das Papier. Was als Quantenrevolution begann, könnte sich schnell als teurer Irrtum erweisen. Die jüngsten Entwicklungen lassen nichts Gutes erahnen - ein Crash von 50 Prozent scheint möglicherweise nur noch eine Frage der Zeit. Wer jetzt noch an Bord bleibt, könnte eine böse Überraschung erleben. Die Party könnte vorbei sein, bevor sie richtig angefangen hat.
Die Konkurrenz überholt D-Wave links und rechts
IonQ z. B. macht D-Wave mit spektakulären Durchbrüchen das Leben schwer. Das Unternehmen verkündete stolz, dass seine Quantencomputer binnen neun Monaten um das 268-millionenfache leistungsfähiger geworden sind. Ein Algorithmus-Score von AQ 64 bedeutet, dass über 18 Trillionen Möglichkeiten gleichzeitig berechnet werden können. D-Wave kann da nur staunend zusehen. Die technologischen Fortschritte von IonQ bei der Photonenkonvertierung öffnen die Tür zum Quanten-Internet. Während IonQ mit dem Air Force Research Lab bahnbrechende Ergebnisse erzielt, bleibt D-Wave mit seiner Annealing-Technologie in der Nische gefangen. Analysten zweifeln bereits daran, ob diese Technologie überhaupt marktfähig ist. Das Unternehmen wirkt wie ein Dinosaurier in einer sich rasant entwickelnden Branche. Selbst die großen ETF-Anbieter haben D-Wave zum Teil längst abgeschrieben. Der Invesco Dorsey Wright Technology Momentum ETF ignoriert die Aktie komplett. Grund ist die fehlende Momentum-Stärke in den letzten Monaten. Auch der Spear Alpha ETF mit seinem aktiven Management hält nichts von D-Wave und bevorzugt stattdessen IonQ und Rigetti Computing. Nur ein einziger ETF, der Defiance Quantum ETF, traut sich noch an das Papier heran.
Charttechnik
Die technischen Indikatoren malen ein eher düsteres Bild für D-Wave. Trotz neuer Höchststände bei zuletzt 24,78 Euro zeigt der RSI negative Divergenzen. Das bedeutet: Die Kursstärke lässt nach, obwohl die Preise noch steigen. Ein klassisches Warnsignal vor einem Trendwechsel. Das neue Allzeithoch wurde nicht durch entsprechende Indikatoren bestätigt. Diese Schwäche deutet auf eine bevorstehende Korrektur hin. Experten sehen ein Abwärtspotenzial von bis zu 50 Prozent. Bei einem aktuellen Kurs von rund 22 Euro würde das einen Absturz auf 11 Euro bedeuten. Die jüngsten Verluste an einem Tag zeigen bereits erste Ermüdungserscheinungen. Gewinnmitnahmen setzen ein, nachdem die Aktie seit Jahresbeginn über 200 Prozent zugelegt hat. Diese extremen Bewertungen sind schlicht nicht haltbar. Der Markt korrigiert bereits die übertriebenen Erwartungen. Auch der 200er SMA liegt aktuell knapp unter 11 Euro. Dies wäre dann die Zielzone bei einer Korrektur der Aktie.
Fundamentale Schwächen werden immer sichtbarer
D-Wave kämpft weiterhin mit der Profitabilität. Bis 2030 rechnet kein Analyst mit schwarzen Zahlen. Das Unternehmen verbrennt Geld, ohne nachhaltige Erträge zu generieren. Die jüngste Kapitalerhöhung zeigt den Finanzbedarf deutlich auf.
Während Konkurrenten wie IonQ strategische Partnerschaften mit Regierungsbehörden eingehen, bleibt D-Wave außen vor. Die geplanten US-Regierungsinitiativen für Quantentechnologie könnten andere Unternehmen bevorzugen. D-Waves Annealing-Ansatz gilt als weniger vielseitig für Sicherheitsanwendungen. Die Marktprognosen von McKinsey sehen ein Wachstum von 4 auf 72 Milliarden Dollar bis 2035. Doch D-Wave wird vermutlich nur einen Bruchteil dieses Kuchens abbekommen. Die Technologie ist zu spezialisiert, die Anwendungsbereiche zu begrenzt.
Was tun?
Möglicherweise hilft verkaufen oder einen geeigneten Stoppkurs platzieren. D-Wave Quantum mag technologisch interessant sein, als Investment ist die Aktie jedoch hochriskant geworden. Die Bewertung ist völlig überzogen. Die Charttechnik warnt eindringlich vor einem Crash, die Konkurrenz zieht davon und die Fundamentaldaten rechtfertigen den Hype nicht. Wer Gewinne mitnehmen kann, sollte das eventuell in Erwägung ziehen. Ein Rücksetzer auf 11 Euro würde eine realistischere Bewertung darstellen, zwar immer noch teuer, aber auf niedrigerem Niveau. Erst dann könnte man über einen Wiedereinstieg nachdenken - falls das Unternehmen bis dahin seine technologischen und finanziellen Herausforderungen gemeistert hat. Bis dahin heißt es: Finger weg von diesem Quantenrisiko.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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